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INNEN/1645: 8. Bericht über die Lage der Ausländer in Deutschland vorgelegt (BPA)


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Staatsministerin Böhmer legt 8. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland vor

"Integration kommt voran- aber die Anstrengungen müssen noch verstärkt werden!"


"Die Integration in Deutschland gewinnt an Fahrt. Bei Sprache, Bildung und Ausbildung sind Fortschritte zu verzeichnen. Dennoch gilt: Gerade im Bildungs- und Ausbildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt ist die Situation vieler Migranten nach wie vor dramatisch. Diese Großbaustellen der Integration müssen wir in den nächsten Jahren verstärkt angehen. Unser Ziel ist: Deutschland muss das Land der Aufsteiger werden!"

Das erklärte Staatsministerin Maria Böhmer anlässlich des 8. Berichts über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland, den sie heute dem Bundeskabinett vorgelegt hat. Anschließend übergab die Integrationsbeauftragte den Bericht an Bundestagspräsident Norbert Lammert.

"Integration ist eine Schicksalsfrage für unser Land. Mittlerweile hat etwa jedes dritte Kind unter 5 Jahren einen Migrationshintergrund. In diesem Jahrzehnt entscheidet sich,

• ob wir langfristig den sozialen Zusammenhalt sichern können,
• ob die jungen Migranten zu einer Generation der Gewinner werden,
• ob Deutschland seine Attraktivität für kluge Köpfe aus aller Welt steigern kann,
• ob wir die klugen Köpfe aus unserem Land bei uns halten können,
• ob wir unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern können,
• ob Deutschland ein weltoffenes, tolerantes, lebens- und liebenswertes Land bleibt.

"Aufhalten lässt sich der demografische Wandel nicht. Aber wir können ihn gestalten. Dafür ist es wichtig, Vielfalt noch stärker als Chance zu sehen. Es gilt, Migrantinnen und Migranten eine Perspektive in unserem Land zu bieten", betonte Böhmer. "Die eingeleiteten Maßnahmen greifen: Das Bildungsniveau der jungen Migranten hat sich von 2005 bis 2008 erhöht. Zu einem großen Anteil besuchen Jugendliche aus Zuwandererfamilien zwar nach wie vor die Hauptschule. Der Abstand gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund hat sich aber verringert (Rückgang der Zahl der Hauptschulabsolventen mit Migrationshintergrund von 2005 bis 2008 um 4,4 Prozent). Immer mehr jungen Migranten gelingt es, einen mittleren Abschluss (plus 0,8) oder die Fachhochschulreife oder das Abitur zu erwerben (plus 1,0).

Diese Entwicklung muss beschleunigt werden! Grundsätzlich verfügen Mädchen über bessere Bildungsergebnisse als Jungen. Alarmierend ist, dass der Anteil aller Jugendlichen ohne Abschlüsse nahezu konstant geblieben ist und Jugendliche mit Migrationshintergrund nach wie vor annähernd doppelt so häufig die Schule abbrechen wie Jugendliche ohne Migrationshintergrund."

"Wir brauchen eine nationale Bildungsoffensive, um mehr jungen Migranten den Aufstieg zu ermöglichen. Zentrale Bedeutung kommt dem Spracherwerb von Anfang an zu. Nur wer Deutsch kann, wenn er in die Schule kommt, hat gleiche Startchancen. In den Kindergärten müssen dafür die Grundlagen gelegt werden. Noch nutzen Migranteneltern neun Prozent weniger häufig als Eltern ohne Migrationshintergrund diese Möglichkeit für ihr Kind. Um dies zu ändern, setze ich mich für ein verpflichtendes, beitragsfreies letztes Kindergartenjahr ein. Ein großer Schritt für eine gute Zukunft der Kinder und unseres Landes!" so Böhmer.

"In den Schulen muss die individuelle Förderung der jungen Migranten fortgesetzt werden. Hier sind die Länder in der Pflicht! Sie haben im Nationalen Integrationsplan zugesagt, bis 2012 das Bildungsniveau der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an den Gesamtdurchschnitt aller Schülerinnen und Schüler anzugleichen. Ich fordere die Länder auf, Schulen mit einem hohen Migrantenanteil besser auszustatten. Die Schulen müssen zu Orten der Integration werden. Dafür benötigen sie mehr Geld, mehr Lehrer und Schulsozialarbeiter sowie mehr Zeit in Form von Ganztagsschulen. Zugleich müssen wir mehr Lehrkräfte aus Zuwandererfamilien als Brückenbauer gewinnen. Zur Zeit haben nur fünf Prozent aller Lehrkräfte einen Migrationshintergrund. Das ist angesichts der steigenden Zahl der Migrantenkinder deutlich zu wenig!", so Böhmer.

