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PROPAGANDA/1340: Schweden baut "sicheres" nukleares Endlager (SB)



So, Schweden hat jetzt einen Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle gefunden. Er liegt praktischerweise beim Akw Forsmark an der Ostsee, wo darüber hinaus bereits schwachradioaktive Substanzen im Untergrund verbracht werden. Nach etwa 100.000 Jahren sollen die in ein neues Endlager eingebrachten abgebrannten Brennelemente auf einen Strahlungswert abgeklungen sein, wie er bei Natururan vorkommt. Das entspricht grob gerechnet der 40fachen Zeitspanne der überlieferten europäischen Geschichte. Je zwei Tonnen hochradioaktives Material sollen in bleiummantelte Container von rund 25 Tonnen eingelagert und in einen etwa 500 Meter tiefen Bergwerksstollen in Granit versenkt werden. Die entstehenden Hohlräume werden mit Lehm aus Vulkanasche, der bei Wasserzufuhr aufquillt, gefüllt. Dadurch soll verhindert werden, daß die heiße Ware außer Rand und Band gerät.

So weit, so schlecht. Das Felsgestein des Endlagers weist nur wenige Risse auf, teilt der Endlagerbetreiber, die Schwedische Gesellschaft für Atomenergie und -abfallverwaltung SKB, mit. Was er nicht sagt: Wenige Risse genügen, damit Wasser in das Endlager eindringen und seine zersetzende Wirkung an den Behältnissen entfalten kann. Es hat ja Zeit, Jahrtausend um Jahrtausend.

Erdbeben? Sicher. Seit der Entlastung von kilometerhohen Eismassen während der letzten Eiszeit hebt sich ganz Skandinavien allmählich an. Das führt selbstverständlich zu Spannungen im Gestein, die sich plötzlich entladen können. Vielleicht nicht in diesem Jahrhundert, vielleicht auch nicht im nächsten, aber irgendwann. Hier wird mit Fristen gearbeitet, die kein Mensch überblicken kann.

Die Nukleartechnologie zur Energiegewinnung einzusetzen war von Anfang an eine Idee des Militärs, dem es in erster Linie um den Bau und Besitz von Kernwaffen ging. An zweiter Stelle wurde die Mär von der frei verfügbaren Energie für jedermann verbreitet. Heute weiß man, daß der Atomstrom nicht konkurrenzfähig wäre, wenn die Nuklearindustrie nicht massiv subventioniert würde. Und die Ingenieure kannten schon vor 50 Jahren das ungelöste Endlagerproblem, das sich heute als beträchtlicher Kostenfaktor erweist. In den geplanten Endlagerstandort Gorleben wurden zig Milliarden hineingepumpt, in den Standort Yucca Mountain im US-Bundesstaat Nevada sogar mehr als zehn Milliarden. Resultat: Beide Standorte eignen sich offenkundig nicht als Endlager für hochradioaktive Substanzen.

Aber Forsmark? Ein sicheres Endlagerkonzept für hochradioaktive Stoffe, wie es die schwedische Betreiberfirma nach 20 Jahren entwickelt zu haben behauptet, gilt vielleicht für ein oder zwei Generationen. Spätestens dann potenzieren sich die Unabsehbarkeiten. Die Nukleartechnologie ist eine Zukunftstechnologie, denn sie ignoriert die heute bekannten, morgen auftretenden Verluste.

11. Juni 2009