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MEDIEN/637: Verbraucher sollen Botschaften verstehen können (aid)


aid-PresseInfo Nr. 41/10 vom 13. Oktober 2010

Von Küchenzurufen und Schüttelfliegern

Verbraucher sollen Botschaften verstehen können


(aid) - Nur jeder siebte Deutsche versteht den Werbespruch "be inspired" richtig und dabei setzt ihn ein großes deutsches Unternehmen seit langem zur Werbung für Telekommunikationsmittel ein. "Make the most of now" übersetzten deutschsprachige Testpersonen mit "Mach Most draus" und aus dem "Fly Euro shuttle" wurde die Aufforderung "Fliege mit dem Euro Schüttelflug", berichtete Professor Dr. Christof Fasel, SRH Hochschule Calw auf dem 14. Heidelberger Ernährungsforum der Dr. Rainer Wild Stiftung. Nach Einschätzung von Fasel sprechen nur 25 bis 30 Prozent der Deutschen leidlich Englisch. Verbraucherkommunikation, die verständlich sein möchte, sollte auf Anglizismen verzichten. Außerdem sei Englisch weder hip, noch löse es irgendwelche Emotionen aus. Das gelte auch für Texte, die sich an Jugendliche richten. "Jugendliche wollen nicht mit einer Jugendsprache angesprochen werden, sie wollen ernst genommen werden", sagte er.

"Wie Jugendliche untereinander reden ist eine andere Sache". Für eine gelungene Verbraucherkommunikation braucht es aber mehr als nur den Verzicht auf "Denglisch". Besonders wichtig für die Qualität eines journalistischen Textes sei die Auswahl der Kernbotschaft, der so genannte "Küchenzuruf", sagte der Wissenschaftler. Der "Küchenzuruf" ist eine Erfindung des Stern-Gründers Henri Nannen. Die Botschaft eines Artikels soll so knapp und einprägsam formuliert sein, dass man sie ohne weiteres dem oder der (imaginären) Partner/in in der Küche zurufen kann. Ebenso wichtig sei, dass Verbraucherjournalismus nicht nur berichtet, sondern auch bewertet und einordnet. Gerade das Bewerten und Einordnen aber werde häufig vernachlässigt. "Nach Abwägung aller Fakten muss der Autor einen klaren Standpunkt beziehen und seine Einschätzung geben", forderte Fasel. Wissenslücken sollten entsprechend transparent gemacht werden.

Doch auch der beste Verbraucherjournalismus ändert nichts daran, dass Verbraucher immer mehr und immer widersprüchlicheren Informationen ausgesetzt sind. "Der Verbraucherjournalismus in Deutschland bräuchte eigentlich einen hippokratischen Eid", meinte Fasel. Seine Mindestanforderungen an diesen Ehrenkodex wären: Jeder Journalist sollte mindestens zwei Quellen verwenden und sowohl diese als auch seine Finanzierung transparent machen.

Gesa Maschkowski, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 41/10 vom 13. Oktober 2010
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2010