Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → SOZIALES

INTERNATIONAL/042: Kuba - Das neue Leben von Wendy Iriepa, Transsexuelle heiratet Schwulen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. August 2011

Kuba: Das neue Leben von Wendy Iriepa - Transsexuelle heiratet Schwulen

Von Dalia Acosta

Wendy Iriepa und ihr Mann bei der Eheschließung - Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Wendy Iriepa und ihr Mann bei der Eheschließung
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Havanna, 19. August (IPS) - Erst vor vier Jahren wurde Wendy Iriepa eine Frau. Nun hat die kubanische Transsexuelle ganz in Weiß den Mann ihres Lebens geheiratet: den ebenfalls schwulen Dissidenten Ignácio Estrada. Die Verbindung hat ihr Leben in jeder Hinsicht auf den Kopf gestellt.

Am 13. August - dem 85. Geburtstag von Ex-Präsident Fidel Castro - gab sich das Paar in Havanna das Jawort. Ein "Geburtstagsgeschenk" für den Máximo Lider, wie der Bräutigam ironisch bemerkte. Während seiner langen Amtszeit hatte Castro viele Homosexuelle und Transsexuelle aus der Regierung entfernt und zu Haft oder Zwangsarbeit verurteilen lassen. Einigen von ihnen gelang die Flucht ins Ausland.

Die Beziehung zu ihrem jetzigen Mann kostete die 37-Jährige ihre Stelle beim Nationalen Zentrum für Geschlechtererziehung (CENESEX), das transsexuelle Menschen betreut. Inzwischen nimmt die ehemalige Mitarbeiterin an Demonstrationen der 'Damen in Weiß' teil, einer Vereinigung von Verwandten politischer Gefangener.

Am Tag vor der Eheschließung hatte die Tochter des amtierenden Präsidenten Raúl Castro, Mariela, der ehemaligen Weggefährtin ihre Glückwünsche übermittelt. Zugleich kritisierte sie, dass die USA mit öffentlichen Geldern kubanische Schwulen- und Lesbengruppen unterstützten, die eine andere Position als CENESEX verträten. "Die USA treiben mit viel Geld eine Medienkampagne gegen Kuba voran. Und einige Leute lassen sich dadurch verführen", erklärte die CENESEX-Direktorin.


Kostenlose Geschlechtsumwandlung

Wendy Iriepa gehörte zu den ersten Kubanern, die sich Ende 2007 einer kostenlosen Geschlechtsumwandlung unterziehen konnten. In anderen Staaten müssen für solche Eingriffe jeweils durchschnittlich 15.000 US-Dollar bezahlt werden. CENESEX hatte im Rahmen eines Pilotprojekts ein Team ausländischer Chirurgen ins Land geholt, um kubanische Ärzte auf dem Gebiet weiterzubilden.

Das Gesundheitsministerium in Havanna hatte Geschlechtsumwandlungen 2008 in sein Programm für Transsexuelle aufgenommen. CENESEX entwarf dazu umfassende Maßnahmen zur sozialen Integration der Transsexuellen. Seitdem haben sich 15 Kubaner operieren lassen, genauso viele stehen noch auf der Warteliste.

Dem Leiter der Nationalen Kommission für Transsexuelle, Alberto Roque, zufolge wurden insgesamt 35 Personen in das Programm aufgenommen. Drei Frauen, die früher Männer waren, hätten inzwischen von den Behörden neue Papiere erhalten, berichtete der Schwulen-Aktivist. Weitere zwölf Personen warteten noch auf Bescheid.

Iriepa war eine der ersten Transsexuellen, die die rechtliche Anerkennung als Frau fanden. Ansonsten wäre ihr die Heirat versagt geblieben. Denn die Homo-Ehe ist in Kuba bislang nicht eingeführt. Die allererste Kubanerin, der das Gesundheitssystem 1988 eine Geschlechtsumwandlung finanziert hatte, war Mavi Susei gewesen. Drei Jahre später ging auch sie eine Ehe ein. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=98866
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=56865

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 19. August 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2011