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INTERNATIONAL/026: Kamerun - Jaunde rationiert Trinkwasser, Leitungsnetz seit Jahren vernachlässigt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Januar 2012

Kamerun: Jaunde rationiert das Trinkwasser - Leitungsnetz seit Jahrzehnten vernachlässigt

von Ngala Killian Chimtom


Jaunde, 16. Januar (IPS) - Mama Rosalie ist wütend. "Seit mehr als fünf Monaten kommt in unserem Haus kein Tropfen Wasser aus der Leitung", schimpft die sechsfache Mutter aus dem Viertel Damas in Kameruns Hauptstadt Jaunde. Tag für Tag versorgt sie ihre große Familie mit Wasser aus einem fünf Kilometer entfernten Fluss. Die 120 Kubikmeter Wasser, mit denen ein städtischer Tankwagen seit Oktober alle paar Tage die unter Wassermangel leidenden Quartiere beliefert, reichen nicht.

"Jaundes mehr als drei Millionen Einwohner haben einen täglichen Wasserbedarf von 311.000 Kubikmetern", erklärte Kameruns Minister für Energie- und Wasserversorgung, Basile Atangana Kouna. Als Generaldirektor des staatlichen Wasserversorgers CAMWATER begründete er die städtische Wasserkrise mit der mangelnden Kapazität des Wasserwerkes von Akomnyada.

Weil seit 20 Jahren das Geld für Wartung und Instandsetzung der Leitungsnetze fehlt, kann es täglich höchstens 100.000 Kubikmeter Wasser liefern. Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) hätten die Regierungsausgaben praktisch eingefroren, kritisierte der Minister. Zudem verliert der Fluss Nyong, der das Wasserwerk speist, immer mehr Wasser an landwirtschaftliche Bewässerungsprojekte.

Private Wasserhändler wie Pierre Kwekam profitieren vom Wassermangel in Kameruns Hauptstadt. Mit seinem Lkw schafft er täglich aus einem 19 Kilometer entfernten Brunnen Trinkwasser in sein Quartier. Er verdient nach eigenen Angaben pro Tag 20 US-Dollar.

Die Regierung plant den Bau eines weiteren Wasserwerks in Mefou. Das von der Afrikanischen Entwicklungsbank finanzierte Projekt ist auf eine tägliche Kapazität von 50.000 bis 60.000 Kubikmetern Wasser ausgerichtet. Weil aber selbst eine Reparatur des alten Wasserwerks von Akomnyada nur eine Kapazitätserweiterung von zusätzlich 30.000 Kubikmetern bringen wird, plant die Regierung ein 885 Millionen Dollar teures Megaprojekt, das den Fluss Sanaga nach Jaunde umleiten soll. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Januar 2012