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ARBEIT/656: Mexiko - "ConTratoDigno", eine Kampagne für die Rechte von Hausangestellten (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Mexiko
ConTratoDigno: Eine Kampagne für die Rechte von Hausangestellten

Von Aline Espinosa Gutierrez



Zahlreiche Frauen demonstrieren mit Plakaten und Bannern - Foto: Olga Berrios via flickr, CC BY 2.0, [https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/]

Hausangestellte streiten für ihre Rechte
Foto: Olga Berrios via flickr, CC BY 2.0
[https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/]

(Mexiko-Stadt, 25. August 2021, cimacnoticias) - In Mexiko sind 95% der Hausangestellten Frauen. Nur 1% hat einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Über 85% arbeiten ohne Zugang zu Sozialleistungen. Am 23. August hat nun die Pan American Development Foundation (PADF) die Kampagne "ConTratoDigno" vorgestellt, die dazu beitragen soll, dass Arbeitgeber*innen die Rechte ihrer Mitarbeiter*innen besser kennen und respektieren. Der Name der Kampagne basiert auf einem Wortspiel und bedeutet sowohl "angemessener Arbeitsvertrag" als auch "mit würdigem Umgang".


Kaum offizielle Arbeitsverhältnisse im Haushaltssektor

Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung erklärte PADF-Direktorin Valeria Uribe, das Hauptziel der Kampagne sei, dafür zu sorgen, dass die Arbeitgeber*innen ihren Verpflichtungen gegenüber den Hausangestellten nachkommen und sich darüber bewusst sind, dass ihre Arbeitsrechte im Bundesarbeitsgesetz, im Sozialversicherungsgesetz und im Abkommen 189 der Internationalen Arbeitsorganisation verankert sind und dass es deshalb notwendig ist, das Arbeitsverhältnis durch einen Vertrag abzusichern. Hinsichtlich der Rechte der Hausangestellten habe es zwar einige Fortschritte gegeben. So habe Mexiko dieses Jahr das Abkommen 189 ratifiziert. Trotzdem gebe es im Hausarbeitssektor immer noch kaum offizielle Arbeitsverhältnisse. Für die Beschäftigten bedeute das, von Arbeitsrechten und Sozialleistungen ausgenommen zu sein. "Mit der Kampagne ConTratoDigno versuchen wir, dieses Defizit zu überwinden und deutlich zu machen, welche Verantwortlichkeiten seitens der Arbeitgeber*innen gegenüber den Hausangestellten bestehen. ConTratoDigno ist Teil des Projekts "Förderung der Rechte von Hausangestellten in Mexiko", das von der Pan American Development Foundation initiiert wurde", erklärt Verónica Uribe. Den Hausangestellten solle durch die Kampagne eine Stimme gegeben werden. Ohne ihre Arbeit seien Tausende Haushalte nicht funktionsfähig. "Sie übernehmen die Pflege Minderjähriger und älterer Menschen übernehmen und haben damit einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft des Landes."


Es fehlt an politischem Willen

Auch Marcelina Bautista, Gründerin des Zentrums für die Unterstützung und Ausbildung von Hausangestellten (CACEH), betonte, es sei sehr wichtig, dass es Kampagnen wie diese gebe, die die Rechte von Hausangestellten sichtbar machen, da viele der bisherigen Bemühungen nicht dazu geführt hätten, dass die vereinbarten Löhne gezahlt oder feste Arbeitszeiten eingehalten werden oder eine medizinischer Versorgung in Anspruch genommen werden kann. So hatte die mexikanische Sozialversicherungsanstalt (IMSS) ein Programm gestartet, das bis Mai 2021 zwar 30.296 Neuversicherungen verzeichnen konnte, darunter Arbeiter*innen und Angestellte mit ihren Familien und Angehörigen, dies entspricht jedoch nur 1,2% der 2,4 Millionen Menschen, die als Hausangestellte tätig sind. Um zu erreichen, dass die gesetzlichen Reglungen zum Schutz der Hausangestellten in die Praxis umgesetzt werden, müssten die mexikanischen Behörden mehr politischen Willen zeigen, so Bautista. Zuallererst müsse vor allem bekannt werden, dass diese Rechte exisieren. "Dass es diese Gesetze gibt und dass die internationalen Standards existieren, reicht nicht aus." Nach Angaben von Martha González Calderón, Arbeitsministerin im Bundesstaat Mexiko, beschäftigen 1.580.000 mexikanische Haushalte eine Hausangestellte. Die wenigsten erhalten den Mindestlohn. Dieser wurde im Januar von 123,22 Pesos auf 141,7 Pesos pro Tag angehoben. Das entspricht etwa 6 EUR.

Die Organisatorinnen riefen im Rahmen der Online-Veranstaltung dazu auf, die Informationen weiter zu verbreiten und mitzuhelfen, dass Hausarbeit als eine würdige Beschäftigung respektiert wird. Ferner ermutigten sie alle Arbeitnehmerinnen, Netzwerke zu bilden und sich mit ihren Stimmen und Forderungen Gehör zu verschaffen. Alle wichtigen Daten und Fakten rund um das Thema Hausarbeit sind auch online verfügbar. Über die Homepage der Kampagne können außerdem alle wichtigen Instrumente wie z. B. Verträge und Informationen über Sozialversicherung, Arbeitsrechte und das Abkommen 189 abgerufen werden.


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https://www.npla.de/thema/arbeit-gesundheit/contratodigno-eine-kampagne-fuer-die-rechte-von-hausangestellten/


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Quelle:
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 14. September 2021

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