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LANDWIRTSCHAFT/1596: Melk- und Fütterungssysteme - gemeinsam lernen Kälber besser (aid)


aid-Newsletter Nr. 12 vom 19. März 2014

Melk- und Fütterungssysteme

Gemeinsam lernen Kälber besser



(aid) - Junge Milchkühe lernen offenbar besser und sind flexibler, wenn sie als Kälber in den ersten Lebenswochen in kleinen Gruppen gehalten wurden. Der frühe Kontakt mit Artgenossen kann die Anpassung an automatische Fütterungs- und Melksysteme erleichtern, erklären kanadische Wissenschaftler. Standardmäßig werden Kälber direkt nach der Geburt vom Muttertier getrennt und in den ersten Wochen einzeln gehalten.

Für die Studie führten die Wissenschaftler mit insgesamt 18 Holstein-Kälbern ab einem Lebensalter von drei Wochen zwei kognitive Tests durch. Einige Kälber wurden einzeln, die anderen paarweise gehalten. Beim einem Test legten die Wissenschaftler einen neuen Gegenstand - einen roten Plastikeimer - in den Stall. Zunächst waren alle Kälber, wie erwartet, neugierig. Nach einigen Wiederholungen hatten sich die paarweise gehaltenen Tiere schließlich an den Eimer gewöhnt und ignorierten ihn. Einzeln gehaltene Kälber dagegen reagierten auch nach acht Tests innerhalb von zwei Tagen genauso neugierig wie beim ersten Mal. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Einzelhaltung der Kälber deren Anpassungsfähigkeit an wechselnde Umweltbedingungen reduziert. Das könnte den Nutztieren das Erlernen von einfachen Aufgaben erschweren - wie etwa einen Pfad entlanglaufen, ohne von hellem Licht oder neuen Geräuschen irritiert zu werden.

In einem weiteren Test wurde geprüft, ob Kälber ihr Verhalten ändern, wenn es mit einer Belohnung verbunden ist. Zweimal täglich wurde ihnen im Versuchsstall Milch in einer Flasche angeboten. Einmal war neben der vollen Milchflasche die Wand weiß und neben einer leeren Flasche schwarz, später dann umgekehrt. Zunächst hatten alle Kälber Schwierigkeiten, die gefüllte Flasche zu finden. Nach wenigen Trainingseinheiten begannen die paarweise gehaltenen Kälber jedoch, die weiße Wand mit der vollen Flasche zu verbinden. Die "Einzelgänger" dagegen brachten Wandfarbe und gefüllte Flasche nicht in Verbindung. Die Wissenschaftler schließen aus diesen Experimenten, dass Kälber voneinander lernen und sich schneller an geänderte Situationen anpassen. Das erleichtert auch die Eingewöhnung in größere Gruppen. Auf Basis dieser Ergebnisse empfehlen die Experten, noch nicht entwöhnte Kälber in Zweier- oder Dreier-Gruppen unterzubringen.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
PLOS ONE, Bd. 9, Nr. 2, e90205

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Quelle:
aid-Newsletter 12 vom 19.3.2014
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2014