"Für den Bildungserfolg der Kinder ist die Mitwirkung der Eltern entscheidend. Die Eltern müssen ihre Kinder motivieren, Deutsch zu lernen. Gute Deutschkenntnisse sind Voraussetzung für den Bildungserfolg in unserem Land. Eltern, die selbst noch unsicher im Umgang mit der deutschen Sprache sind, sollten einen Integrationskurs besuchen. Die Integrationskurse sind ein Erfolgsmodell: Seit 2005 haben mehr als 600.000 Migranten an einem Integrationskurs teilgenommen. Weit mehr als die Hälfte von ihnen freiwillig! Um noch mehr Eltern zu erreichen, können die Kurse jetzt auch an Kindergärten und Schulen durchgeführt werden. Auch in Zukunft muss sichergestellt sein, dass jeder, der Deutsch lernen möchte, zeitnah einen Integrationskurs besuchen kann!", erklärte die Staatsministerin.

Einen positiven Trend gibt es laut Lagebericht bei der Ausbildungsbeteiligung von ausländischen Jugendlichen. Sie stieg 2008 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 32,2 Prozent. Bei den Deutschen im gleichen Alter betrug die Quote 2008 68,2 Prozent. Dennoch bleiben zu viele Migranten ohne berufliche Ausbildung. Dementsprechend sind ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt geringer: So liegt die Arbeitslosenquote von Migranten fast doppelt so hoch wie von Deutschen ohne Migrationshintergrund (2008: 12,4 Prozent zu 6,5 Prozent).

"Integration gelingt vor allem über den Arbeitsmarkt. Umso wichtiger ist es, hier Chancengleichheit zu erreichen. Immer mehr Arbeitgeber erkennen: Die Ausbildung und Beschäftigung von Migranten ist angesichts des demografischen Wandels das Gebot der Stunde! Migranten sind die Fachkräfte von morgen. Es ist höchste Zeit, dass die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und Qualifikationen vorankommt. Die Eckpunkte für eine gesetzliche Regelung liegen auf dem Tisch. Jetzt sind Bund und Länder gefordert, schnellstmöglichst die notwendigen Schritte für Gesetze zur Anerkennung der Abschlüsse vorzulegen. Ein solches Anerkennungsgesetz ist die entscheidende Weichenstellung für eine bessere Integration vieler qualifizierter Zuwanderer in unserem Land!", betonte Böhmer.

"Die wachsende Vielfalt unseres Landes muss sich auch im öffentlichen Dienst widerspiegeln. Wir brauchen mehr Fachkräfte aus Zuwandererfamilien in Kindergärten und Schulen, aber ebenso bei Polizei, bei Feuerwehr, in der Kommunalverwaltung und in den Ministerien. Bei der Ausbildung und Beschäftigung von Migranten kommt dem öffentlichen Dienst eine Vorreiterrolle zu! Im Nationalen Integrationsplan haben sich Bund und Länder verpflichtet, unter der Berücksichtigung von Eignung, Befähigung und Leistung mehr Migranten einzustellen. Dabei sind deren Sprach- und interkulturelle Kompetenzen zu berücksichtigen. Einige Länder gehen diesen Weg, und setzen sich dabei klare Zielmarken und legen entsprechende Programme auf, wie beispielsweise Hamburg. Dies unterstütze ich ausdrücklich!", so Böhmer.

"Besonders freuen mich Ergebnisse des Berichts, wonach Migranten wirklich in unserem Land "angekommen" sind. So verfügen sie immer öfter über Wohneigentum. Etwa jeder Dritte der hier geborenen Migranten besitzt mittlerweile ein Haus oder eine Eigentumswohnung. Zudem sind die Migranten der 2. Generation fast genauso häufig ehrenamtlich aktiv wie Deutsche ohne Migrationshintergrund", so Böhmer.

"Für ein gutes Miteinander in unserem Land ist es entscheidend, dass jedem, der sich einbringen und integrieren will, die Hand gereicht wird. Wir alle sind begeistert vom Teamgeist und der Leistung der deutschen Nationalmannschaft. Ich wünsche mir über den Fußball hinaus, dass Vielfalt zum Erfolgsmodell für unser Land wird!", betonte Böhmer.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 247 vom 07.07.10
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juli 2010