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AGRAR/1664: "Stärken des Ackerbaustandortes Deutschland nicht verspielen" (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 26. Juni 2014

"Stärken des Ackerbaustandortes Deutschland nicht verspielen"

Bauerntagsforum Ackerbau diskutiert Potenziale und Bedrohungen



Deutschland ist klimatisch gesehen in weiten Teilen ein ackerbaulicher Gunststandort. Einseitige und wissenschaftlich-fachlich nicht gerechtfertigte Regelungen im Umweltschutz stellen jedoch die Wettbewerbsfähigkeit zunehmend in Frage. Dies stellten Landwirte und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik beim Forum Ackerbau auf dem Deutschen Bauerntag in Bad Dürkheim fest.

Wolfgang Vogel, Vorsitzender des DBV-Fachausschuss für Getreide, betonte die Bedeutung eines produktiven und effizienten Ackerbaus. Besorgniserregend ist nach Ansicht Vogels jedoch die öffentliche Wahrnehmung des Ackerbaus. "Die Diskussion wird der Aufgabe der Ernährung von zukünftig über 9 Milliarden Menschen nicht gerecht, sondern sie ist von negativen Assoziationen geprägt", stellte Vogel fest. Eine große Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Ackerbaus sieht Vogel in falsch gesetzten politischen Rahmenbedingungen, z.B. in der EU-Agrarpolitik, bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln oder bei pauschalen Obergrenzen in der Düngung: "Der Ackerbau hat schon vor Jahren den Weg in den freien Markt beschritten. Fachlich unbegründete Eingriffe in bewährte landwirtschaftliche Produktionsverfahren und dadurch steigende Produktionskosten bedrohen unsere hart erkämpfte Wettbewerbsfähigkeit massiv."

Für die Landwirtschaft praktisch umsetzbare Lösungen wurden von den Forumsteilnehmern unter anderem bei der Umsetzung der EU-Düngeverordnung und der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik eingefordert. Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, skizzierte den schwierigen Dialog mit der EU-Kommission zur Umsetzung der EU-Düngeverordnung. Kloos informierte über Ackerrandstreifen, Leguminosen, Zwischenfrüchte und Grasuntersaaten als Möglichkeiten der Umsetzung. Die Teilnehmer des Ackerbauforums forderten Bund und Länder auf, bei den Details des Greenings möglichst schnell Klarheit zu schaffen, damit die Landwirte dies in ihrer Anbauplanung berücksichtigen können.

Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, verband ihren ersten Besuch beim Deutschen Bauernverband mit dem Angebot, den Dialog mit den Landwirten neu zu beleben. Die UBA-Präsidentin hob die deutlich gestiegene Stickstoffeffizienz in der Landwirtschaft hervor, sah aber noch weiteren Handlungsbedarf.

DBV-Umweltbeauftragter Friedhelm Decker verwies auf die Agenda 21 der Vereinten Nationen, wonach auf landwirtschaftlichen Flächen produktiv und effizient gewirtschaftet werden müsse und gleichzeitig unerwünschte Umweltauswirkungen soweit wie möglich zu reduzieren seien. In der Frage der Pflanzenschutzmittelzulassung mahnte er eine strenge, vor allem aber eine wissenschaftlich basierte und risikoorientierte Zulassung an. Von der Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, forderte Decker die Harmonisierung der Pflanzenschutzmittelzulassung in Europa mithilfe der zonalen Zulassung endlich in die Tat umzusetzen. Besonders problematisch ist laut Decker, dass Zielkonflikte, z.B. die Vermeidung von Resistenzen bei immer weniger vorhandenen Wirkstoffen, zunehmend entstehen. Hier brauche die Landwirtschaft dringend praktische Lösungen.

Professor Dr. Hiltrud Nieberg vom Johann Heinrich von Thühnen-Institut für Betriebswirtschaft verdeutlichte, dass die deutschen Ackerbaubetriebe aufgrund guter Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren ihre Einkommen deutlich steigern konnten und wettbewerbsfähig seien. Mit Blick auf den Bodenmarkt betonte Nieberg jedoch, dass der Wettbewerb um den Produktionsfaktor Boden zwischen den Landwirten steigen werde. Eine weitere Herausforderung für den deutschen Ackerbau sei, dass die landwirtschaftlichen Betriebe in zunehmend volatilen Märkten agierten. Langfristig sehe man wegen der steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln und wegen der Verknüpfung von Agrar- und Ölpreisen höhere Agrarpreise voraus, doch sei die Produktion bisher immer der Nachfrage gefolgt, der Absatz von Biokraftstoffen habe sich jedoch durch politische Beschlüsse entwickelt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 26. Juni 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2014