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ARBEIT/2372: Zukunft der Arbeit - Mehr digitale Tagelöhner, weniger Festangestellte (idw)


Ludwig-Maximilians-Universität München - 03.12.2014

Zukunft der Arbeit: Mehr digitale Tagelöhner, weniger Festangestellte

Die technologische Entwicklung hat enorme Folgen für die Arbeit. LMU-Professor Arnold Picot fordert neue Regeln für die digitale Arbeitswelt.



Die Digitalisierung ändert die Arbeitswelt in einem Ausmaß, dass neue Regeln im Arbeitsrecht und für die Sozialversicherung nötig sein werden: "Unser Sozialversicherungssystem ist auf die Folgen des technologischen Wandels überhaupt nicht eingestellt", sagt Arnold Picot, Professor für Betriebswirtschaft und Leiter der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management an der LMU in einem Interview über die Zukunft der Arbeit (http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/spotlight/2014_meldungen/picot_arbeit.html).

"Es wird nicht mehr genügend Angestellte geben, die in die Rentenversicherung einzahlen." Stattdessen wird die Zahl der Freelancer zunehmen. Unternehmen werden je nach Bedarf auf Fachkräfte zugreifen und diese weltweit rekrutieren. "Bewerber aus Indonesien und Oberbayern konkurrieren um denselben Auftrag. Wir haben heute in vielen Bereichen einen nahezu globalen Arbeitsmarkt." Für diese Tätigkeiten, die häufig über Crowdworking-Plattformen im Internet vermittelt werden, sind neue arbeitsrechtliche Regeln notwendig. "Jeder Bildschirmarbeiter ist an der elektronischen Leine und kann kontrolliert werden, wo, wann und wieviel er arbeitet", sagt Picot.

Der Wirtschaftsexperte sagt eine zunehmende Polarisierung der Arbeitswelt voraus: "Gefährdet sind alle jene Berufe von Sach- und Facharbeitern, zu denen sehr routinemäßige Aufgaben gehören, wie etwas sortieren, suchen oder berechnen." Anders die kognitiv anspruchsvollen Aufgaben: "Wo Erfahrung, assoziatives Denken und soziale Interaktion nötig sind und die Tätigkeit schwer planbar ist, wird es keine Automatisierung geben", sagt Picot und drängt darauf, den technologischen Wandel bei der Bildung und Ausbildung stärker zu berücksichtigen: "Es kann nicht sein, dass junge Menschen für Tätigkeiten ausgebildet werden, die es morgen nicht mehr gibt."

Von der Vorstellung einer Work-Life-Balance müssten sich die Menschen verabschieden. Denn durch den technologischen Wandel werden Arbeit und Privatleben weiter zunehmend verschmelzen: "Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse selbst zu bestimmen, wird zunehmen. Wir müssen die Situation, dass Arbeit und Nichtarbeit nah beieinander liegen, zu beherrschen lernen", sagt Picot.



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution114

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ludwig-Maximilians-Universität München, Luise Dirscherl, 03.12.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2014