Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → REDAKTION

AFRIKA/1902: Diesmal ganz ehrlich ... Nigeria will Gas-Abfackeln beenden (SB)



Nigerias Außenminister verspricht Ende des Gas-Abfackelns ... und die Bewohner des Nigerdeltas dürften hoffen, daß er sich nicht versprochen hat

Die nigerianische Regierung hat noch einmal bekräftigt, was ihre Vorgängerinnen die letzten rund 30 Jahre behauptet haben, nämlich daß sie das Gas-Abfackeln beenden will. Der nigerianische Außenminister, Chief Ojo Maduekwe, erklärte am Montag am Rande der 15. UN-Klimakonferenz (COP15) auf dem Nigerian Climate Change Investment Forum in Kopenhagen:

"Wir werden eine strenge Verpflichtung zum Gas-Abfackeln eingehen. Einige Skeptiker werden vielleicht sagen, daß sie das schon häufiger gehört haben. Aber diesmal ist es anders, denn die Verpflichtung wird im Rahmen von COP15 erfolgen. Diesmal wird es keine Ausreden geben. Der politische Wille ist vorhanden, und die Wirtschaft ist bereit, ihre Arbeit zu tun." [1]

Sorry, aber die Skepsis bleibt. Selbst wenn der politische Wille vorhanden und die Wirtschaft bereit ist, hält das vermeintliche Schicksal noch viele Umstände parat, weswegen das gesundheits- und umweltschädigende Gas-Abfackeln bei der Erdölförderung im Nigerdelta über die zuletzt genannten Fristen hinaus fortgesetzt werden könnte.

So kündigte Vize-Außenminister Bagudu Hirse im November an, daß bereits ab Januar nächsten Jahres in Nigeria kein Erdgas mehr abgefackelt werde. Diese völlig unglaubwürdige Prognose wurde alsbald von dem Abgeordneten und Vorsitzenden des House Committee on Gas, Igo Aguma, unauffällig korrigiert. Er erklärte, daß sich das Unterhaus dafür stark mache, daß das Gesetz zur Beendigung des Gas-Abfackelns bis zum 31. Dezember 2012 umgesetzt wird. Mit anderen Worten: Ob das klappt, steht auch noch nicht fest. Im übrigen erklärte der Abgeordnete, daß weiterhin etwa fünf Prozent des Gas-Abfackelns nach der Beendigung beibehalten werde, um Explosionen zu vermeiden.

Wie gesagt, die gebrochenen Versprechungen der nigerianischen Regierungen haben Tradition. Es trifft zwar zu, daß heute nicht mehr so viel Gas abgefackelt wird wie vor zehn Jahren, aber das bedeutet nicht, daß keine neuen Stellen eingerichtet werden, an denen die meterhohen Flammensäulen mit meist lautem Getöse in den Himmel schießen, die Nächte zum Tag machen und ihr Umfeld mit öligen Rußpartikeln, die zahlreiche Umweltgifte enthalten, verseuchen.

Sollte die Zusage des nigerianischen Außenministers von der gleichen geringen Haltbarkeit sein wie die Beteuerungen der Industriestaaten im Vorfeld der COP15-Verhandlungen, entschiedene Maßnahmen gegen die Erderwärmung ergreifen zu wollen, werden die zumeist verarmten Bewohner des Nigerdeltas vermutlich so lange genötigt werden, mit dem Gas-Abfackeln zu leben, bis die Erdölförderung eingestellt wird.

Anmerkungen:

[1] "Nigeria: Ready to End Gas-Flaring", This Day (Lagos), 16. Dezember 2009
http://allafrica.com/stories/200912160265.html

16. Dezember 2009