Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → FAKTEN


ASYL/967: Migration - Europäer öffnen ihre Wohnungen für Flüchtlinge (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. September 2015

Migration: Europäer öffnen ihre Wohnungen für Flüchtlinge

von Tharanga Yakupitiyage



Bild: © Shelly Kittleson/IPS

Der Bürgerkrieg hat viele syrische Städte in Trümmerhaufen verwandelt
Bild: © Shelly Kittleson/IPS

NEW YORK (IPS) - Während sich in Europa die Flüchtlingskrise verschärft und Regierungen weiterhin zögerlich reagieren, bieten Bürger den Ankömmlingen eine Bleibe an.

In Island kamen mehr als 15.000 Menschen dem Facebook-Aufruf der Gruppe 'Dear Eygló Harðar' ('Syrien ruft') nach und unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie ihre Regierung aufforderten, mehr als nur 50 syrische Flüchtlinge ins Land zu lassen. Der von der populären Schriftstellerin und Hochschulprofessorin Bryndis Bjorgvinsdottir initiierte Appell richtete sich direkt an Sozialministerin Eygló Harðardóttir. Im Rahmen einer am 4. September zu Ende gegangenen, einwöchigen Kampagne wurden zudem Informationen über die verfügbaren Hilfsmöglichkeiten gesammelt.

"Flüchtlinge sind unsere [...] besten Freunde, unsere nächsten Seelenverwandten, [sie stellen] den Drummer in der Band unserer Kinder, unseren nächsten Arbeitskollegen, Miss Island 2022, den Handwerker, der endlich unser Badezimmer repariert, den Chef der Cafeteria, den Feuerwehrmann, den Hacker und den Fernsehmoderator", heißt es in dem offenen Brief. "Menschen, denen wir niemals sagen werden: 'Euer Leben ist weniger wert als meines'".


Alleinerziehende Mutter will Flüchtlingskind betreuen

Viele Facebook-Nutzer haben selbst offene Briefe gepostet, in denen sie Flüchtlingen Unterkünfte, Nahrungsmittel und allgemeine Unterstützung anbieten, um ihnen die Integration in die isländische Gesellschaft zu erleichtern. "Ich bin eine alleinerziehende Mutter mit einem sechsjährigen Sohn [...]. Wir könnten ein in Not geratenes Kind aufnehmen. Als Lehrerin könnte ich diesem Kind beibringen, Isländisch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Wir haben Kleidung, ein Bett, Spielzeug - alles, was ein Kind braucht. Natürlich würde ich das Flugticket bezahlen."

Die isländische Aktion hat immer mehr Menschen auf der Welt dazu bewegt, sich solidarisch zu zeigen und die eigenen Wohnungen für Flüchtlinge zu öffnen. Die Mutter eines 19 Monate alten Babys in Argentinien schrieb: "Ich möchte, dass ihr wisst, dass ich auf jede erdenkliche Weise helfen möchte, auch indem ich einen Jungen oder ein Mädchen zu Hause aufnehme. Ich habe nicht viel Geld, kann aber alles Nötige und viel Liebe geben."

Die in Deutschland gegründete Initiative 'Refugees Welcome' ('Flüchtlinge Willkommen') bringt Flüchtlinge auf der ganzen Welt mit Menschen zusammen, die ihnen private Unterkünfte anbieten. Obwohl bisher nur Deutsche und Österreicher als Gastgeber zur Verfügung stehen, haben sich bereits mehr als 780 Freiwillige gemeldet. Über 130 Flüchtlinge aus Afghanistan, Burkina Faso, Nigeria, Irak, Somalia und Syrien konnten bereits an Familien in beiden Ländern vermittelt werden.

Refugees Welcome zufolge werden sich zudem bald die USA und Australien der Initiative anschließen. Den Initiatoren zufolge gibt es keinen Grund, warum die Flüchtlinge in Massen- statt in Privatunterkünften leben müssen - zusammen mit Menschen der Flüchtlingsempfängerländer.

Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex kamen allein im Juli mehr als 100.000 Migranten nach Europa. Deutschland erwartet bis Ende des Jahres bis zu 800.000 Asylsuchende. (Ende/IPS/ck/07.09.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/09/european-residents-offer-support-homes-to-refugees/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 7. September 2015
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang