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BERICHT/185: Mit Offenheit und Transparenz überzeugen - Wie Bio-Bauern mit Kritik umgehen (aid)


aid-Newsletter Nr. 17 vom 23. April 2014

Mit Offenheit und Transparenz überzeugen

Wie Bio-Landwirte mit Kritik umgehen



(aid) - Der ökologische Landbau ist eine umweltfreundliche und nachhaltige Form der Landwirtschaft, die auch von immer mehr Verbrauchern durch den regelmäßigen Kauf von Bio-Produkten unterstützt wird.

Dennoch werden einige Produktionsdetails der ökologischen Erzeugung von der Öffentlichkeit kritisch gesehen. Aber wie nehmen Verbraucher diese Kritik überhaupt wahr? Inwieweit bekommen kleinere Familienbetriebe mit Direktvermarktung das zu spüren? Und wie sollten Bio-Landwirte grundsätzlich mit kritischen Fragen von Presse und Verbrauchern umgehen? Darüber diskutierten Anfang April 2014 auf dem Antonius-Hof in Fulda 15 Landwirte auf dem Regionaltreffen der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau mit Vertretern des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL). Die Veranstaltung fand im Rahmen des BÖLN statt, das ein bundesweites Netzwerk von 239 Demonstrationsbetrieben betreut.

Die Leiter von Demonstrationsbetrieben haben einen besonders engen Kontakt zu Verbrauchern, da sie ihre Erzeugnisse häufig selbst vermarkten und zudem regelmäßig Infoveranstaltungen anbieten. Fast alle beteiligten Landwirte berichteten, dass die Kunden eine kritische Berichterstattung zum Ökolandbau kaum mit ihrem Betrieb verbinden. "Wir spüren davon gar nichts", berichtete Eckhardt Eisenach, der in Baunatal einen Betrieb mit Bio-Legehennen leitet. "Meine Erfahrung ist, dass wir durch regionales Bio und Transparenz punkten können. Das schafft ein hohes Maß an Vertrauen und bringt uns bei Skandalen eher mehr Zulauf als Kritik."

Wichtig ist die Authentizität des Betriebsleiters. Egal, was und wie man produziere, entscheidend sei, dass man zur eigenen Produktionsweise stehe und diese gut begründen könne, solange sie den Richtlinien entspreche. Dazu gehöre es auch, Probleme offen anzusprechen und ernsthaft nach Lösungen zu suchen. Zudem müsse man die Bilder, die man als Betrieb nach außen bringt, auch einhalten können. Andere Betriebe oder Erzeugungsformen schlecht zu machen, sei dagegen der falsche Weg, der auch bei Verbrauchern nicht gut ankomme.

Für den Umgang mit kritischen Fragen, vor allem von Seiten der Medien, empfahlen mehrere Landwirte, das Image der Bio-Erzeugung zurechtzurücken. "Die 100 Prozent heile Bio-Welt gibt es nicht. Auch wir haben mit Krankheiten zu tun und müssen Tiere töten. Ich glaube, damit können Verbraucher gut umgehen", sagte Katharina Mittelstraß von der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen.

Kontrovers wurde das Thema einer ökologischen Erzeugung im großen Maßstab für den Handel diskutiert. Manfred Rothe, Bio-Winzer aus Franken, wies darauf hin, dass sich Bio-Kunden nicht für ökonomische Zwänge interessieren. "Wir tun gut daran, wenn wir uns bei der Frage, wie wir biologische Lebensmittel erzeugen, nicht von Großabnehmern treiben lassen." Andere Teilnehmer betonten, dass sie ohne größere Abnehmer nicht wirtschaftlich arbeiten könnten. Der Druck des Handels auf die Erzeuger werde ohnehin bleiben. Unabhängig davon sei man als Betriebsleiter gut beraten, wenn man sich schon vor möglichen Krisen Gedanken mache, wie man als Betriebsleiter auf Kritik reagiere. Bio- Winzer Manfred Rothe brachte es so auf den Punkt: "Auch an Sonnentagen sollten wir den Regenschirm nicht vergessen." Jürgen Beckhoff, www.aid.de

Das Netzwerk Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau wurde im Jahr 2002 vom BÖLN gegründet. Die ausgewählten Betriebe arbeiten seit vielen Jahren ökologisch und haben Vorbildcharakter für die ganze Branche. Die Betriebsleiter bieten regelmäßig Veranstaltungen wie Hofführungen und Tage der offenen Tür an, mit denen sie sich vor allem an Verbraucher und Schulen wenden. Darüber hinaus sind die Betriebe Ansprechpartner für Landwirte, die bereits ökologischen Landbau betreiben oder dies anstreben. Weitere Infos unter www.demonstrationsbetriebe.de

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Quelle:
aid-Newsletter 17 vom 23.4.2014
Herausgeber: aid infodienst
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53123 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2014