Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig - 08.06.2018
Wissenschaftler fordern stärkere Regulierung von Onlineplattformen
• Sharing-Experte: "Airbnb oder Uber müssen stärker in die
Verantwortung genommen werden, damit die Sharing Economy nachhaltiger
wird"
• Neue Studie zeigt Ansätze, wie große Onlineplattformen reguliert
werden können und schlägt vor, öffentliche Infrastrukturen für privates
Sharing bereit zu stellen
• Fallbeispiele zeigen, dass unter bestimmten Voraussetzungen
auch alternative Regulierungsansätze wie Selbstregulierung und
Ko-Regulierung Nachhaltigkeit fördern
Die Sharing Economy wächst kontinuierlich - und mit ihr die Hoffnungen darauf, dass diese Art des Wirtschaftens Arbeitsplätze schafft, Ressourcen spart und soziale Beziehungen stärkt. Doch das Teilen über Airbnb, Uber & Co. ist nicht per se nachhaltig, es wird auch von unerwünschten Nebeneffekten begleitet - darauf weisen Wissenschaftler des Forschungsprojektes PeerSharing hin. Wie eine intelligente Regulierung der Sharing-Plattformen aussehen kann, mit der die positiven Nachhaltigkeitseffekte des Teilens gefördert und negative Effekte verhindert werden, zeigt die kürzlich erschienene Studie "Kompromisse des Teilens", die jetzt zum Download zur Verfügung steht.
Sich über privates Carsharing ein Auto zu leihen statt eines zu kaufen, ist ökologisch sinnvoll. Wie aber kann verhindert werden, dass die Carsharing-Nutzerin zusätzliche Fahrten macht, einfach weil das Leihen so einfach und günstig ist? Oder dass ein Airbnb-Gastgeber seine Wohnung nicht oder zu einem höheren Preis vermietet und dadurch gesetzliche Regelungen wie Mietpreisbremsen aushebelt? Diskriminierung, gesteigerter Konsum, die Verknappung von Wohnraum - all dies sind unerwünschte Nebeneffekte des privaten Teilens über Onlineplattformen. "Airbnb oder Uber müssen stärker in die Verantwortung genommen werden, damit die Sharing Economy nachhaltiger wird", dieses Fazit zieht Jonas Pentzien, Sharing-Experte am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW).
Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Jan Peuckert untersuchte er in der Studie "Kompromisse des Teilens" verschiedene Regulierungsansätze für Onlineplattformen und deren Wirkung anhand konkreter Fallbeispiele aus den Bereichen Mobilität, Wohnen und Gebrauchtwaren.
Ein Ergebnis: Alternative Ansätze - beispielsweise die Selbstregulierung durch Bewertungssysteme oder eine Ko-Regulierung, bei der Staat und Organisationen zusammenarbeiten - können staatliche Regulierungen in einigen Aspekten sinnvoll ergänzen. So können sich Plattform- Betreiber/innen zusammenschließen und in Abstimmung mit staatlichen Behörden ökologische und soziale Mindeststandards festlegen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, Einrichtungen der freiwilligen Selbstkontrolle zu schaffen, die die Einhaltung dieser Standards effizient sicherstellen.
Von staatlicher Seite sollte generell dafür gesorgt werden, dass Sharing-Praktiken mit Nachhaltigkeitspotenzialen aktiv gefördert und Praktiken, die der Umwelt schaden unterbunden werden - beispielsweise wenn Dinge neu angeschafft werden, um sie dann auf Plattformen gewinnbringend zu verleihen. "Kommerzielle Praktiken des Teilens, die über eine gelegentliche Vermietung selbst genutzter Güter hinausgehen, sollten wie Gewerbe behandelt werden", fordert Jonas Pentzien.
Die Autoren zeigen innovative Ansätze auf, um die großen Onlineplattformen wirkungsvoll zu regulieren, beispielsweise ein Gütesiegel für nachhaltiges Sharing oder eine aktive Nachhaltigkeitskommunikation der Sharing-Organisationen. Auch schlagen die Autoren vor, dass der Staat selbst als Anbieter in der Sharing Economy aktiv werden und nachhaltigere Sharing-Plattformen aufbauen kann. Erste Erfahrungen mit solchen Ansätzen werden derzeit in Paris und London mit einem von der Stadt organisierten Fahrrad-Verleih gesammelt.
Die Publikation zum Download:
Peuckert, Jan; Pentzien, Jonas (2018):
Kompromisse des Teilens - Nachhaltige Governance von Peer-to-Peer Sharing
Praktiken.
PeerSharing Arbeitsbericht 7.
https://www.peer-sharing.de/data/peersharing/user_upload/Dateien/PeerSharing_Arbeitsbericht_7_Kompromisse_des_Teilens.pdf
Über das Projekt:
Das Projekt "PeerSharing - Internetgestützte Geschäftsmodelle für
gemeinschaftlichen Konsum als Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften"
beschäftigte sich mit innovativen Onlineplattformen, die den Verleih, Kauf
oder Tausch von Produkten und Dienstleistungen von Privat zu Privat
vermitteln. Die Forscher/innen untersuchten, wie onlinebasiertes Teilen
von Privat zu Privat ökologisch wirkt und was Verbraucher/innen motiviert
oder hindert mitzumachen. Es wurde im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische
Forschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und
vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam mit dem
Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) und dem
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) durchgeführt.
www.peer-sharing.de
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes
wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten
Nachhaltigkeitsforschung. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten
Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften - für
eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen
Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche
Grundförderung.
www.ioew.de
Weitere Informationen unter:
www.peer-sharing.de
https://www.peer-sharing.de/data/peersharing/user_upload/Dateien/PeerSharing_Arbeitsbericht_7_Kompromisse_des_Teilens.pdf>
www.ioew.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution472
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig - 08.06.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2018
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