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WISSENSCHAFT/1304: Fraunhofer-Jahrestagung in Essen (idw)


Fraunhofer-Gesellschaft - 11.05.2016

Fraunhofer-Jahrestagung in Essen: Nachhaltiges Wachstum - finanziell und strukturell


Im vergangenen Jahr überzeugte die Fraunhofer-Gesellschaft mit einem neuen Höchstwert an Wirtschaftserträgen und einem Forschungsvolumen von mehr als 2,1 Milliarden Euro. Entsprechend setzte sich der strategische Ausbau der Einheiten fort: So beschloss der Fraunhofer-Senat die Gründung einer Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV. Auch der Ausbau von Leistungszentren geht voran, zum Beispiel unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen drei neue Leistungszentren mit rund 8 Millionen Euro.

»Im vergangenen Jahr haben wir weitere Weichen für den beständigen Erfolg von Fraunhofer gestellt und zugleich ein positives Jahresergebnis erzielt«, sagt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Fraunhofer beweist sich auch im 67. Jahr als hochdynamische Organisation. Unser wirtschaftlicher Erfolg zeigt einmal mehr, dass wissenschaftliche Nachhaltigkeit sich auszahlt«.

Aktuelles Beispiel für die strategische Weiterentwicklung: Am 10. Mai beschloss der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft die Gründung der Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV in Augsburg. Sie geht aus den bestehenden Institutsteilen »Funktionsintegrierter Leichtbau« des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologien ICT und »Ressourceneffiziente mechatronische Verarbeitungsmaschinen« des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU hervor. Hinzukommen wird eine dritte Abteilung für Gießereitechnik am Standort Garching bei München. Die drei Abteilungen der zukünftigen Fraunhofer-Einrichtung werden von Professoren der Technischen Universität München (TUM) geleitet: Prof. Gunter Reinhart (geschäftsführende Leitung), Prof. Klaus Drechsler und Prof. Wolfram Volk.

»Gemessen an der Bedeutung des Leichtbaus gibt es in Deutschland nur wenige Forschungsstandorte, die sich auf die Themenkombination Guss, Verbundwerkstoffe und intelligente Automatisierung fokussieren«, so Prof. Neugebauer. »Fraunhofer führt in der neuen Einrichtung Werkstoff- und Fertigungskompetenzen zusammen, die ein hohes Potenzial für neue Leichtbaustrukturen bieten.« Begleitet wurden die Planungen im Vorfeld von einem hochrangig besetzten Beraterkreis aus Industrie, Politik und Hochschule. Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, neuartige Strukturen für den Leichtbau bereitzustellen, die sich über Fertigungskonzepte, Fügetechniken oder über die Komplexität bzw. Kompaktheit der Bauteile differenzieren. Der Senat stimmte der Gründung zum 1. Juli 2016 zu, vorbehaltlich eines positiven Beschlusses des Fraunhofer-Ausschusses von Bund und Ländern zur Übernahme der Einrichtung in die gemeinsame Bund-Länder-Finanzierung.

Zentren für Wirtschaft und Wissenschaft

Ein weiteres strategisches Werkzeug sind die Fraunhofer-Leistungszentren. Sie dienen dazu, exzellente Forschungsergebnisse nahtlos in der Industrie umzusetzen. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft durch abgestimmte Forschungs-Roadmaps an führenden Technologiestandorten zu stärken und diese international zu attraktiven und angesehenen Zentren zu entwickeln. In Nordrhein-Westfalen sind aktuell drei Leistungszentren in Planung: DYNAFLEX PRO - Dynamische, adaptive und flexible Prozesse und Technologien für die Energie- und Rohstoffwende in Bochum und Oberhausen, Logistik und IT in Dortmund sowie Vernetzte Adaptive Produktion in Aachen. Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung, sagte im Rahmen der Fraunhofer-Jahrestagung in Essen die Beteiligung des Landes an den Leistungszentren zu.

Mensch im Mittelpunkt

Ein zentraler Baustein für die zukünftige Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft ist das neue Leitbild. Um das Selbstverständnis von Fraunhofer zu formulieren, verfolgten die Verantwortlichen einen partizipatorischen Ansatz: In Diskussion mit den Mitarbeitenden formten sich die gemeinsame Mission und Vision. »Wir haben unser Leitbild an den heutigen und künftigen Bedarf angepasst. Dabei war es uns wichtig, allen Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, aktiv an dieser Neugestaltung mitzuwirken«, erklärt der Fraunhofer-Präsident. »Die Resonanz war sehr groß, alle Anregungen wurden berücksichtigt. Damit beruht unser Leitbild auf einem Konsens von Belegschaft und Führung.«

Kernpunkte des Leitbilds sind nachhaltige Entwicklung, das ausgewogene Zusammenspiel zwischen exzellenter Forschung und anwendungsorientierter Entwicklung, Kundenorientierung, die Stärkung der Innovationskraft, vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb von Fraunhofer und mit den Partnern, sowie ausgezeichnete Rahmenbedingungen und ein hohes Maß an Selbstbestimmung für die Mitarbeitenden.

