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INTERNATIONAL/011: Mali - Baumwollernte im freien Fall, Getreideanbau bringt den Bauern mehr ein (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Januar 2011

Mali: Baumwollernte im freien Fall - Getreideanbau bringt den Bauern mehr ein

Von Soumaila T. Diarra


Bamako, 18. Januar (IPS) - Malis Baumwollfarmer geraten in einen Teufelskreis. Sinkende Weltmarktpreise, der schwache Euro-Kurs sowie das miserable Management und das Missmanagement der staatlichen Textilgesellschaft (CDMT) haben ihre Erträge der überwiegend in Kleinbetrieben erzeugten Baumwolle stark geschmälert. Weil der Anbau von landesüblichem Getreide mehr einbringt, bestellen immer mehr Kleinbauern ihr Land mit Mais, Hirse, Sorghum, Reis, Erdnüsse und Niébé (Augenbohnen) oder geben ihre Baumwollfelder ganz auf.

In Sanakoroba, einem 30 Kilometer von der Hauptstadt Bamako gelegen Dorf im Südwesten des westafrikanischen Sahellandes, erläuterte Abdoulaye Sériba Traoré die Gründe für den Wechsel. Der Vorsitzende des lokalen Bauernverbandes, der am Baumwollanbau festhält, erklärte: "Die Leute hier boykottieren die Baumwolle, denn die CDMT bezahlt sie viel zu spät." Er selbst hatte erst Ende 2010 das Geld für die Ernte von 2009 - umgerechnet 1.400 US-Dollar - erhalten. Es kommt häufig vor, dass der Staatsbetrieb, der den Kleinbauern die gesamte Rohbaumwolle abkauft, seine Lieferanten monatelang auf ihr Geld warten lässt.

Für die Farmer, die das 130.000 Quadratkilometer große landwirtschaftlich nutzbare Gebiet südlich des Nigers im Westen und Osten bestellen, ist Baumwolle ein wichtiges Agrarprodukt. Hier lebt rund ein Viertel der Millionen Malier, die zu 80 Prozent in der Landwirtschaft beschäftigt sind, und hier werden auch Getreide und andere Nahrungsmittel angebaut.


Kredite gibt es nur für den Baumwollanbau

Doch die Banken geben ihnen nur Kredit für den Ankauf von Düngemitteln und andere Produktionsmittel, wenn diese ausschließlich für die Baumwollproduktion verwendet werden. "Wegen des praktizierten Fruchtwechsels profitieren auch die Getreidefelder von dem Dünger", erläuterte der Bauer Sail Samaké aus Djitoumou Tamala im Süden von Mali.

Auf diese Weise sichert der Anbau der Baumwolle, die niemand essen kann, auch die Nahrungsmittelversorgung. So boomte zwischen 2003 und 2006, als Baumwolle gut bezahlt wurde, in der Gegend nicht nur der Baumwollanbau, sondern auch die übrige landwirtschaftliche Produktion. 1,4 Millionen Tonnen Getreide wurden geerntet, und auch die Viehzüchter der Region stockten ihre Rinderherden auf etwa 2,2 Millionen Tiere auf.

Doch mit der Konkurrenz der dank hoher staatlicher Subventionen zu Dumpingpreisen exportierten US-amerikanische Baumwolle können Malis Kleinbauern nicht mithalten, berichtete der Analyst Mohamed Tabouré. Die einheimische Baumwollproduktion ging um ein Drittel zurück: von rund 620.000 Tonnen (2003-2004) auf 200.000 Tonnen am Ende der Agrarsaison 2009. "Daran waren auch der gegenüber dem Dollar schwache Kurs des Euro und des CF-Franc schuld sowie die immer geringere Ertragsleistung der ausgelaugten, weil nicht mehr gedüngten Felder", betonte Tabouré.

Die Regierung in Bamako versucht inzwischen, diese verhängnisvolle Entwicklung zu stoppen. Mit Subventionen für die Landwirtschaft sollen wieder mehr Bauern dazu bewegt werden, Baumwolle anzubauen. Das 'Weiße Gold' ist das wichtigste Exportgut des Sahellandes. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2011