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INTERNATIONAL/068: Schwellenländer melden mehr Patente an (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Dezember 2011

Wissen:
Innovationen trotzen Krise - Schwellenländer melden mehr Patente an

von Gustavo Capdevila


Genf, 21. Dezember (IPS) - Anders als andere Produktionszweige hält die Wissensindustrie offenbar einer der schlimmsten globalen Wirtschafts- und Finanzkrisen seit 80 Jahren stand. Bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) ist seit 2010 eine wachsende Zahl von Patent- und Markenschutzanträge vor allem aus China und den USA eingegangen.

Den Statistiken der UN-Organisation zufolge haben auch die Staaten mit mittleren Pro-Kopf-Einkommen aufgeholt. WIPO-Generaldirektor Francis Gurry verwies auf Brasilien, Indien, die Türkei und Malaysia, die deutliche Fortschritte im Bereich der Forschung gemacht haben.

Der Erfindungsreichtum in diesen Ländern wurde durch Strategien gefördert, die WIPO seit 2007 in seinem Entwicklungsprogramm umsetzt. Dieses Programm verfolgt das Ziel, die strengen Urheberrechtsregeln zu lockern, um die Staaten des Südens zu unterstützen.

An erster Stelle steht die aufstrebende Wirtschaftsmacht China, in der viele Einzelpersonen und Firmen um Patent-, Marken- und Gebrauchsmusterschutz nachgesucht haben. Auf die größten Industriestaaten folgt an zehnter Stelle Indien.

Die zweite Gruppe wird von der Türkei, Spanien und Brasilien angeführt. Danach kommen wieder reiche Länder der Nordhalbkugel. Im dritten Block folgen Thailand, Mexiko und Argentinien zusammen mit weiteren Industrienationen.


Seit 2010 wieder mehr Patentanträge

Nach Angaben der WIPO waren die Patentanträge im Jahr 2009 rückläufig, während ab dem folgenden Jahr verstärkt Anträge aus Schwellen- und Entwicklungsländern eingereicht wurden. Im Fall von Kolumbien, den Philippinen, der Ukraine und Vietnams wurden beispielsweise Steigerungen um mindestens zehn Prozent verzeichnet.

Weltweit betrachtet wurden im vergangenen Jahr 7,2 Prozent mehr Patente beantragt. Die Anträge für Markenschutz stiegen um 11,8 Prozent und für Gebrauchsmusterschutz um 13 Prozent. 80 Prozent dieses Zuwachses geht laut Gurry auf das Konto Chinas und der USA.

2001 ließen Einzelpersonen und Unternehmen in der Volksrepublik 63.000 Patente eintragen. In 2010 waren es bereits 390.000. Nach Ansicht von Gurry hat es innerhalb eines Jahrzehnts einen außergewöhnlichen Anstieg gegeben.

Der WIPO zufolge lässt sich an der Zahl der Markenschutzanträge ablesen, wie rasch sich ein bestimmtes Land wirtschaftlich weiterentwickelt. In den Statistiken der Organisation schneiden die Entwicklungsländer in diesem Punkt besser ab als die Industrienationen.

Wie Gurry erklärte, stehen die Marken für neue Produkte und Unternehmen. In beiden Fällen gibt es eine direkte Beziehung zwischen den Marken sowie der Zahl der neuen Produkte und Firmen. Die Marken seien also ein dynamischer Indikator des Wohlstands eines Landes, sagte er. Die Tatsache, dass die Markenanträge 2010 um fast zwölf Prozent zugenommen haben, zeige, dass sich die Wirtschaft wieder erhole.

Für das laufende Jahr geht die WIPO von einem weiteren signifikanten Anstieg bei Patentschutzanträgen aus. Allein in den ersten neun Monaten sei eine Zunahme um etwa zehn Prozent zu verbuchen. Die Anträge auf Markenschutz haben dagegen um sieben Prozent zugelegt. Für das nächste Jahr wird ein Anstieg um fünf Prozent erwartet. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.WIPO.int/portal/index.html.en
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99827

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2011