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BERICHT/136: Milchschokolade von 1839 "rekonstruiert" (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 20 vom 13. Dezember 2011

Milchschokolade von 1839 "rekonstruiert"
Die schmelzende Versuchung war damals eher rustikal

Von Uwe Hessel


Bereits 30 Jahre, bevor die Schweizer mit der ersten Milchschokolade auftrumpfen konnten, warb die "Dresdner Schokoladenfabrik Jordan & Timaeus" im Jahre 1839 bereits durch Anzeigen mit einer Weltpremiere - der ersten Milchschokolade überhaupt. Vor dieser Erfindung galt die Trinkschokolade als eine Köstlichkeit, die jedoch nur Frauen und Kindern vorbehalten war. Erst im Zuge des 19. Jahrhunderts, als das Militär sie als Stärkungsmittel für seine Soldaten entdeckte, begannen auch Männer von dem kakaohaltigen Produkt zu naschen. Die Sonderausstellung "Das süße Herz Deutschlands - Sachsens Schokoladenseite", die im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz seit dem 27. November besucht werden kann, hat die Geschichte der Schokolade ab etwa 3000 vor Christus bei den mittelamerikanischen Indianern über barocke Tafelfreuden bis zum Heute im Fokus seiner Betrachtung. Als eines der besonderen Highlights, die die Ausstellung bietet, konnte die besagte Milchschokolade von 1839 mit Hilfe der Technischen Universität Dresden rekonstruiert werden und wird in der Adventszeit sicherlich viele neugierige Blicke auf sich ziehen.

"Natürlich weicht die Milchschokolade, die es vor 172 Jahren gab, von der heutigen ab. Sie konnte beispielsweise keinen so zarten Schmelz aufweisen, hatte eine gröbere Struktur und eine andere Textur. Die damalige Technologie steckte einfach noch in den Kinderschuhen", so Dr. Yvonne Schneider, Professur Lebensmitteltechnik am Institut für Lebensmittel- und Bioverfahrenstechnik der TU Dresden.

Die Besucher der Ausstellung erhalten einen Einblick in die Geschichte der Dresdner Süßwarenindustrie und die des Dresdner Verpackungsmaschinenbaus. Besonders freut sich der WIMAD e.V., der die Ausstellung konzipiert hat, das Original modell einer Schokoladenfabrik präsentieren zu können, die die Heidenauer Maschinenfabrik Lehmann (ehemals VEB Maschinenfabrik Heidenau) einst in die UdSSR exportiert hat. Zudem werden weitere Großexponate wie eine Bonboneinschlagmaschine als Besonderheit im Sächsischen Industriemuseum in Chemnitz zur Schau gestellt. Dies ermöglicht, die Geschichte der Schokoladen-, Süß- und Dauerbackwarenindustrie in Sachsen ebenso aus dem Blickwinkel der damaligen Technik heraus zu betrachten. Wertvolle Leihgaben von etwa 50 verschiedenen, zum Teil auch privaten Leihgebern, ergänzen das Ausstellungsrepertoire. "Das süße Herz Deutschlands - Sachsens Schokoladenseite" ist bis zum 15. April 2012 geöffnet.


Weitere Informationen gibt es unter den Internetadressen:
www.dresden-kaffee.de, www.saechsisches-industriemuseum.de


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 22. Jg., Nr. 20 vom 13.12.2011, S. 5
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
Telefon: 0351/463-328 82
Telefax: 0351/463-371 65
E-Mail: uj@tu-dresden.de
Internet: www.tu-dresden.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2012