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BERICHT/149: II. Zukunftsforum Ernährungswirtschaft gibt der Branche Impulse (idw)


ttz Bremerhaven - 03.07.2012

"Die Zukunft wird gemacht"

II. Zukunftsforum Ernährungswirtschaft gibt der Branche Impulse



Was bewegt die Ernährungswirtschaft und was sollte sie selbst bewegen? Beim II. Zukunftsforum Ernährungswirtschaft in Hannover debattierten Fachgrößen mit Vertretern der Branche über die Herausforderungen der Lebensmittelwirtschaft. Der Abbau von EU-Bürokratie und der "Zukunftspreis 2013" für innovative Food-Konzepte stehen nun auf der Agenda. Ohne strategische F&E-Investitionen ist die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen gefährdet.

"Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen." Unter diesem Motto von Antoine de Saint-Exupéry stellten die Veranstalter das II. Zukunftsforum Ernährungswirtschaft am 13. und 14. Juni 2012 in Hannover. Denn die Lebensmittelbranche ist kein delphisches Orakel, sondern ein Aktionsfeld für "Macher". Der Handlungsbedarf ist konkret und für alle Beteiligten der Branche spürbar: Der Markt ist umkämpft wie selten zuvor. Steigender Preisdruck und umfassende lebensmittelrechtliche Vorgaben erschweren es den Produzenten, sich langfristig im Wettbewerb zu behaupten. Welchen Veränderungen unterliegt die Lebensmittelbranche und wie muss mein Unternehmen darauf reagieren? Das ttz Bremerhaven, die Martin Braun Gruppe und The Lifesights Company luden zwölf Experten aus der Lebensmittelwirtschaft, -forschung und dem Lebensmittelrecht ein, im Rahmen des Events vor rund 200 Vertretern der Branche zu referieren und mit ihnen zu diskutieren. Begleitet wurde die Fachkonferenz im Backforum der Martin Braun Gruppe von einem "Markt der Ideen", einer Erlebniswelt für Innovationen. "Keynote"-Sprecher war kein geringerer als Richard Oetker, persönlich haftender Gesellschafter der Holding Dr. August, Oetker KG sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Dr. Oetker GmbH, mit dem Vortrag "Unternehmer der Zukunft - Zukunft der Unternehmen. Menschlichkeit und Werte in der Unternehmenskultur". Die gesammelten Informationen zur Veranstaltung, die Vortragsthemen und Referenten sowie die Aussteller sind auf www.zukunftsforum-ernaehrung.de hinterlegt.


Zukunftssicherheit durch technologische Innovationen

Wichtig war den Teilnehmern, die Kundenbedürfnisse sowie Lifestyle-Gewohnheiten besser zu verstehen. Gleichzeitig herrschte die Einsicht vor, dass noch eine Menge Hausaufgaben direkt im Betrieb zu machen sind. Der wichtigste Punkt - vor betriebsorganisatorischen Fragen - war die technologische Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens angesichts rasch fortschreitender Entwicklungen. Weil echte Neuheiten nicht vom Himmel fallen, sind strategische Investitionen in angewandte F&E existenziell. Außerdem gilt die Lebensmittelbranche bei jungen und angehenden Ingenieuren als unspektakulär und verkrustet. Diesem Image möchte man mit zukunftweisenden Technologien, Verfahren und letztlich auch Produkten entgegentreten.

Als weitere Vorteile praxisnaher Entwicklung wurden messbare Effizienzsteigerungen und Kostenersparnisse genannt. Bessere Kontrolle und Steuerung der Herstellungsverfahren optimieren die kontinuierliche Produktqualität. Zudem werden langfristig Kompetenzen im Unternehmen aufgebaut, auch bei ausgelagerter F&E. Prof. Dr. Klaus Lösche, Hochschule Bremerhaven und Leiter des BILB-EIBT im ttz Bremerhaven, unterstrich dies in seinem Vortrag "Lebensmittelherstellung heute - morgen - übermorgen - Intelligente Technologien als Motor für Innovation und Effizienz."


