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INTERNATIONAL/049: USA konsolidieren Dominanz über globalen Waffenmarkt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. September 2011

Rüstung: USA konsolidieren Dominanz über globalen Waffenmarkt

Von Jim Lobe


Washington, 28. September (IPS) - Die USA konnten ihre Dominanz auf dem globalen Rüstungsmarkt im letzten Jahr weiter ausbauen. Wie der wissenschaftliche Dienst des US-Kongresses (CRS) in seiner jüngsten Untersuchung über den Transfer konventioneller Waffen berichtet, konnte Washington ausländische Lieferverträge im Wert von 21,3 Milliarden US-Dollar an Land ziehen.

Wohl mussten die USA 2010 einen kleinen Rückgang bei den Bestellungen hinnehmen. Doch angesichts der internationalen Absatzeinbrüche von fast 40 Prozent der 2009 noch erzielten 65 Milliarden US-Dollar konnte Washington seinen Anteil am globalen Rüstungsmarkt von 35 Prozent 2009 auf beinahe 53 Prozent 2010 ausbauen.

Auch was den Wert der tatsächlich geleisteten Waffenlieferungen anging, belegten die USA 2010 wie in den vorangegangenen sieben Jahren den ersten Platz. Sie versorgten ausländische Kunden mit Rüstungsgütern im Wert von zwölf Milliarden Dollar. Das entspricht einem Drittel der 35 Milliarden Dollar, die im letzten Jahr durch den Handel mit konventionellen Waffen umgesetzt wurden.


Entwicklungsländer Hauptabnehmer

Entwicklungsländer waren die größten Kunden des nordamerikanischen Landes. Dem 75-seitigen Bericht 'Konventionelle Waffenlieferungen in die Entwicklungsländer, 2003-2010' zufolge unterschrieben sie 76 Prozent aller neuen Lieferverträge und erhielten 63 Prozent aller Lieferungen. Indien trat als größter Käufer mit Verträgen im Wert von fast sechs Milliarden Dollar in Erscheinung, gefolgt von Taiwan mit 2,7 Milliarden Dollar und Saudi-Arabien mit 2,2 Milliarden Dollar.

Indien führte auch die Liste derjenigen Länder an, die 2010 die meisten US-Waffen erhielten. Der Wert der Lieferungen lag bei 3,6 Milliarden Dollar. Den zweiten Platz belegten Saudi-Arabien und Pakistan mit US-Lieferungen im Wert von jeweils 2,2 Milliarden Dollar.

Über den Gesamtzeitraum 2003 bis 2010 betrachtet, stellte sich Saudi-Arabien als der größte Empfänger US-amerikanischer Waffenlieferungen (29 Milliarden Dollar) heraus, gefolgt von Indien (fast 17 Milliarden Dollar), China (13,2 Milliarden Dollar), Ägypten (12,1 Milliarden Dollar) und Israel (10,3 Milliarden Dollar).

Der alljährliche Bericht des CRS-Experten Richard Grimmett, der auf klassifizierten und öffentlichen Informationen über Militärlieferungen und -hilfe basiert, gilt als eine der seriösesten und zuverlässigsten Quellen für Informationen über den konventionellen Waffenhandel.

Die Methodologie der Untersuchung ist in den letzten drei Jahrzehnten gleich geblieben. So führt der Bericht auch diesmal genau Buch über Lieferverträge und Lieferungen, die nicht immer deckungsgleich sind.


Sinkende Rüstungsetats

Der letzte Bericht kommt zu einer Zeit, in der die Industriestaaten und vor allen die Länder der EU ihre Verteidigungsausgaben im Zuge der Weltwirtschaftskrise drastisch heruntergefahren haben. Auch dem Pentagon, dessen Etat sich im letzten Jahrzehnt annähernd verdoppelte, steht ein bescheidenes wenn nicht gar Nullwachstum bevor. Aus diesem Grund sehen sich US-amerikanische und europäische Waffenlieferanten zunehmend nach zahlungskräftigen Kunden im Nahen Osten wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie in Indien, Südkorea und den südostasiatischen Ländern um.

