Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → ERNÄHRUNG

LANDWIRTSCHAFT/1402: Gefährdete Nutztierrassen - Das Deutsche Lachshuhn (PROVIEH)


PROVIEH Heft 4 - Dezember 2009
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Gefährdete Nutztierrassen:
Das Deutsche Lachshuhn

Von Jennifer Sippel und Stefan Johnigk


Das Deutsche Lachshuhn hat französische Ahnen. Alte Landhühner aus dem französischen Dorf Faverolles bildeten den Ursprung für die Zucht einer neuen Rasse. Diese wurde nach ihrem Herkunftsort zunächst als "Faverolles-Hühner" bekannt.

Unsere französischen Nachbarn genießen den Ruf, beim Essen besonders auf Geschmack und Qualität zu achten. Das ausgesprochen feine, zarte und saftige Fleisch sowie die helle Haut machten die Faverolles-Hühner auf den französischen Märkten schnell sehr beliebt. Bei der Zucht dieser Hühner lag daher jahrzehntelang das besondere Augenmerk vor allem auf der Produktion von gutem Fleisch mit reichem Ansatz. Aber auch die Eier der Faverolles-Hennen wurden und werden gerne gegessen.

Ende des 19. Jahrhunderts gelangten die Faverolles-Hühner zu uns nach Deutschland. Bei den deutschen Züchtern stand allerdings nicht, wie in Frankreich, die Wirtschaftlichkeit beim Fleischansatz im Vordergrund. Stattdessen wurde mehr Wert auf das Aussehen der Hühner gelegt. So entstand beispielsweise durch verschiedene Einkreuzungen die auffallende lachsrote Farbe dieser Hühner. Die Rassebezeichnung "Deutsches Lachshuhn" war geboren.

Trotz dieser Umorientierung der Zucht in Deutschland wurden die besonderen Merkmale der Ursprungsrasse, was Wirtschaftlichkeit und Robustheit anbelangt, nie ganz verdrängt. Daher gelten Lachshühner bis heute bei Haltern und unter Hühnerspezialisten als vorzügliche Fleisch- und Legehühner. Damit sind sie eine interessante Alternative zu den qualvoll überzüchteten Lege- und Masthybriden der industriellen Geflügelproduktion.

Auch heute noch, nach einem Jahrhundert der Selektion und Zucht auf gutes Aussehen, können herangewachsene Lachshähne gut und gerne ein Gewicht von rund vier Kilogramm erreichen. Ihr Fleisch wird als ungemein zart, feinfaserig und wohlschmeckend gelobt. Die fleißige Legeaktivität der Lachshennen, selbst in den sonst eher eierknappen Wintermonaten, macht diese Rasse besonders wertvoll als Zweinutzungshuhn.

Das Deutsche Lachshuhn ist auf seinen 5 Zehen gut zu Fuß, kann aber schlecht fliegen und ist kaum in der Lage, über einen Zaun mittlerer Höhe zu flattern. Es hat einen besonders zutraulichen Charakter. Beide Eigenschaften erleichtern die artgerechte Haltung im Freiland. Die Hühner sind selbst im Umgang mit Kindern ruhig, freundlich und sanft, weshalb sie gut als Familientiere im häuslichen Garten gehalten werden können - natürlich artgerecht!

Das Deutsche Lachshuhn steht auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen in Deutschland. Es fällt mit einigen weiteren Hühnerrassen in die "Kategorie I: extrem gefährdet". Diese Kategorie stellt den höchsten Gefährdungsgrad dieser Liste dar. Die Rasse ist akut vom Aussterben bedroht.

PROVIEH lädt alle Freunde und Halter des Deutschen Lachshuhns ein, gemeinsam mit uns dafür zu sorgen, dass die Wertschätzung für Hühner bei unseren Mitmenschen wieder steigt. Wer Kükentötung, Hennenkäfige und Qualzucht abschaffen will, braucht solche "echten Hühner".


*


Quelle:
PROVIEH Heft 4, Dezember, 2009, Seite 40-41
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0
Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de

PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2010