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NAHOST/1425: Der Krieg im Jemen wird für Saudi-Arabien zum Fiasko (SB)


Der Krieg im Jemen wird für Saudi-Arabien zum Fiasko

Sudanesen und Eritreer sollen die militärische Ehre der Saudis retten


Der seit Ende März laufende Krieg im Jemen, mittels dessen Saudi-Arabien dem gestürzten Interimspräsidenten Abd Rabbuh Mansur Hadi wieder an die Macht verhelfen will, verläuft für Riad alles andere als zufriedenstellend. Die Dauerangriffe der Luftwaffe Saudi-Arabiens und seiner sunnitischen Verbündeten haben die schiitischen Huthi-Rebellen, die von den Teilen der jemenitischen Armee unterstützt werden, die weiterhin dem langjährigen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh treu ergeben sind, nicht in die Knie zwingen können. Was nach König Salmans Thronbesteigung im Januar als große Machtdemonstration gedacht war, entwickelt sich zu einem militärischen Fiasko, das die Position der Familie Saud im eigenen Land gefährdet. Schließlich wird die Operation im Jemen von Salmans 29jährigem Sohn, dem militärisch völlig unerfahrenen Kronprinzen Mohammad, geleitet.

Im Sommer war es Bodentruppen aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die Hilfe von südlichen Separatisten sowie hadi-treuen Milizionären erhielten, gelungen, weite Teile der jemenitischen Südküste einschließlich der Hafenmetropole Aden zu "befreien". Der anschließende Vorstoß Richtung Norden ist jedoch ins Stocken geraten. Weder gelang es der von den Saudis angeführten Streitmacht nach wochenlangen schweren Kämpfen die Stadt Taizz, die auf halber Strecke zwischen Aden und der Hauptstadt Sanaa liegt, noch das östlich davon liegende Gouvernment Maarib, dessen Ölverkommen als Kriegsmotiv Riads gehandelt werden, unter ihre Kontrolle zu bringen. Inzwischen sollen die Huthis und Anhänger Salehs wieder auf dem Vormarsch sein und zur Rückeroberung Adens ansetzen.

Am 4. November meldete der iranische Nachrichtensender Press TV, die Huthi-Rebellen, die ihre Bewegung selbst Ansurullah nennen, hätten bei Taizz einen von ausländischen Truppen benutzten Militärstützpunkt überrannt und einen ranghohen Armeeoffizier sowie zahlreiche einfache Soldaten aus Saudi-Arabien getötet. Bereits bei einem Vorfall im September waren im Gouvernement Maarib 67 Soldaten der Anti-Huthi-Koalition - 52 aus den VAE, 10 aus Saudi-Arabien und 5 aus Bahrain - ums Leben gekommen, als ihr Feldlager fälschlicherweise von der eigenen Luftwaffe mit Bomben und Raketen angegriffen wurde. Bislang ist die genaue Höhe der Verluste bei den ausländischen Interventionisten nicht bekannt. Fest steht, daß Saudi-Arabien und die anderen ölreichen Autokratien am Persischen Golf die Aufgabe, der ihre eigenen Truppen im Jemen offenbar nicht gewachsen sind, gegen Geld von Soldaten aus dem Sudan, Eritrea, Mauritanien, Senegal sowie von Söldnern aus Kolumbien erledigen lassen.

Am 19. Oktober ist ein erstes schwerbewaffnetes Bataillon bestehend aus 500 sudanesischen Soldaten in Aden gelandet. Nach fünf Tagen waren laut Angaben des Verteidigungsministeriums in Khartum mindestens 22 dieser Militärangehörigen bei Kämpfen gegen die Huthis entweder getötet, verwundet oder entführt worden. Am 9. November sind weitere 400 Soldaten in Aden an Land gegangen, um ihren schwerbedrängten Kameraden den Rücken zu stärken. Am 21. Oktober veröffentlichte eine Sondergruppe der Vereinten Nationen einen Bericht, in dem es hieß, daß Eritrea ein Militärabkommen mit Saudi-Arabien und den VAE geschlossen habe. Die Vereinbarung sieht demnach vor, daß die Eritreer, dessen Land am Roten Meer gegenüber der jemenitischen Westküste liegt, Truppen in den Jemen schicken und ihre Marine- und Lufthäfen den Anti-Huthi-Koalitionären zur Verfügung stellen; im Gegenzug erhält Asmara von Riad und Abu Dhabi großzügige Finanzhilfen und verbilligtes Öl.

Ende Oktober aufkeimende Hoffnungen, wonach der UN-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed ein Ende der Kampfhandlungen vermitteln könnte, haben sich inzwischen wieder zerschlagen. Die Huthis werfen dem mauritanischen Diplomaten vor, eine zu große Nähe zu Saudi-Arabien zu pflegen und in seinen Erklärungen ihre Position falsch dargestellt zu haben. Der Verdacht der Ansurullah-Saleh-Allianz, als UN-Vertreter agiere Cheikh Ahmed nicht, wie es sich eigentlich gehört, unparteiisch, scheint nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Anfang November wurde enthüllt, daß der scheidende spanische UN-Sondergesandte in Libyen, Bernardino León, bei seinen Bemühungen um ein Ende des Bürgerkrieges und die Bildung einer Allparteienregierung in dem nordafrikanischen Land vornehmlich die Interessen der VAE verfolgte. Für sein Engagement zugunsten des vom Westen als Regierung anerkannten Repräsentantenhauses (House of Representatives - HoR) in Tobruk und zuungunsten des von Islamisten dominierten General National Council (GNC) in Tripolis wurde León mit dem lukrativen Direktorenposten der neuen Diplomatenschule in Abu Dhabi belohnt.

12. November 2015


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