"Da es seit Beginn der globalen Rezession schwieriger geworden ist, neue Waffenverträge abzuschließen, wird auch die Konkurrenz unter den Waffenlieferanten größer", heißt es in dem Bericht. Die Käufer profitierten in Form flexibler Finanzierungsmöglichkeiten.

Die mit Entwicklungsländern eingegangenen Waffenverträge erreichten 2010 ein Volumen von 30,7 Milliarden Dollar. Das ist ein gravierender Rückgang gegenüber 2009, als noch Lieferabkommen im Wert von fast 50 Milliarden Dollar zustande kamen. Die tatsächlich erfolgten Lieferungen an die Entwicklungsländer erreichten im letzten Jahr einen Wert von rund 22 Milliarden Dollar - 28 Milliarden Dollar weniger als 2009.

An den Waffenlieferungen 2010 waren die USA zu 49 Prozent beteiligt. Das ist im Vergleich zu 2009 ein Zuwachs um 18 Prozentpunkte. Russland belegte mit 25 Prozent Platz zwei, gefolgt von den westeuropäischen Ländern Italien, Frankreich und Großbritannien.

Die USA und Russland sind in den letzten acht Jahren zu den Waffenhauptlieferern der Entwicklungsländer aufgeschossen, wobei Moskau Washington im Zeitraum 2003 bis 2006 beim Wert der Lieferverträge ausstechen konnte. Ab 2007 gingen dann die USA in Führung.


60 Milliarden Dollar aus den Entwicklungsländern

Was die tatsächlich erfolgten Lieferungen in die Entwicklungsländer betrifft, liegt Washington seit acht Jahren in Führung. Die USA lieferten Waffen im Wert von 60 Milliarden Dollar aus, Russland Rüstungsgüter im Wert von 38 Milliarden Dollar. Die Waffenlieferungen von Großbritannien, Frankreich, China, Deutschland und Israel beliefen sich auf 19 Milliarden, 12,3 Milliarden, 11,6 Milliarden, 6,2 Milliarden und 3,5 Milliarden Dollar.

Die USA konnten ihren Anteil am lukrativen Nahostmarkt in den vergangenen acht Jahren weiter ausbauen: Die Waffenbestellungen stiegen im Zeitraum 2003 bis 2006 von 33 Prozent auf 57 Prozent 2007 bis 2010. Was den Asienmarkt betrifft, konnte Washington seinen Marktanteil von 17 Prozent auf 26 Prozent steigern. Mit Hilfe indischer Abkommen sicherte sich Russland 2003 bis 2006 36 Prozent und 2007 bis 2010 rund 30 Prozent der Aufträge. Der Marktanteil der Europäer ging in den acht Jahren von 23 Prozent auf 15 Prozent zurück.

In dieser Zeitspanne stellte sich Saudi-Arabien mit Waffenlieferverträgen im Wert von 44,3 Milliarden Dollar als größter Waffenkäufer heraus. Es folgten Indien (38,1 Milliarden Dollar), die VAE (18,7 Milliarden Dollar), Ägypten (14,4 Milliarden Dollar), Pakistan (13 Milliarden Dollar), Venezuela (12,7 Milliarden Dollar), Südkorea (zehn Milliarden Dollar) und Brasilien (9,8 Milliarden Dollar). Saudi-Arabien stimmte im letzten Jahr im Prinzip dem Kauf von US-Flugzeugen in den kommenden Jahren im Wert von 60 Milliarden Dollar zu.

Auch bei den seit 2003 erfolgten Waffenlieferungen hat sich Saudi-Arabien den Spitzenplatz gesichert. Der Wert der Lieferungen betrug 29 Milliarden Dollar. Es folgten Indien (16,9 Milliarden Dollar), China (13,2 Milliarden Dollar), Ägypten (12,1 Milliarden Dollar), Israel (10,3 Milliarden Dollar), VAE (8,6 Milliarden Dollar), Taiwan (8,3 Milliarden Dollar) und Pakistan (7,6 Milliarden Dollar). (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.fas.org/sgp/crs/weapons/R42017.pdf
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105253

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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2011