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INTERNATIONAL/160: Südamerika - Weltbankpräsident Jim Yong Kim läuft in der Region offene Türen ein (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Juli 2013

Südamerika: Der Arzt, der kein Rezept ausstellen will - Weltbankpräsident Jim Yong Kim läuft in der Region offene Türen ein

von Milagros Salazar


Bild: © Marianela Jarroud/IPS

Weltbankpräsident Jim Yong Kim in Chile
Bild: © Marianela Jarroud/IPS

Lima, 10. Juli (IPS) - Vor seiner Ernennung zum Weltbankpräsidenten arbeitete Jim Yong Kim jahrelang als Arzt. Dieser Beruf führte ihn auch nach Südamerika - genauer gesagt nach Carabayllo, einen Bezirk in der peruanischen Provinz Lima. Hier, in nächster Nähe zu den Armen, war er im Kampf gegen die medikamentenresistente Tuberkulose im Einsatz.

Kürzlich verschlug es Kim erneut in die Region - diesmal in seiner Funktion als Weltbankchef. Seine Reise führte ihn nach Peru, Chile und Bolivien, wo er mit den Staatspräsidenten Ollanta Humala, Sebastián Piñera und Evo Morales zusammenkam und mit Experten und Regierungsvertretern auch über die Veränderungen sprach, die die Weltbank seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr erfahren hat.

Wie er gegenüber IPS am 4. Juli in der chilenischen Hauptstadt Santiago erklärte, ist er seit jeher ein erklärter Gegner von Einheitsrezepten. Und er erzählte, wie er in den 1990er Jahren als Teil der Gruppe '50 Jahre sind genug' nach Washington reiste, um für die Abschaffung der Weltbank zu demonstrieren. "Wir waren schon damals der Meinung, dass es nicht richtig sein kann, unterschiedlichen Ländern die gleiche Medizin zu verabreichen", sagte er.

"Es macht keinen Sinn, dass sich eine Regierung für Dinge verschuldet, die sie nicht möchte", hatte er am Tag zuvor in der peruanischen Hauptstadt Lima vor Studenten und Wissenschaftlern der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru erklärt.

Dem ehemaligen Vizeminister von Peru, Carlos Casas, zufolge hat der Weltbank die Reform gut getan. Die Finanzinstitution gehe inzwischen auf die Bedürfnisse der einzelnen Staaten ein. Laut Casas, der die Wirtschaftsabteilung der Pazifischen Universität leitet, hat Kim mit seinem Südamerika-Besuch diesem neuen Ansatz der Weltbank Nachdruck verliehen. Allerdings sei der internationalen Finanzorganisation auch nichts anderes übrig geblieben, fügte er hinzu. Peru könne inzwischen solide makroökonomische Zahlen vorweisen und sei weniger abhängig von der Weltfinanzorganisation als früher.

Das untermauern auch Weltbankzahlen. Zwischen 2009 und 2010 hatte die Weltbankgruppe einschließlich der Internationalen Finanzkorporation die Region mit jährlich 17 Milliarden US-Dollar gefördert. Inzwischen schwanken die Zuwendungen den eigenen Angaben zufolge zwischen höchstens neun bis zehn Milliarden Dollar.


Ein Weltbankchef, der sich mit Armut auskennt

Die Vizeforschungsrektorin der Päpstlichen Katholischen Universität Peru, Pepi Patrón, würdigte den Ansatz des neuen Weltbankchefs als Chance, auf die unterschiedlichen Gesichter der Armut angemessen zu reagieren. "Dieser neue Weltbankpräsident ist ein Arzt, der sich mit Armut auskennt, und zwar nicht nur mit der finanziellen Armut", meinte Patrón, die dem Rat der eminenten Personen angehört, die den Wirtschaftschef der Weltbank, Kaushik Basu, beraten.

Patrón spielte damit auf die Arbeit des Mediziners Kim vor 15 Jahren in Carabayllo an, wo er den Mitbegründer und Namensgeber der Theologie der Befreiung, den Priester Gustavo Gutiérrez, in dessen Arbeit unterstützt hatte. Die Theologie der Befreiung ist eine progressive Strömung innerhalb der lateinamerikanischen Kirche, die sich als Stimme der Armen und Unterdrückten versteht.

Kim nutzte seinen jüngsten Besuch in Lima zu einem Treffen mit Gutiérrez und 20 Vertretern der Zivilgesellschaft. Bei dieser Gelegenheit brachte er seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Entwicklung auch ohne den "Fluch" möglich sei, den Rohstoffe für ressourcenreiche Länder bedeuten können. Als Beispiel nannte er Südkorea und betonte, dass die Entwicklung seines Heimatlandes auf der Grundlage des technologischen Fortschritts erfolgt sei.

In Santiago würdigte Kim südamerikanische Strategien wie den Stabilisierungsmechanismus, mit dem Chile der Volatilität der Rohstoffpreise entgegengewirkt habe. In Bolivien unterzeichnete Kim mit den Behörden ein Abkommen für die nachhaltige Produktion von Quinoa und anderer Erzeugnisse. In dem Andenstaat finanziert die Weltbank Projekte im Wert von 500 Millionen Dollar. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.worldbank.org/
http://www.ipsnoticias.net/2013/07/el-medico-que-promete-no-imponer-recetas/

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IPS-Tagesdienst vom 10. Juli 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2013