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ROHSTOFFE/069: China - Ressourcen-Bestandsaufnahme in umstrittenen Meeres- und Inselgebieten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Januar 2013

China: Ressourcen-Bestandsaufnahme in umstrittenen Meeres- und Inselgebieten

von Bijoy Das*



Neu-Delhi, 23. Januar (IPS/IDN**) - Nachdem die chinesische Regierung wiederholt Schritte unternommen hat, um ihren umstrittenen Territorialansprüchen im Südchinesischen Meer Nachdruck zu verleihen, will sie nun die Rohstoffvorkommen sämtlicher Meeres- und Inselgebiete sichten.

Wie aus einem chinesischen Medienbericht hervorgeht, sprechen die Behörden zwar von einer nationalen Bestandsaufnahme. Dass sie aber explizit die chinesische Präfektur Sansha im Südchinesischen Meer und weitere strategische Punkte erwähnen, stimmt nachdenklich.

Den chinesischen Vorstellungen zufolge soll die 'Zweite umfassende chinesische Untersuchung der Meeres- und Inselressourcen' in der ersten Hälfte des Jahres beginnen und im Dezember 2016 fertiggestellt sein. China begründet die Maßnahme damit, verbliebene Wissenslücken zu schließen, was Verteilung, Qualität und Menge der Rohstoffe in wichtigen Meeres- und Inselterritorien wie Sansha betrifft.


Provokanter Vorstoß

Der neue Plan wird zweifellos bei Ländern, die mit China im Streit über Meeresgebiete im Ostchinesischen und Südchinesischen Meer liegen, auf Kritik stoßen. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen Staaten wie Japan und Vietnam ergreifen, wenn chinesische Schiffe mit der Erkundung in den strittigen Zonen beginnen. Auch stellt sich die Frage, welche Sicherheitsmaßnahmen die chinesischen Schiffe ergreifen werden, um Gegenaktionen von Schiffen anderer Staaten abzuwehren.

Bisher hatten Länder, die in die Territorialstreitigkeiten verwickelt waren, mit dem Aufbau eigener Strukturen, der Durchtrennung von Unterwasserkabeln und dem Einsatz von Wasserkanonen ihre Ansprüche auf die Gebiete untermauert. Auch lassen sie antichinesische Demonstrationen zu und gestatten Militär- oder paramilitärischen Truppen, See- und Luftpatrouillen einzusetzen.

Obwohl bereits über den gemeinsamen Abbau von Rohstoffen gesprochen wurde, ist bisher nichts geschehen, das nahelegen würde, dass solche Unstimmigkeiten im gegenseitigen Einvernehmen beigelegt werden könnten.

Am 7. Januar hatte das philippinische Nachrichtenportal 'Inquirer Global Nation' einen Artikel veröffentlicht, wonach die Philippinen zurückhaltend auf das Angebot Chinas für eine gemeinsame Exploration der Ölvorkommen im Gebiet der Spratley-Inseln reagiert haben. Am 21. Januar erklärte der philippinische Außenminister Albert del Rosario, dass alle Maßnahmen zu einer gemeinsamen Erschließung der umstrittenen Territorien mit den philippinischen Gesetzen im Einklang stehen und die Gespräche unter Vorsitz von Privatunternehmern stattfinden müssten.

Der jüngste Schritt Pekings zielt offenbar darauf ab, die chinesischen Gebietsansprüche dadurch zu untermauern, dass 'Untersuchungen' außerhalb des eigenen Staatsgebietes durchgeführt werden. Die Tatsache, dass China in letzter Zeit häufig solche Territorialansprüche geltend macht, verleiht der Volksrepublik durch den Offensivcharakter der Maßnahme eine gewisse psychologische Überlegenheit.

Die Kehrseite des chinesischen Vorgehens könnte jedoch die längerfristige Einmischung und Präsenz der USA sein, was zu einem Scheitern der chinesischen Visionen und dem Verlust seines diplomatischen und regionalen Einflusses führen könnte.

Andererseits würde dies auch bedeuten, dass nicht nur die im Streit befindlichen Länder, sondern auch die multilateralen Regionalforen wie der Verband der südostasiatischen Staaten (ASEAN) und das ASEAN-Verteidigungsministertreffen (ADMM), die nach einer für alle Beteiligten akzeptablen friedlichen Lösung streben, versagt hätten. Eine Pattsituation besteht vor allem wegen Unstimmigkeiten darüber, ob China die Streitigkeiten auf bilateralem Weg verhandeln kann oder die anderen Länder es auf multilateraler Ebene schaffen.


Internationalisierung der Streitigkeiten

Angesichts dieser Sackgasse und einer möglichen Eskalation scheint es selbstverständlich, dass die übrigen Länder, die Ansprüche erheben, nicht nur ihr eigenes Militär und Paramilitär einsetzen, sondern sich kurzfristig nur damit zu helfen wissen werden, dass sie größere Mächte wie die USA, Russland und Indien zu Hilfe rufen. China geht allerdings davon aus, dass keiner dieser Staaten in der Lage wäre, sich kurzfristig mit seinem militärisches Gewicht hinter einen Anspruchsberechtigten zu stellen, um China zu bekämpfen.

Die USA könnten Zugkraft durch alte Verbündete und mögliche neue Partner in der Region erhalten, um eine Rolle bei der Bekämpfung der Streitigkeiten zu spielen. Japan, Südkorea, die Philippinen und Australien könnten zu den alten Alliierten zählen, Vietnam und Indonesien als neue Partner der USA in den Territorialstreitigkeiten in Erscheinung treten. Russland würde zwar gern die Ressourcen in diesen Meeren selbst anzapfen, ist sich aber darüber im Klaren, dass es nicht direkt in die Auseinandersetzungen eingreifen kann. (Ende/IPS/ck/2013)

* Bijoy Das ist Mitarbeiter des 'Institute for Defence Studies and Analyses' (IDSA) in Neu-Delhi.

** Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte Informations- und Analysendienst IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland.


Link:

http://www.indepthnews.info/index.php/global-issues/1380-china-to-survey-disputed-marine-territories

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IPS-Tagesdienst vom 23. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Januar 2013