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LAIRE/1101: Guantánamo-Gefangene nach Palau expediert (SB)


Palau nimmt US-Folteropfer auf

Menschenverschiebung quer über den Globus


Der Inselstaat Palau im Pazifik hat sechs Uiguren, die von den USA im Jahr 2001 verschleppt und acht Jahre ins Folterlager Guantánamo gesteckt wurden, vorübergehend aufgenommen. Palaus Präsident Johnson Toribiong begrüßte die Entführungsopfer bei ihre Ankunft am Flughafen brachte sie zu ihrem Haus in der Stadt Koror. Dort sollen sie die Möglichkeit erhalten, die englische Sprache zu erlernen und sich auf einen Beruf vorzubereiten. Eine Rückkehr nach Xinjiang kam für die ehemaligen US-Gefangenen nicht in Frage, hatten sie ihre Heimat doch zuvor verlassen gehabt und waren nach Afghanistan geflohen, weil sie befürchten mußten, von den chinesischen Behörden aufgegriffen, gefoltert und exekutiert zu werden. Statt dessen sind sie in Guantánamo gelandet.

Da die jahrelange Verbringung in einem Gefangenenlager, welche Privilegien den Uiguren innerhalb des abgestuften Haftsystems auch immer eingeräumt wurden, an sich Folter darstellt, braucht die Frage nicht erörtert und abgewogen zu werden, ob sie gefoltert wurden. Das wurden sie. Acht Jahre lang. Von den USA, dem wichtigsten Verbündeten der Bundesrepublik - und die Regierungen beider Staaten sind nicht bereit, die Uiguren, deren Unschuld erwiesen ist, bei sich aufzunehmen.

Nun sitzen die sechs ehemaligen Bewohner des zentralasiatischen Hochlands auf einer tropischen Insel. Zwangsweise Umsiedlung quer über den Globus. Eine Welt, in der ein solcher Umgang mit Menschen betrieben und sogar gutgeheißen wird, ist abzulehnen. Eine weitere Qualifizierung der Verfügungsgewalt weniger, militärisch hochgerüsteter Staaten, sowie deren Kumpanei gegen die Bevölkerung, muß verhindert werden. Nationale Eigenarten in der Wahl der Repressionsinstrumente außer Acht lassend, sind sich China und die USA viel näher, als in den Medien oberflächlich abgehandelt wird.

1. November 2009