Werte und Wertigkeit

Die Food-Branche hat gelernt, dass Transparenz und Verbrauchervertrauen zwei Seiten einer Medaille sind. Allerdings ist dieser Erkenntnis eine überschaubare Anzahl an Konsequenzen gefolgt. Ein Paradigmenwechsel, vergleichbar dem in der Energiewirtschaft, ist nicht in Sichtweite. Die Initiative Zukunftsforum Ernährungswirtschaft möchte dies ändern, ist sich allerdings der Komplexität der Aufgabe bewusst. Ein Beispiel: Das sehr sensible Thema "Lebensmittel" steht für viele Verbraucher im Widerspruch zur industriellen Massenproduktion, was häufig eine romantisch verklärte Vorstellung widerspiegelt. Aber dies ist nur vordergründig ein Rezeptionsproblem des Kunden. Denn die Industrie hat ihre Hausaufgaben auf zweifache Art noch nicht erledigt: Zum einen wurde dem Konsumenten ein nicht einzulösendes Bild vom "Natürlichen Lebensmittel" vermittelt, das im Widerspruch zur Realität steht. Zum anderen sind einige Lebensmittel schlichtweg nicht empfehlenswert. Es reicht nicht aus, dass ein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist. Es sollte gut sein. Produktion und Handel sind hier gleichermaßen in der Pflicht. Ohne gemeinsame Werte würde dies allerdings nicht gelingen, so der Diskussionstenor in den Pausengesprächen.

Nur wenige Lebensmittelbetriebe arbeiten nach dem Prinzip der "Gläsernen Fabrik": Alle Produktionsschritte sind dort für den Besucher nachvollziehbar. Denn diese Hersteller zeigen mit Stolz die Wertigkeit und mitunter Tradition ihrer Erzeugnisse. Die Initiative Zukunftsforum Ernährungswirtschaft möchte weitere Betriebe dazu bewegen, nach diesem Grundsatz zu arbeiten. Ein gemeinsames Bekenntnis der Branche zu transparentem und vertrauensförderndem Handeln ist das Ziel.


Zukunftspreis 2013 - Future Food Concepts

Eine weitere Aktion entspringt den Machern des Zukunftsforums Ernährungswirtschaft: Der Zukunftspreis 2013, dotiert mit 3000 Euro. Die Auslobung richtet sich an Unternehmen, Wissenschaftler und Studenten weltweit. Gesucht werden innovative Ideen für die Lebensmittelindustrie und das Lebensmittelhandwerk. Der Zukunftspreis 2013 ist themenoffen. Prämiert werden innovative Konzepte beispielsweise aus den Bereichen "Neue Produkte", Technologie, Verpackung, Logistik, Qualitätssicherung oder Marketing. Alle Infos und Teilnahmebedingungen sind auf www.zukunftsforum-ernaehrung.de hinterlegt.


Abbau von EU-Bürokratie

Beabsichtigt ist außerdem eine Kampagne mit dem Arbeitstitel "Marsch auf Brüssel". Hintergrund dieser bewusst provokativen Formulierung ist der als Regulierungswahn empfundene Aktionismus seitens der Europäischen Kommission, unter dem die Ernährungswirtschaft sehr zu leiden hat. Gleichzeitig ist der Bürger durch zu viele und zu missverständliche Regulierungen nicht mehr in der Lage, seine (Informations-)Rechte zu durchschauen, wie auch Janina Löbel, Verbraucherzentrale Bundesverbandes e.V., in ihrem Vortrag zum Portal "Lebensmittelklarheit" unterstrich. Eine Kampagne zur Ausdünnung des "Paragraphen-Dschungels", angestoßen vom ttz Bremerhaven, der Martin Braun Gruppe und dem Referenten Prof. Dr. Moritz Hagenmeyer (KROHN Rechtsanwälte, Hamburg und Leibnitz Universität Hannover) ist in Planung.

Rückblick auf das 1. Zukunftsforum Ernährungswirtschaft:
http://www.ttz-bremerhaven.de/de/presse/termine/475-1-zukunftsforum-ernaehrungswirtschaft.html

Taste of Love: Das Geschmackssymposium Bremerhaven:
http://www.ttz-bremerhaven.de/de/presse/pressemitteilungen/406-das-1-geschmackssymposium-bremerhaven-begeisterte-produktentwickler-und-marketingfachleute-aus-der-food-branche.html

Das ttz Bremerhaven ist ein Forschungsdienstleister und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebens:mittel, Umwelt und Gesundheit.

Weitere Informationen unter:
www.zukunftsforum-ernaehrung.de
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http://www.martinbraungruppe.de
http://www.the-lifesights-company.com

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution785

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
ttz Bremerhaven, Christian Colmer, 03.07.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2012