Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → SOZIALES

JUGEND/289: "Weniger Hiebe, mehr Liebe". Hamburger Tagung "Gemeinsam gegen Jugendgewalt" (idw)


ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius - 14.11.2011

"Weniger Hiebe, mehr Liebe". Hamburger Tagung "Gemeinsam gegen Jugendgewalt"


Am Beginn der Tagung "Gemeinsam gegen Jugendgewalt" von ZEIT-Stiftung und Robert Bosch Stiftung in der Bucerius Law School in Hamburg stand ein klarer Befund: Gewalt in der Familie nimmt ab. Der Rückgang ist sehr deutlich: "Die Zahl der in Familien häufig geschlagenen Kinder hat sich seit den 1980er Jahren halbiert. Die Quote derjenigen, die von ihren Eltern häufig in den Arm genommen worden sind, hat sich um fast ein Drittel erhöht. Weniger Hiebe, mehr Liebe ist der Trend", so Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Der Kriminologe präsentierte die Ergebnisse seiner neuesten Studie, die unter anderem plausibel macht, warum die Zahlen im Bereich der Jugendgewalt in Deutschland insgesamt rückläufig sind.

Darauf warf Dr. Nadine Bals, Geschäftsführerin der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen und Expertin für Kriminalprävention einen Blick auf die praktischen Möglichkeiten des aktuellen Jugendstrafrechts, seine Wirkung und Grenzen. Schließlich zeigt die Rückfallstatistik, dass 70 % der jungen Menschen nach Jugendarrest wieder rückfällig werden. Bals fordert erzieherisch befähigte und in der Jugenderziehung erfahrene Richter: "Wir brauchen eine Spezialisierung und Professionalisierung bei den Jugendrichtern und Jugendstaatsanwälten."

Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung, unterstreicht: "Auf Vorfälle extremer Jugendgewalt folgen zumeist Angst und Ratlosigkeit - und der Ruf nach einem verschärften Jugendstrafgesetz. Das Thema "junge Gewalttäter" fordert Experten, Politiker, Medien und die breite Öffentlichkeit heraus. Denn was nützen alle Bildungsanstrengungen, wenn wir es nicht schaffen, das Abdriften von Jugendlichen zu verhindern? Die ZEIT-Stiftung und die Robert Bosch Stiftung stoßen mit der Hamburger Tagung gemeinsam Debatten über mögliche Handlungsstrategien an. Auch darüber hinaus werden wir gemeinsam etwas gegen Jugendgewalt tun. Flankierende Förderprojekte sollen Einrichtungen unterstützen, die Jugendgewalt bekämpfen."

"Eine breite Öffentlichkeit fordert härtere Strafen für jugendliche Gewalttäter. Allein damit lässt sich das Problem Jugendgewalt aber nicht lösen", so Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Woher kommt diese Gewaltbereitschaft? Ist das Jugendstrafgesetz überhaupt noch zeitgemäß? Greifen Konzepte wie das Modell "Handeln gegen Jugendgewalt" der Hamburger Behörden? Liegt genügend Kompetenz bei den Jugendrichtern oder müsste ihr Zuständigkeitsbereich um die des Familienrichters erweitert werden? Übernehmen die Medien ihre Verantwortung in dieser Thematik angemessen? Wir wollen Transparenz schaffen, unterschiedlichen Sichtweisen ein Forum bieten und erfolgreiche Präventionskonzepte vorstellen. Die Robert Bosch Stiftung sieht hier vielversprechende Ansätze."

"Gemeinsam gegen Jugendgewalt" ist eine Kooperation von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Robert Bosch Stiftung. Die Tagung wird im 19. März 2012 in Stuttgart unter dem Schwerpunkt "Prävention" fortgesetzt.

Medienpartner ist der NDR.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution645


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Kirsten Drees, 14.11.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2011