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FRAUEN/494: Kamerun - "Besseres Ergebnis als in manchen europäischen Ländern", 20 Frauen im Senat (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Juni 2013

Kamerun: 'Besseres Ergebnis als in manchen europäischen Ländern' - 20 Frauen im Senat

von Dorin Ekwe


Bild: © Monde Kingsley Nfor/IPS

Ndomi Magareth auf ihrem Bohnenfeld in Njombe
Bild: © Monde Kingsley Nfor/IPS

Jaunde, 7. Juni (IPS) - Marlyse Aboui erinnert sich noch gut an das Gefühl, als sie im Mai von Kameruns Staatspräsident Paul Biya zur Senatorin ernannt wurde. "Ich war völlig überrascht", sagt sie. "Es war so, als befände ich mich in einem Traum, aus dem ich jederzeit aufwachen könnte. Und die ganze Zeit fragte ich mich, womit ich eine solche Ehre verdient habe."

Als Vorsitzende der Nationalen Allianz für Demokratie und Fortschritt, einer Oppositionspartei aus dem Osten Kameruns, ist Aboui somit eine der 20 weiblichen Mitglieder des 100-köpfigen Senats. 17 Frauen konnten sich bereits bei den ersten Senatswahlen im Lande überhaupt durchsetzen. Nach diesem Urnengang am 14. April wurden im Mai drei weitere Frauen und 27 Männer von Biya als Abgeordnete ins Oberhaus berufen.

Nicole Okala Bilai von der regierenden Demokratischen Volksbewegung Kameruns (CPDM) verdankt den Senatssitz ihren Wählern in Mbagassina in Zentralkamerun. Sie ist nach eigenen Angaben fest entschlossen, das Schulsystem in Kamerun radikal zu verändern.

Frauenorganisationen und Politikerinnen sind gleichermaßen überzeugt, dass der Einzug so vieler Frauen in den Senat zur rechten Zeit kommt. Yvonne Muma Bih von der einflussreichsten Oppositionspartei, der Sozialdemokratischen Front, spricht von einer wichtigen Botschaft an die Adresse jener Frauen, "die immer noch unter dem Joch der männlichen Dominanz leiden oder meinen, dass Frauen keine politische Laufbahn einschlagen können". In dieser Hinsicht habe Kamerun besser abgeschnitten als manche europäische Demokratien, betonte die Politikerin. Und das sei gewiss ein Grund zum Feiern.


30-Prozent-Quote gefordert

Doch Justine Diffo vom Netzwerk für mehr Frauen in der Politik, das sich für die politische Partizipation von Frauen einsetzt, hält einen Frauenanteil von 20 Prozent für viel zu gering. "Frauen haben eine enorme politische Kompetenz", meint sie. "Wir haben oft beobachten können, dass durch ihre Überzeugungskraft einige Konflikte gerade noch verhindert werden konnten. Warum sollten wir ihnen also die von uns geforderten 30 Prozent vorenthalten?" Diffo zufolge hätte der Staatspräsident einen größeren Beitrag gegen die Marginalisierung von Frauen tun können, indem er statt drei 15 Frauen zu Senatorinnen ernannt hätte.

Doch nach Ansicht der Vereinigung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gibt es durchaus Grund, mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Denn das kamerunische Wahlgesetz vom 19. April 2012 sieht Möglichkeiten vor, die politische Benachteiligung der Frau bei den Wahlen durch verschiedene Formen der umgekehrten Diskriminierung anzugehen. Die Gesetzesparagraphen 151, 164, 181 und 218 zielen explizit auf eine stärkere Einbindung von Frauen in politische Entscheidungsprozesse.

Eine im März veröffentlichte Untersuchung des Nationalen Statistikamts (INS) hat darauf hingewiesen, dass die Zahl der Frauen in Kameruns Nationalversammlung leicht gestiegen ist. Sah sich das westafrikanische Land im Zeitraum 1992 bis 2002 mit einem Rückgang der Zahl weiblicher Abgeordneter von 23 auf zehn konfrontiert, stieg die Zahl bis 2012 auf 25.


Traditionsbremse

Wie Claude Abe, ein Soziologiedozent an der Katholischen Universität von Zentralafrika in der kamerunischen Hauptstadt Jaunde, betont, sind es oft die Frauen des Landes, die nicht bereit sind, Frauen zu wählen. Sie und viele Männer seien nach wie vor der Meinung, dass Frauen hinter den Herd gehörten.

Außerdem wies er auf ein weiteres Problem hin. "Politik zu machen kostet sehr viel Geld", erläutert Abe. "Doch dass die meisten Frauen nach wie vor von ihren Männern finanziell abhängig sind, schränkt ihren politischen Aktionsradius beträchtlich ein." (Ende/IPS/kb/2013)


Link:

http://www.ipsnews.net/2013/06/looking-to-cameroons-women-senators/

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IPS-Tagesdienst vom 7. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2013