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STANDPUNKT/521: Ceterum censeo - Cato, Kalifornien und endzeitliche Verheißungen (Ingolf Bossenz)


Ceterum censeo

Ingolf Bossenz über Cato, Kalifornien und endzeitliche Verheißungen

7. Dezember 2015


Cato der Ältere, der vor dem Dritten Punischen Krieg im römischen Senat unablässig die Zerstörung Karthagos forderte, hat uns den Begriff des »ceterum censeo« (»übrigens meine ich«) hinterlassen. Eine aktuelle Version davon ist der mittlerweile tägliche Ruf nach Zerstörung des Islamischen Staates. Auch US-Präsident Obama hat ihn nach dem Massaker in Kalifornien ertönen lassen. Doch nicht überall, wo islamistisch ideologisierte Terroristen am Werk sind, sind das die Werkzeuge des IS.

Das Mörder-Ehepaar von San Bernardino hatte sich laut FBI wohl von »ausländischen Terrororganisationen« inspirieren lassen, war aber nicht »Teil einer organisierten Gruppe oder einer Terrorzelle«. Die »neue Phase in der globalen Terrorbedrohung und in der inneren Sicherheit«, von der Heimatschutzminister Johnson warnt, ist geprägt von einer individuellen Radikalisierung abseits überwach- und kontrollierbarer Strukturen. Menschen, die aus der Unauffälligkeit heraus ein blutiges Fanal setzen, hat es immer gegeben. Aber angesichts der globalen kriegerisch-terroristischen Diffusion durch selbst ernannte und tatsächliche Staaten wächst das Potenzial solcher Einzelkämpfer. Ist der Islam mit seinen endzeitlichen Verheißungen besonders geeignet, Enttäuschte mit neuen Täuschungen auszufüllen? Auch diese Frage wird weiter ein »ceterum censeo« sein.

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Quelle:
Ingolf Bossenz, Dezember 2015
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 07.12.2015
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/993822.ceterum-censeo.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2015

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