»Der Erfolg von Fraunhofer wäre nicht möglich ohne die Menschen bei Fraunhofer«, betont Prof. Neugebauer. »Darum ist auch das Motto der Jahrestagung 'Mensch im Mittelpunkt' in mehrerlei Hinsicht treffend gewählt: weil der Mensch in der wissenschaftlichen Arbeit eine ganz besondere Rolle spielt und weil wir unsere Arbeit am Nutzen für die Menschen ausrichten. Menschen forschen für Menschen.« Das ist von wachsender Bedeutung in einer Welt, in der der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Maschinen, Objekten und Mitarbeitern Usus sein werden. Ein Alltag voller Vernetzung und Flexibilisierung, Diversifikation und Individualisierung braucht im Zentrum den Menschen, der die Prozesse steuert. Neue und innovative Produkte, Services und Geschäftsmodelle müssen sich an seinen Bedürfnissen ausrichten.

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Fraunhofer-Gesellschaft - 11.05.2016

Ergebnis 2015: Fraunhofer wächst kontinuierlich


Bei der Jahrestagung in Essen veröffentlichte die Fraunhofer-Gesellschaft ihr Jahresergebnis für 2015: Das Finanzvolumen von Europas größter Organisation für anwendungsorientierte Forschung stieg gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 2,115 Mrd Euro. Die Erträge aus der Industrie erhöhten sich um vier Prozent auf 641 Mio Euro, besonders durch den Anstieg der internationalen Forschungsaktivitäten.

Die hohe Nachfrage durch Wirtschaft und öffentliche Hand nach Forschung und Entwicklung hält an. Davon profitiert die Fraunhofer-Gesellschaft. Ihr Finanzvolumen - die Summe aus Personal- und Sachaufwendungen sowie Investitionen - stieg 2015 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 2,115 Mrd Euro. Dabei entfielen 1,835 Mrd Euro auf die Vertragsforschung, 127 Mio Euro auf die Verteidigungsforschung und 153 Mio Euro auf die Ausbauinvestitionen. Die Zahl der Beschäftigten stieg im letzten Jahr um 1,3 Prozent auf knapp über 24 000.

»Alle Fraunhofer-Verbünde weisen eine ausgeglichene Entwicklung auf und haben so zum positiven Jahresergebnis 2015 beigetragen«, sagte Fraunhofer-Präsident Professor Reimund Neugebauer zur Bekanntgabe der Bilanz anlässlich der Fraunhofer-Jahrestagung in Essen. »Damit haben sich die Institute hervorragend auf die 2016 startende Förderperiode des Pakts für Forschung und Innovation III eingestellt. Fraunhofer ist auch in Zukunft der Innovationspartner und Impulsgeber für Wissenschaft und Wirtschaft.«

Auftragsforschung für Industrie gestiegen

Über 70 Prozent der Vertragsforschung erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Diese Projekterträge sind um drei Prozent auf insgesamt 1,305 Mrd Euro gestiegen. Die Erträge aus der Industrie erhöhten sich dabei um vier Prozent auf 641 Mio Euro. Die Projektförderung von Bund und Ländern lag mit 441 Mio Euro auf Vorjahresniveau. Ebenso stabil blieb die Projektförderung der EU-Kommission mit 105 Mio Euro. Die sonstigen Erträge beliefen sich auf 118 Mio Euro. Aus der Grundfinanzierung von Bund und Ländern setzte Fraunhofer rund 530 Mio Euro für die Vorlaufforschung ein.

Die Verteidigungsforschung fasst die Forschungstätigkeiten von sieben Fraunhofer-Instituten im Forschungsfeld »Schutz und Sicherheit« zusammen. Der durch das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) finanzierte Haushalt erhöhte sich um acht Prozent auf 127 Mio Euro.

Fraunhofer investierte 2015 insgesamt 153 Mio Euro in Forschungsinfrastruktur, etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr. Grund dafür ist der Übergang auf eine neue Förderperiode des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE): Während die Bauprojekte der auslaufenden Förderperiode 2015 bereits zum großen Teil abgeschlossen waren, befinden sich viele Bauprojekte der neuen Förderperiode noch im Planungsstatus.

Internationales Wachstum setzt sich fort

Die mit internationalen Partnern erwirtschafteten Auslandserträge stiegen um fünf Prozent auf 291 Mio Euro (ohne Lizenzerträge). »Den größten Zuwachs verzeichneten Projekte mit Partnern aus der Schweiz und China«, sagte Professor Alfred Gossner, Vorstand Finanzen, Controlling, IT der Fraunhofer-Gesellschaft, in Essen.

506 Patente meldeten Fraunhofer-Wissenschaftler im vergangenen Jahr insgesamt an. Aus diesem Grund erhielt Fraunhofer 2015 zum dritten Mal in Folge die Auszeichnung »Top 100 Global Innovator« des Medienkonzerns Thomson Reuters - als einer von vier deutschen Vertretern. Einen neuen Höchstwert erreichen die Einnahmen aus Lizenzen mit 137 Mio Euro.


Weitere Informationen unter:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/Mai/nachhaltiges-wachstum-finanziell-und-strukturell.html
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/Mai/fraunhofer-waechst-kontinuierlich.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution96

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fraunhofer-Gesellschaft, Tobias Steinhäußer, 11.05.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2016

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