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GEWERKSCHAFT/176: Internationaler Frauentag - Erwerbstätigkeit von Frauen muss aufgewertet werden (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 6. März 2015

Internationaler Frauentag: Erwerbstätigkeit von Frauen muss gesellschaftlich und finanziell aufgewertet werden


Berlin, 06.03.2015 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) spricht sich zum Internationalen Frauentag (8. März) ausdrücklich für eine gesellschaftliche und finanzielle Aufwertung klassischer "Frauenberufe" aus. "Der Wert von Dienstleistungsberufen, gerade im sozialen und erzieherischen Bereich, der sich auch im Gehalt ausdrückt, liegt nach wie vor deutlich hinter gewerblich-technischen Berufen zurück", sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied und unter anderem für Frauen und Gleichstellung zuständig, am Freitag in Berlin. "Es ist längst überfällig, dass die ständig steigende Verantwortung und Qualifikation im Sozial- und Erziehungsdienst, in der Pflege, aber auch in kundennahen Dienstleistungen mit hoher Belastung und qualifizierter Beratung endlich angemessen entlohnt wird."

Seit vielen Jahren beträgt die Entgelt-Lücke zwischen Männern und Frauen unverändert 22 Prozent. Dies hat nur zum Teil mit der Unterbrechung von Erwerbsbiografien zu tun, weil Frauen nach wie vor den Hauptteil der familiären Kindererziehung übernehmen und dafür vorübergehend ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen. "Frauen erhalten auch deshalb weniger Geld als ihre männlichen Kollegen, weil ihnen vielfach statt einer Vollzeitstelle nur Teilzeitstellen angeboten werden", betonte Nutzenberger. So erhält eine Erzieherin, die ihre vier- bis fünfjährige Ausbildung ohne Vergütung selbst finanzieren muss, zum Berufseinstieg im ersten Jahr lediglich 2.366,68 Euro brutto monatlich bei einer Vollzeitstelle.

"Allerdings können fast 60 Prozent aller Erzieherinnen nur in Teilzeit arbeiten, überwiegend, weil ihnen keine Vollzeitstellen angeboten werden", so Nutzenberger. In einigen Bundesländern, wie Brandenburg, Sachsen oder Sachsen-Anhalt liegt der Teilzeitanteil sogar deutlich über 80 Prozent. "Wir müssen uns endlich von dem Vorurteil verabschieden, dass Frauen eine Erwerbstätigkeit nur als 'Hobby' oder wegen eines Nebeneinkommens aufnehmen. Immer mehr Frauen sind längst die Familienernährerinnen", unterstrich die Gewerkschafterin. Fatale Nebenwirkung der niedrigen Einkommen seien entsprechend niedrige Rentenansprüche, die mittel- und langfristig zu einer dramatischen Altersarmut führten. "Es ist absolut nicht hinnehmbar, dass die gesellschaftlich wichtige Arbeit, hohe Qualifikation und gravierende Belastungssituationen in der Berufstätigkeit von Frauen sich nicht ausreichend und angemessen in der Bezahlung abbilden. Das ist ein Armutszeugnis für eines der reichsten Industrieländer der Welt."

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Quelle:
Presseinformation vom 06.03.2015
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christoph Schmitz - ver.di-Bundesvorstand
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Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2015

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