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MEDIEN/452: Billigste Anti-Assad-Hetze im Heute Journal des ZDF (SB)


Billigste Anti-Assad-Hetze im Heute Journal des ZDF

Assads Ehefrau Asma wird Mitschuld an Kriegsverbrechen unterstellt



Wenige Tage nach dem offiziellen Beginn der von der Regierung in Damaskus und Kofi Annan, dem Sondervermittler der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, vereinbarten Feuerpause kommt es in Syrien nach wie vor zu Schießereien zwischen den staatlichen Ordnungskräften und Rebellen der "Freien Syrischen Armee". Im Westen ist man sich einig, daß die Schuld hierfür beim syrischen Präsidenten Baschar Al Assad liegt, der es angeblich mit der Umsetzung des Sechs-Punkte-Plans des Ex-UN-Generalsekretärs Annan zur Beilegung des über einem Jahr andauernden Konfliktes, der inzwischen rund 9000 Menschen das Leben kostete, niemals ernst gemeint hat.

Die Möglichkeit, daß die von Katar und Saudi-Arabien finanzierten sunnitischen Moslembrüder, die inzwischen von ausländischen Spezialstreitkräften beraten werden und in deren Reihen libysche Anti-Gaddhafi-Milizionäre à la Al Kaida kämpfen sollen, den Bürgerkrieg in Syrien am Kochen halten, um der NATO einen Interventionsgrund zwecks Vollstreckung des in Washington, Brüssel, Ankara, Berlin, London und Paris erwünschten "Regimewechsels" in Damaskus zu liefern, findet in den westlichen Medien kaum bis gar keine Erwähnung. Statt dessen dreht sich die politische Diskussion im NATO-Gebiet um die nächste Eskalationsstufe, nämlich die Einrichtung von "humanitären Korridoren" für Flüchtlinge, wofür unter anderem der Einsatz westlicher Kampfjets erforderlich wäre.

Die öffentliche Vermittlung des Eindrucks einer ihrer Verantwortung für Sicherheit und Stabilität in der Welt - diesmal im bürgerkriegsgeschüttelten Syrien - nachkommenden nordatlantischen "Wertegemeinschaft" geht aktuell mit einer plumpen und durchsichtigen Dämonisierung der Person Baschar Al Assads einher. Nur so läßt sich das am 1. April in Istanbul, noch vor dem geplanten Eintreten der Feuerpause in Syrien, von Barack Obamas Chefdiplomatin Hillary Clinton verkündete kategorische Imperativ "Assad muß weg" rechtfertigen.

Am 17. April erhielt Clinton, die seit ihren Tagen als First Lady an der Seite ihres Gatten Bill während der Krise um den Bürgerkrieg in der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien als eifrige Verfechterin der "humanitären" Kriegführung des Westens gilt, in Sachen Syrien mediale Unterstützung aus einer ungewöhnlichen Ecke. Womöglich angestachelt von Clintons Assistentin Susan Rice, der UN-Botschafterin der USA, haben Huberta von Voss Wittig and Sheila Lyall Grant, die Ehefrauen der britischen und deutschen UN-Botschafter in New York, Mark Lyall Grant und Peter Wittig, in einer bei Youtube veröffentlichten "Videobotschaft" Asma Assad, die Ehefrau des syrischen Präsidenten, aufgefordert, auf ihren Mann einzuwirken, um dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten.

Seit der Veröffentlichung einer Reihe von E-Mails vor zwei Monaten im Londoner Guardian, die angeblich aus dem syrischen Präsidentenpalast stammen, wird die 36jährige Asma Assad, die in England aufgewachsen ist und praktisch als einzige arabische Präsidentenfrau kein Kopftuch trägt, sondern stets in gefallsüchtiger Designermode auftritt, zu einer herzlosen Edeltussi hochstilisiert. Das von Voss Wittig und Sheila Lyall Grant ins Internet gestellte Video trägt zur Zementierung dieses Zerrbildes bei. Gegenübergestellt werden Fotos der gutaussehenden, blondhaarigen Asma Assad mit Bildern von weinenden Müttern und schwer verletzten oder getöteten Kindern aus Syrien. Dazu kommt aus dem Off der Appell an die syrische Präsidentengattin, sie solle sich weniger um ihr Image kümmern, als vielmehr ein Ende der Gewalt gegen die Mütter und Kinder im eigenen Lande herbeiführen. "Stop your husband and his supporters. Stop being a bystander", zu deutsch: "Halten Sie ihren Mann und seine Anhänger auf. Hören Sie auf, eine Unbeteiligte zu sein."

Daß Asma Assad nichts zur Beendigung des Tötens in Syrien beitrage, ist eine böswillige Unterstellung, für die die beiden Diplomatengattinnen in New York nicht den leisesten Beweis haben. Hinter den Kulissen tut Frau Assad möglicherweise alles in ihrer Macht Stehende, um den von ihrem Mann propagierten Reformprozeß voranzutreiben. Derzeit spricht jedoch alles dafür, daß der Westen und die sunnitischen arabischen Nachbarstaaten an einer Aussöhnung der verschiedenen ethnischen, politischen und religiösen Gruppierungen in Syrien kein Interesse haben und sich mit nichts anderem als der Einsetzung einer Marionettenregierung, wie es die NATO letztes Jahr nach dem Sturz und der Ermordung von Muammar Gaddhafi erreicht hat, zufriedengeben werden.

Am Abend des 17. April wurde in der Nachrichtensendung Heute Journal des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) ausführlich und lobend über das Asma-Assad-Youtube-Video berichtet. Lyall Grant und von Voss Wittig wurden als mutige, medienaffine Kämpferinnen für eine bessere Welt hofiert. Klaus Prömpers, der Chef des ZDF-Studios in New York, hat für den Beitrag sogar ein Interview mit von Voss Wittig geführt. Das Gespräch vor der Kamera fand nicht im deutschen Konsulat in New York, sondern im malerisch-frühlingshaften Central Park statt, angeblich weil das Video-Projekt auf "privates" Engagement zurückgehe und nichts mit der beruflichen Tätigkeit der Ehemänner zu tun habe - eine ziemlich skurrile und wenig plausible Behauptung.

Wie haben die beiden Diplomatengattinnen das Video produziert? Haben sie es einfach am heimischen Computer erstellt oder vielleicht doch professionelle Hilfe - etwa vom örtlichen ZDF-Studio - erhalten? Hinzu kommt die Frage, die sich einem nach dem Anschauen des Videos bzw. des ZDF-Berichts aufdrängt: Wie hat man es sich vorzustellen, daß Asma Assad ihren Mann - und seine Anhänger! - "aufhalten" soll? Etwa durch die Verweigerung ihrer ehelichen Pflichten? Soll sie einen Schmollmund ziehen und sich solange störrisch geben, bis Baschar seine Soldaten in ihre Kasernen zurückpfeift? Mit dieser kruden, poppsychologischen Suggestion der Videobotschaft wird Asma Assad zur Nachfolgerin früherer "böser Hexen" wie Lady MacBeth und Elena Ceaucescu. Die Plumpheit der Propaganda gegen das Ehepaar Assad läßt darauf schließen, daß es bis zu einer offenen - im Vergleich zur bisher verdeckten - Militärintervention der NATO in Syrien nicht mehr lange dauern kann.

18.‍ ‍April 2012