Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Pressemitteilung vom 8. November 2023
#SozialkürzungenStoppen:
Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege sehen Sozialstaat in
Gefahr
Protest gegen geplante Kürzungen im Bundeshaushalt 2024.
Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege sehen den Sozialstaat in Deutschland angesichts der Kürzungspläne im Bundeshaushalt 2024 ernsthaft gefährdet. Eine Woche vor der abschließenden Sitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, in der die Abgeordneten letzte Änderungen am Bundeshaushalt erwirken können, fordern die Spitzen von Arbeiterwohlfahrt Bundesverband (AWO), Deutschem Caritasverband (DCV), Deutschem Roten Kreuz (DRK), der Diakonie Deutschland, dem Paritätischen Gesamtverband und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) eine Rücknahme der Kürzungspläne. Auf der heutigen von der AWO organisierten Kundgebung in Berlin warnten sie vor massiven Einschnitten in eine Vielzahl sozialer Angebote und einer damit einhergehenden nachhaltigen Schwächung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Der zu beschließende Haushaltsplan sieht aktuell für Leistungen der Freien Wohlfahrtspflege eine Kürzung von insgesamt etwa 25 Prozent vor.
BAGFW-Präsident Michael Groß (Arbeiterwohlfahrt Bundesverband) betont:
"Der Entwurf zum Bundeshaushalt bedeutet für viele unserer
Einrichtungen und Angebote schmerzhafte Einschnitte, bis hin zur
Schließung. In einer so unsicheren Weltlage, in der viele Menschen massiv
verunsichert sind und große Sorgen haben, stehen jetzt die letzten
Anlaufpunkte auf dem Spiel, die den Menschen noch Sicherheit und
Orientierung geben können. Die Arbeitsbereiche der Freien Wohlfahrtspflege
machen nur einen minimalen Bruchteil des Bundeshaushalts aus - minimale
Einsparen sorgen für maximalen Schaden!"
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV):
"Die Grenze zwischen "Drinnen" und "Draußen" wird heute über digitale
Zugangsbarrieren bestimmt: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer, wo
Menschen digital abgehängt werden. Passgenaue Angebote der
Wohlfahrtsverbände müssen analog und digital gestaltet werden, um diese
Kluft zu schließen. Das gilt etwa für unsere Beratungsstellen, die auch
online erreichbar sein müssen. Wenn die Förderung der digitalen
Transformation der Wohlfahrtsverbände von der Bundesregierung auf Null
gesetzt wird, geht das zulasten der Zukunft des Sozialen."
Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes:
"Es ist erschütternd, dass die Bundesregierung in einer Zeit
wachsender sozialer Spaltung bei solchen Strukturen kürzt, die Menschen in
Armut und prekären Lebenslagen helfen - von Hilfen für Arbeitslose bis zur
Unterstützung Geflüchteter. Die Haushalts- und Finanzpolitik der sozialen
Kälte muss gestoppt werden! Es steht nichts weniger als der
gesellschaftliche Zusammenhalt und die Stabilität unserer Demokratie auf
dem Spiel."
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK):
"Migrationsberatungsstellen helfen Zugewanderten, sich zu orientieren und
ihre Ansprüche wahrzunehmen. Sie sorgen langfristig dafür, dass Menschen,
die zu uns kommen, Fuß fassen, sich einbringen und selbstverständlich alle
Möglichkeiten haben, die andere auch haben. So kann Zuwanderung die
Gesellschaft bereichern. Sie in Zeiten steigender Zuwanderung zu streichen
ist schlicht unverantwortlich."
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland:
"Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, die
Freiwilligendienste zu stärken. Die Kürzungen stehen dazu in klarem
Widerspruch und dürfen auf keinen Fall beschlossen werden. Notwendig wäre
eine Aufstockung der Mittel und mehr Unterstützung für die Freiwilligen:
zum Beispiel durch die kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder
die Anerkennung von Freiwilligenzeiten als Vorbereitung auf ein Studium
oder eine Ausbildung. Wer hier heute kürzt, zahlt morgen drauf!"
Abraham Lehrer, Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in
Deutschland (ZWST):
"Die globalen Krisen der letzten Jahre zeigen: Eine resiliente und
krisenfeste Wohlfahrtspflege ist wichtiger denn je. Krisen werden von
Populisten als Nährboden missbraucht, die meinen, auf komplexe
Fragestellungen einfache Antworten finden zu können. Das damit
einhergehende Auseinanderdriften des gesellschaftlichen Zusammenhalts
gefährdet die Demokratie. Die Freie Wohlfahrt muss eine verlässliche
Anlaufstation für vulnerable Gruppen bleiben. Integration, ehrenamtliches
Engagement und digitale Teilhabe sind unabdingbar für gesellschaftlichen
Zusammenhalt."
*
Quelle:
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e. V.
Oranienburger Str. 13-14, 10178 Berlin
Telefon +49(0)30|24636-0, Telefax +49(0)30|24636-110
E-Mail: info@paritaet.org
Internet: www.paritaet.org, www.der-paritaetische.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 10. November 2023
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