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ARBEIT/613: Faire Löhne zentral für die Zukunft der Pflege (Diakonisches Werk Hamburg)


Diakonisches Werk Hamburg - Pressemitteilung vom 18. Mai 2017

Laumann-Kritik an der ambulanten Pflege:

Diakonie: Faire Löhne zentral für die Zukunft der Pflege


Laut Hamburger Abendblatt kritisiert Staatssekretärs Karl-Josef Laumann, dass rund achtzig Prozent der Arbeitgeber in der ambulanten Pflege das Angebot einer 4,6%igen Erhöhung der Vergütungen nicht angenommen haben.

Stefan Rehm, Vorstand im Diakonischen Werk Hamburg: "Die Diakonie Hamburg teilt die Kritik: Die angemessene Bezahlung der Pflegekräfte ist unser wichtigster Baustein im Kampf gegen Fachkräftemangel. Wir wollen und können unseren Arbeitnehmern eine angemessene Bezahlung nicht vorenthalten. Als Tarifanwender stehen wir für ausgehandelte Löhne zwischen den Sozialpartnern. Selbstverständlich weisen wir diese mit aller Transparenz nach. Die Diakonie Hamburg tritt gemeinsam mit den Paritätern Hamburg und der Gewerkschaft Ver.di bereits seit 2015 für allgemeinverbindliche Tarifverträge in der Altenpflege ein."

Ein System der Allgemeinverbindlichkeit würde weitgehend einheitliche Bedingungen in der Sozialbranche schaffen und für eine angemessene Bezahlung der Pflegekräfte sorgen.

Stefan Rehm: "Die Hamburger Diakonie hat mit ihren ambulanten Pflegediensten das Angebot einer prozentualen Erhöhung im Bereich der Pflegeversicherung und der Krankenversicherung eingefordert, nachgewiesen und auch umgesetzt. Wir konnten für unsere Pflegedienste zum damaligen Zeitpunkt eine Steigerungsrate von 5% abschließen. Damit erreichten wir erstmals seit Jahren eine Refinanzierung unserer Tarifabschlüsse."


Hintergrund:

Die Diakonie zahlt nach Tarifen: Eine examinierte Altenpflegekraft verdient aktuell bei 30 Tagen Urlaub als Berufsanfängerin 2.668,00 Euro brutto pro Monat (Stundensatz 15,85 Euro). Hinzu kommen Zeitzuschläge, ggf. Sonderzahlungen wie Weihnachtsgelt, HVV-Fahrtkostenzuschuss, eine betriebliche Altersversorgung und vermögenswirksame Leistungen. Eine Steigerung des Bruttogehalts ist je nach Betriebszugehörigkeit und Funktion bis auf 4.177,00 Euro brutto pro Monat möglich (Stundensatz 24,81 Euro). Je nach Einrichtung können diese Angaben variieren.

Auszubildende in der Altenpflege verdienen in der Diakonie im ersten Ausbildungsjahr 956,00 Euro, im zweiten Ausbildungsjahr 1.030,00 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1.145,00 Euro.

Der wesentliche Unterschied in der Bezahlung von Pflegekräften liegt nicht bei den examinierten Pflegekräften, sondern bei den weniger qualifizierten Pflegekräften. Die tarifgebundene Diakonie zahlt für diese ein Anfangsgehalt von 2.011,00 Euro (Stundensatz 11,95 Euro). Diese Bezahlung wird gerade von privatgewerblichen Pflegediensten, die in der Regel nicht tarifgebunden sind, häufig deutlich unterschritten. Dies ist ein erheblicher Konkurrenznachteil für die Diakonie und sorgt für Gewinnspannen bei den Nichttarifanwendern.

Die jüngst vereinbarte Anpassung des Mindestlohns in der Pflege mit einem Stundensatz von 10,20 Euro, der sich bis 2020 auf 11,35 Euro je Stunde erhöht, ist ein wichtiger Schritt, auch weniger qualifiziertes Personal im Pflegebereich besser zu bezahlen. Dies erfolgt flächendeckend und vermindert zumindest teilweise den Konkurrenznachteil der tarifgebundenen Diakonie, die bereits heute mindestens 11,95 Euro/Stunde für Berufsanfänger bezahlt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. Mai 2017
Diakonisches Werk Hamburg - Landesverband der Inneren Mission e. V.
Steffen Becker - Pressesprecher, Information und Öffentlichkeitsarbeit
Königstraße 54, 22767 Hamburg
Telefon: 040 30 62 0-233, Fax 040 30 62 0-315
E-Mail: Becker@diakonie-hamburg.de
Internet: www.diakonie-hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2017

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