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VERBAND/1773: Gerd Sonnleitner, Präsident des Bauernverbands, zum Jahreswechsel (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 22. Dezember 2011

DBV-Präsident Gerd Sonnleitner zum Jahreswechsel


Liebe Bäuerinnen, liebe Bauern und liebe Junglandwirte,

vor wenigen Tagen ließ eine der vielen Nachrichten zum Jahresrückblick aufhorchen: Unter den in 2011 am meisten beim Internetanbieter Google gesuchten Informationen findet sich der Begriff "EHEC". Ein neuerlicher Beweis dafür, wie sehr wir mit unserem Tun, wie sehr wir mit unseren Produkten im Leben unserer Bevölkerung stehen - und welche Verantwortung uns in der Lebensmittelkette daraus erwächst. EHEC und Dioxin waren gleichsam der "Stresstest" (dem Wort des Jahres 2011) für die gesamte "Wertschöpfungs- und Verantwortungskette" Lebensmittel. Wieder einmal mussten viele Landwirte empfindliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen, die allenfalls teilweise ausgeglichen sind. Wieder einmal können wir zwar froh sein, dass wir mittlerweile ordentliche Rückverfolgungssysteme haben, gleichwohl aber nicht davor gefeit sind, wenn "schwarze Schafe" bewusst täuschen und zu viele offizielle Stellen auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen Verbraucheraufklärung versuchen. Umso mehr zolle ich den Gutachtern des Bundesrechungshofes Respekt und Anerkennung, die zum Ende des Jahres unsere nationale Lebensmittelkontrolle und Krisenkommunikation einem wirklichen Stresstest unterzogen haben und einschneidende Veränderungen in Bund wie Ländern gefordert haben. Wir Bauern müssen als Urproduzenten höchstes Interesse daran haben, dass die hohen Ansprüche der Verbraucher an Sicherheit und Transparenz erfüllt werden. Dieser Auftrag bleibt!

Akzeptanz und Vertrauen in Lebensmittel fängt bei uns auf den Höfen an. Mit unserer Öffentlichkeitsarbeit wollen wir im neuen Jahr weiter Vertrauen in unsere Arbeit festigen. 2012 werden wir Jung und Alt, Politik und Medien wieder mit der berufsständischen Aktion "Tag des Offenen Hofes" auf unsere Betriebe einladen, um zu zeigen, was wir tun. Aktionen wie diese sind auch gut, um Vorurteile abzubauen und falsche Bilder zu korrigieren. Ich rufe alle Bäuerinnen, Bauern und Landjugendlichen auf, ihre Stalltüren und Hoftore zu öffnen oder die Berufskollegen im Kreisverband dabei zu unterstützen. Insbesondere unsere Tierhalter stehen vor großen Herausforderungen. Der gesamte Berufstand ist gefordert, hier Antworten für eine weiterhin in der Gesellschaft verankerte moderne und nachhaltige Tierhaltung zu finden. Fest steht für mich aber auch: Modernität, Technik und Wissenschaftsorientierung sind kein Widerspruch zu Bäuerlichkeit und Bodenständigkeit, im Gegenteil sie sind zu Recht die Grundlage unseres heutigen nachhaltigen Handels im Stall und auf dem Acker. Bewahren wir diese Orientierung!

Wir Bauern können sehr selbstbewusst unsere gewaltigen Leistungen für diese Gesellschaft und die Wirtschaft unseres Landes darstellen. Landwirtschaft hat heute wieder eine Schlüsselaufgabe zur Lösung vieler Zukunftsthemen und -probleme. Die Sicherung der Ernährung, die Bereitstellung erneuerbarer Energie im Energiemix des Landes und damit die Realisierung der Energiewende sowie die Bewahrung eines reichen Naturhaushaltes - all dies ist nur über eine leistungsfähige Landwirtschaft möglich, die sich im Wettbewerb innerhalb wie außerhalb der EU erfolgreich behauptet. Festigen wir unsere Erfolge auf den Märkten!

Tragen wir auch in 2012 unsere Leistungsbotschaft in Politik und Gesellschaft, in die Zukunftsdebatte um die EU-Agrarpolitik. Sie ist von größtem Nutzen für unsere Verbraucher und ein gutes Stück europäischer Politik. Sie muss stark und handlungsfähig bleiben, um den vielen Herausforderungen gerecht zu werden. Ich will eine EU-Agrarpolitik, die nicht den Rückwärtsgang einlegt, sondern "grünes Wachstum" fördert und vor allem Wettbewerbsfähigkeit und Ressourcenschutz als zwei Seiten der gleichen Medaille sieht. Die Vorschläge der EU-Kommission für die GAP bis 2020 sind in dieser Richtung noch ungenügend. Mit mehr Kontrollbürokratie, mit einer faktischen Stilllegungspflicht für Ackerflächen oder mit Vorschlägen wie Kappung und Degression wird man die Zukunft nicht gewinnen können! Angesichts der auch in 2012 anhaltenden Debatten und einer noch nicht absehbaren Entscheidung über die Reform werden wir unsere Kampagne "Arbeit mit Leidenschaft" mit aller Energie fortsetzen. Ich sage voller Überzeugung angesichts der Krisen in einigen EU-Ländern, dass wir mehr europäische Einigung benötigen als weniger EU. Wir haben in der Landwirtschaft Erfahrungen über die Vorteile einer gemeinsamen Währung und eines EU-Binnenmarktes. Halten wir daran fest!

Wir haben kurz vor dem Jahreswechsel eine Petition im Deutschen Bundestag eingereicht und eine große Unterschriftenaktion gestartet, damit das Parlament unsere Gesetzesinitiative zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen aufgreift und in handfeste Maßnahmen zur Reduzierung des Flächenverbrauchs umsetzt. Heutzutage wird jeder Hektar gebraucht, um Deutschland mit Nahrungsmittel und Bioenergie zu versorgen. Wir brauchen deshalb für landwirtschaftliche Flächen einen Schutzstatus! Beteiligen Sie sich deshalb an der laufenden Unterschriftenaktion oder zeichnen Sie ab 20. Januar online mit Ihrer Unterschrift auf den Internet-Seiten des Deutschen Bundestages. Es geht um ein gewichtiges Anliegen!

Ich danke allen ehren- und hauptamtlichen Mitstreitern für ihren Einsatz im Berufstand und ihre Unterstützung. Beweisen wir auch in 2012, welche Kraft vom Land und für das Land wir sind! Möge das Jahr 2012 unseren Bauernfamilien mit ihren Betrieben viel Erfolg bringen!

Gerd Sonnleitner


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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Dezember 2011
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2011