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MARKT/1991: Deutsche Erzeugungskosten für Milch liegen weit über 40 Cent pro Kilogramm (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 17. Januar 2013

Internationale Grüne Woche Berlin
Deutsche Erzeugungskosten für Milch liegen weit über 40 Cent pro Kilogramm

Eine von MEG Milch Board und EMB gemeinsam vorgestellte wissenschaftliche Studie zeigt die Höhe der Erzeugungskosten im Milchsektor und soll künftig vierteljährlich aktualisiert werden.



Berlin, 17. Januar 2013 - Das war schon lange fällig - eine zuverlässige und kontinuierliche Berechnung der Erzeugungskosten im Milchsektor. Eine, die auch die Arbeitszeit der Betriebsleiter und Familienangehörigen angemessen mit einbezieht, die regional differenziert ist, aber gleichzeitig auch EU-weit vergleichbare Zahlen ermittelt. Die Ende 2011 von European Milk Board (EMB) und MEG Milch Board beim Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebene Studie hat die Erzeugungskosten nach diesem Anspruch deutschlandweit berechnet. Sie basiert dabei zum einen auf Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB). Damit beruft sich die Studie auf eine zuverlässige, repräsentative und weitreichende Grundlage. Hinzugezogen wurden zudem Preisindizes für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Saatgut und Energie vom Bundesamt für Statistik, um die vorliegenden EU-Daten zu aktualisieren.

Eine weitere wichtige Säule des Berechnungskonzeptes ist der Einkommensansatz, der die Arbeitsleistung der Betriebsleiter und Familienangehörigen kalkuliert.

Momentan liegen die Ergebnisse für Deutschland vor und sie sollen vierteljährlich aktualisiert werden. Für weitere EU-Länder werden die Kosten nach dem gleichen Konzept in den kommenden Monaten und Jahren berechnet. Das macht die Zahlen EU-weit miteinander vergleichbar - ein wichtiger Punkt in einem Markt mit internationaler Dimension.

Ergebnisse der Studie
Für Oktober 2012 wurde die folgende deutsche Kostensituation erfasst (bezogen auf 3,3 Prozent Eiweiß und 4,0 Prozent Fett sowie ohne Umsatzsteuer):

In der Region Nord (Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) belaufen sich die Milcherzeugungskosten im Durchschnitt auf 43,06 Cent je Kilogramm Milch. Dabei sind Beihilfen berücksichtigt, das heißt von den Gesamtkosten wurden diese hier schon abgezogen.

Im Süden (Saarland, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen) sind es mit Berücksichtigung der Beihilfen durchschnittlich 51,03 Cent pro Kilogramm Milch.

Die Ost-Region (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) kommt hier auf 45,07 Cent je Kilogramm Milch. European Milk Board: "Politik muss diese Daten nutzen!"

Diese Daten sind wichtige Erkenntnisse auf dem Weg zum Erreichen kostendeckender Preise. Für das EMB ist es essenziell, dass die Politik die Daten nutzt und eine EU-weite Monitoringstelle errichtet. Hier sollen die kalkulierten Kosten als Grundlage zur Berechnung eines fairen Milchpreises dienen. Dieser kann durch flexible Mengenanpassungen am Markt auch tatsächlich erreicht werden. Nur durch diese Rahmenbedingungen kann die Stellung der Erzeuger in der Wertschöpfungskette tatsächlich verbessert werden.

Die vorliegende Studie zeigt ganz deutlich die große Schere zwischen eingesetzten Produktionskosten und ausbezahlten Erzeugerpreisen. Das EMB hält daher für Deutschland im Hinblick auf die aktuell vorliegenden Kosten einen Auszahlungspreis von 50 Cent je Kilogramm Milch für notwendig. Im vergangenen Jahr hatte er jedoch in Deutschland lediglich im Durchschnitt bei 31,50 Cent/Kilogramm Milch gelegen.

MEG Milch Board: "Studie ermöglicht gleichberechtigte Verhandlungspartner"

Nun ist es soweit: Die MEG Milch Board ist ihrem zentralen Satzungszweck nachgekommen und hat zusammen mit dem European Milk Board (EMB) das Gutachten zu den aktuellen Milcherzeugungskosten auf den Weg gebracht. Es ist eine einzigartige Studie, die den Milchbauern in bisher nicht gekannter Deutlichkeit zeigt, wo sie derzeit stehen und in welche Richtung sich der Markt zukünftig bewegen muss. Mit dem Gutachten wird der von der Politik bereits eingeleitete Richtungswechsel mit dem Ziel unterstützt, für die Milcherzeuger innerhalb der Lebensmittelkette eine starke Wettbewerbsstellung zu erlangen.

Denn: Die nun vorliegende Expertise wird alle Erzeuger und Erzeugergemeinschaften in den Stand eines gleichberechtigten Verhandlungspartners versetzen. Wenn bisher im Verschwommenen argumentiert werden musste, kann nun, wie in der freien Wirtschaft üblich, auf die Kostengrundlagen zurückgegriffen werden. Hierbei spielt es zunächst keine Rolle, ob die nunmehr ermittelten und einer strengen Prüfung standhaltenden Erzeugungskosten in voller Höhe durchgesetzt werden können. Wichtig ist, dass das von der MEG Milch Board mit dem Gutachten unterbreitete Serviceangebot von mehr und mehr Erzeugern angenommen wird. Die von allen Seiten, auch von der Politik, unterstützte Bündelung der Milchbauern ist deshalb und gerade jetzt ein Gebot der Stunde. Je größer der Bündelungsgrad, desto größer wird die Schlagkraft des Gutachtens zu den Milcherzeugungskosten sein.

Die vorliegenden Zahlen werden spätestens im ersten Quartal 2013 in einen Index überführt werden. Dieser MILCH-MARKER-INDEX kennzeichnet die fortschreitende Entwicklung der Kostenseite schnell und aktuell. Die Einzelheiten hierzu werden in Kürze von der MEG Milch Board vorgestellt werden.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 17. Januar 2012
Pressekontakte: Silvia Däberitz
European Milk Board
Bahnhofstraße 31 | 59065 Hamm
Telefon: +49 (0) 2381/4360495, Fax: +32 (0) 280/88265
E-Mail: daeberitz@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2013