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STATISTIK/4195: Deutsches Handwerk blieb 2014 hinter Gesamtwirtschaft zurück (idw)


Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. - 17.08.2015

Deutsches Handwerk blieb 2014 hinter Gesamtwirtschaft zurück


Das deutsche Handwerk blickt auf ein vergleichsweise erfolgreiches Jahr 2014 zurück. Das zulassungspflichtige Handwerk machte ein Umsatzplus von 2,4%, das zulassungsfreie Handwerk legte sogar um 2,9% zu. Beide hinkten jedoch erneut der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hinterher. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle RWI-Auswertung. Auch in diesem Jahr bleiben die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das deutsche Handwerk günstig. Die Umsätze dürften laut RWI-Prognose entsprechend um 2 bis 2,5% steigen, was auf einen Gleichlauf von Handwerk und Gesamtwirtschaft hindeutet.


Nach zwei Jahren mit Einbußen verlief das vergangene Jahr für das deutsche Handwerk vergleichsweise erfolgreich. Die nominalen Umsätze des zulassungspflichtigen Handwerks stiegen bundesweit um 2,4%, vor allem aufgrund eines glänzenden ersten Quartals 2014. Im zulassungsfreien Handwerk erhöhten sich die nominalen Umsätze um 2,9%. Trotz dieser positiven Entwicklung blieb das deutsche Handwerk jedoch erneut hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurück, da das nominale Bruttoinlandsprodukt im gleichen Zeitraum um 3,4% zunahm. Zudem blieb die Beschäftigungsbilanz negativ: Im zulassungspflichtigen Handwerk ging die Beschäftigung um 0,1% zurück, im zulassungsfreien Handwerk um 0,8%. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle RWI-Auswertung. Sie zeigt, dass das deutsche Handwerk offenbar nur bedingt vom positiven gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit starker Binnennachfrage, guter Arbeitsmarktlage und höheren Einkommen profitieren konnte.

Für das kommende Jahr dürften die Perspektiven für das Handwerk positiv bleiben. Die Konjunktur dürfte weiterhin von der Inlandsnachfrage getragen werden, auch wenn der private Konsum sich voraussichtlich etwas abschwächt. Auch die ersten Quartalsergebnisse der Handwerksberichterstattung sprechen für ein gutes konjunkturelles Umfeld. Dementsprechend dürfte das Handwerk im Jahr 2015 seinen nominalen Umsatz um 2 bis 2,5% steigern, was einem realen Zuwachs von 1,5 bis 2% entspräche und auf einen Gleichlauf von Handwerk und Gesamtwirtschaft hindeutet. Die Beschäftigung dürfte unter diesen Rahmenbedingungen um 0,5 bis 1% zunehmen.


Personalabbau im Lebensmittelgewerbe geht weiter

Trotz der insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung gab es im vergangenen Jahr große Unterschiede zwischen den einzelnen Handwerksgruppen. So zum Beispiel im zulassungspflichtigen Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, wo im Jahr 2012 knapp 44% des gesamten Handwerk-Umsatzes erzielt wurden. Zwar lag der Umsatz im handwerklichen Bauhauptgewerbe um 2,7% über dem Vorjahresergebnis, das Ausbaugewerbe konnte seine Umsätze jedoch nur um 1,4% steigern. Schwach entwickelten sich vor allem Glaser (+0,5%), Tischler (+0,9%), Elektrotechniker (+1,3%) sowie Klempner, Installateure und Heizungsbauer (+1,5%).

Uneinheitlich sah es auch bei den Handwerken für den privaten Bedarf aus, auf die im Jahr 2012 gut 36% des Gesamtumsatzes des deutschen Handwerks entfielen. In diesen Bereich fallen unter anderem das Kraftfahrzeuggewerbe, das Lebensmittelgewerbe und das Gesundheitsgewerbe. Bei den zulassungspflichtigen Handwerken konnte das Kraftfahrzeuggewerbe 2,4% höhere Umsätze erzielen. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde wesentlich durch den Handel getrieben, es wurden 2,9% mehr fabrikneue Fahrzeuge zugelassen als 2013.

Nicht so positiv entwickelte sich der Umsatz im aus Bäckern, Konditoren und Fleischern bestehenden Lebensmittelhandwerk, er stieg nur um 0,8%. Ursächlich hierfür ist vor allem das Umsatzminus der Fleischer (-0,7%). Die Bäcker entwickelten sich mit einem Umsatzplus von 2,5% zwar gut, allerdings taten sie das mit 2,5% weniger Beschäftigten. Insgesamt verringerte das Lebensmittelhandwerk die Zahl seiner Beschäftigten um 1,8%, hier machen sich die wachsende Bedeutung von Filialbetrieben sowie der zunehmende Anteil industrieller Zulieferungen bemerkbar.


Dem Gesundheitsgewerbe kommt die alternde Bevölkerung zugute

Überdurchschnittlich gut entwickelte sich das Gesundheitsgewerbe, das offenbar von der fortschreitenden Alterung der deutschen Bevölkerung profitiert. Insgesamt legten die Betriebe 2014 beim Umsatz um 5,6% zu, die Beschäftigung stieg um 0,9%. Besonders erfolgreich waren Augenoptiker (+4,8%) und Orthopädietechniker (+4,4%). Die Zahntechniker verzeichneten hingegen nur ein Umsatzplus von 1,6%. Bei den sonstigen Handwerken für den privaten Bedarf schnitten Friseure mit einem Plus von 2,5% vergleichsweise gut ab.

Von den zulassungsfreien Handwerken, die Leistungen für den privaten Bedarf anbieten, konnten Textilreiniger (+3,2%) und Uhrmacher (+2,5%) ihre Umsätze steigern, während Gold- und Silberschmiede (-1,1%) sowie Fotografen (-4,5%) Einbußen hinnehmen mussten.


Feinwerkmechaniker und Gebäudereiniger machten deutliches Plus

Auch bei den zulassungspflichtigen Handwerken für den gewerblichen Bedarf, zu denen insbesondere Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Informationstechniker und Landmaschinenmechaniker zählen, ist die Spannweite der Zuwachsraten groß. Insgesamt machten sie ein Umsatzplus von 3% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark wuchs der Umsatz der Feinwerkmechaniker mit 4%. Die zulassungsfreien Handwerke für den gewerblichen Bedarf erzielten insgesamt ein Plus von 1,8%. Das breite Spektrum der Umsatzentwicklung reichte von den Modellbauern (-3,7%) bis zu den Schilder- und Lichtreklameherstellern (+4,3%).

Grundlage der RWI-Analyse sind Daten aus Totalauswertungen des Unternehmensregisters sowie die amtliche vierteljährliche Handwerksberichterstattung des Statistischen Bundesamts.


Weitere Informationen unter:
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-konjunkturberichte/rwi-kb_2-2015.pdf
- RWI-Konjunkturbericht Heft 2/2015

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution145

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.,
Katharina Fischer, 17.08.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2015

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