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AFRIKA/1889: HIV-infiziert, keine ARVs - Vernichtungslogik der Weltordnung (SB)


Nur ein Teil der HIV-Infizierten erhält lebensverlängernde Medikamente ... und die Welt findet es in Ordnung


In Afrika bekommen nicht alle Menschen, die HIV-positiv sind, die wirksamen antiretroviralen Medikamente (ARVs), und müssen stärker leiden und erheblich früher sterben als andere. Das ist mittlerweile weithin akzeptiert. Aber ist das in Ordnung? Nein, selbstverständlich nicht - und ja, selbstverständlich wohl, denn genau das sieht die nach den Regeln der Marktwirtschaft strukturierte, vermeintlich alternativlose Weltordnung genau so vor.

Die Kapazitäten der Pharmaindustrie würden allemal genügen, um für sämtliche HIV-Infizierten ausreichend ARVs herzustellen. Doch wo bleibt da das Geschäft, wenn kein Mangel mehr herrschte und die lebensnotwendigen Medikamente für jedermann frei verfügbar wären? Ein Pharmakonzern würde keine Investitionen tätigen und an keinen neuen Medikamenten forschen, wenn er nicht seine Erfindungen über Patente schützen könnte, lautet das Mantra dieser Branche.

Sie hat insofern recht, als daß innerhalb der vorgegebenen Parameter, das heißt, innerhalb einer Weltordnung, in der die Unternehmen Profite machen müssen, um zu überleben, es durch und durch rational ist, das Angebot (Heilmittel) zu verknappen, wenn die Nachfrage (Sterbenskranke) hoch bleibt. Dieses Geschäft hat tödliche Folgen. Da erhält der Begriff "Genozid" - Völkermord - eine gänzlich neue Dimension. Er beschränkt sich nicht auf ein einzelnes "schurkisches" Regime oder eine Gruppierung. An diesem Völkermord sind auf die eine oder andere Weise alle Menschen beteiligt, die auf Kosten anderer leben, also auch die Bevölkerung der relativ wohlhabenden Bundesrepublik Deutschland.

Stiftungen wie die Bill & Melinda Gates Foundation oder Organisationen wie Global Fund und Initiativen wie Pepfar, die teils hohe Summen in HIV-Programme stecken, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß ein erheblicher Teil der HIV-Infizierten dem Siechtum überlassen wird, obgleich prinzipiell Hilfe geleistet werden könnte. Die ist jedoch nicht vorgesehen.

Daß ARVs hergestellt und verteilt werden könnten, es aber nicht werden, ist kein Naturgesetz, sondern Folge von Entscheidungen. Die wurden menschheitsgeschichtlich schon vor langer, langer Zeit getroffen, als erste Herrschaftsformen aufkamen und durchgesetzt wurden, sie werden aber auch heute noch jeden Tag, an dem nichts dagegen unternommen wird, von neuem getroffen.

Das Getriebe der Welt gleicht einer kaum vorstellbaren Vernichtungsmechanik. Die hat bereits gegriffen, als es den Menschen noch nicht gab, aber er hat sie verinnerlicht und kehrt sie gegen seine Artgenossen. Bis zur finalen Konsequenz.

2. November 2009