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MILITÄR/865: US-Minensuchmanöver im Persischen Golf ein Flop (SB)


US-Minensuchmanöver im Persischen Golf ein Flop

Zeichnet sich Im "atomstreit" mit dem Iran eine Entspannung ab?



Unterschiedliche Quellen berichten - Gareth Porter in der linksliberalen Nachrichtenagentur Inter Press Service am 17. Oktober und die erzkonservative US-Internetzeitung World Net Daily (WND) am Tag darauf - von Hinweisen auf eine eventuell bevorstehende diplomatische Beilegung im sogenannten "Atomstreit" des Westens mit dem Iran. Demnach würde der Iran die Urananreicherung auf einen Reinheitsgrad von fünf Prozent begrenzen und rund 20 Prozent seiner Marterialbestände entweder ins Ausland exportieren oder zu Pulver für die Herstellung von Platten, die wiederum im Teheraner Forschungsreaktor zur Gewinnung von Isotopen für die Behandlung von Krebskranken eingesetzt werden, verwandeln. Im Gegenzug würden die EU und die USA ihre schweren Sanktionen, die derzeit die Wirtschaft der Islamischen Republik strangulieren, aufheben. Eine Voraussetzung für den Kuhhandel ist natürlich, daß der Demokrat Barack Obama die US- Präsidentenwahl am 6. November gewinnt, denn sein republikanischer Kontrahent Mitt Romney verkauft sich im Wahlkampf unter anderem durch eine sehr aggressive Haltung gegenüber dem "Mullah-Regime" in Teheran als vermeintlich glaubhafter Verteidiger amerikanischer Interessen in der Welt.

Möglicherweise ist das jüngste Kriegsspiel, das die Streitkräfte der USA zusammen mit 29 verbündeten Staaten am Persischen Golf veranstaltet haben, mit ein Grund, warum dort in den letzten Wochen das Kriegsgetrommel und das Gerede von einem israelischen "Überraschungsangriff" auf die iranischen Atomanlagen deutlich nachgelassen haben. Bei dem zweiwöchigen Manöver ging es darum herauszufinden, ob eine von den USA angeführte Koalitionsstreitmacht in der Lage wäre, im Falle einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Iran eine der wahrscheinlichsten Vergeltungsmittel Teherans, die Straße von Hormus und damit einen für den weltweiten Ölhandel wichtigen Transportweg zu verminen, sinnvoll zu begegnen. Vorläufig scheint die Antwort auf diese Frage nein zu lauten.

Bei dem Kriegsspiel namens International Mine Countermeasures Exercise 2012 (IMCMEX), das im September stattfand, wurden 29 moderne Minenattrappen in den fraglichen Gewässern rund um den Eingang zum Persischen Golf ausgesetzt. Trotz allen Bemühens wurde davon im Verlauf des mehrtägigen Manövers nicht einmal die Hälfte gefunden. Offenbar wurden einige der Minen immer wieder von Schiffen der verschiedenen Teilnehmernationen geortet und gehoben bzw. unschädlich gemacht, die meisten von ihnen aber blieben unauffindbar. Im Ernstfall würde die iranische Marine aber Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Minen im Persischen Golf und im Arabischen Meer aussetzen.

In einem Beitrag, der am 15. Oktober im Rahmen der Sendung Newshour des öffentlichen US-Rundfunksenders Public Service Broadcasting (PBS) ausgestrahlt wurde, äußerte sich Marinekapitän a. D. Robert O'Donnell, der auf Einladung des Pentagons als Militärberater und Beobachter an der IMCMEX teilgenommen hatte, über die mageren Ergebnisse der Übung wie folgt: "Ich dachte, wir hätten da mehr rausholen können. Das ist der Sinn der Übung - Minensuchoperationen in einem Gebiet durchzuführen und die Minen zu finden. Ich denke nicht, daß sehr viele davon gefunden wurden. Es waren höchstens die Hälfte oder noch weniger."

Die Reaktion der Verantwortlichen auf die Kritik O'Donnells klang beschwichtigend und nebulös zugleich. Gegenüber der Newshour-Redaktion gab Leutnant Greg Raelson, Verbindungsoffizier der in Bahrain stationierten 5. US-Flotte folgende Stellungnahme ab: "Zahlen allein geben keine Auskunft über die Effektivität und den Erfolg von IMCMEX. Wie haben Schiffe, Hubschrauber, Taucher und unbemannte Unterwasserfahrzeuge präzise und effektiv einsetzen können, was unsere Fähigkeit, auf eine Bedrohung in der Unterwasserumgebung zu antworten, bestätigt. Durch diese Übung sind wir in der Lage, Partnerschaften zu verbessern und die Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft, die sichere und freie Schiffahrt zu garantieren, zu erweitern". Die blumigen Worte Raelsons sprechen für sich.

21. Oktober 2012