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UNTERNEHMEN/2564: Deutsche Bank - Nachzüglerin bei Nachhaltigkeit (Kritische Aktionäre/urgewald)


Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre / urgewald
Pressemitteilung - Köln/Sassenberg, 18. Mai 2016

Deutsche Bank: Saubermann oder Lappen, Herr Cryan?!

- Skandalgeschäft mit "Mountaintop Removal"-Kohle in den USA
- Finanzierung von Rüstungsunternehmen, die in Konfliktgebiete exportieren
- Trotz neuer Richtlinien: Deutsche Bank bleibt Nachzüglerin bei Nachhaltigkeit


Als John Cryan vor fast einem Jahr zum neuen Konzernchef der Deutschen Bank ernannt wurde, war sein Ziel, "eine bessere Deutsche Bank" zu schaffen. Vor Cryans erster Hauptversammlung als Vorstandschef am Donnerstag stellen der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und die Mitgliedsorganisation urgewald fest: Ein Umbau hin zu einer nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch und ethisch nachhaltigen Bank ist bislang ausgeblieben. Der Dachverband hat beantragt, den Vorstand der Deutschen Bank nicht zu entlasten. Deshalb werden urgewald-Mitarbeiter vor der Hauptversammlung Putzlappen für Cryans überfälligen Frühjahrsputz verteilen.

Erster Schmutzfleck: Brutaler Kohlebergbau. Nach urgewald-Recherchen ist die Deutsche Bank einer der wichtigsten Finanziers von Blackhawk Mining, dem derzeit größten Produzenten von Mountaintop-Removal-Kohle. Mountaintop Removal (MTR) ist ein extrem brutales Abbauverfahren, bei dem in den US-amerikanischen Appalachen ganze Bergspitzen gesprengt werden, um an die Kohle zu gelangen. Aus grünen Wäldern werden graue Mondlandschaften. Den mit Chemikalien belasteten Abraum kippen die Firmen in umliegende Täler. Wasserläufe werden kontaminiert, Menschen leiden unter hoher Staubbelastung und vergifteten Gewässern. Paul Corbit Brown, Sprecher der US-Organisation Keeper of the Mountains, kommentiert: "Während Konkurrenten wie Barclays, BNP Paribas oder ING Mountaintop Removal inzwischen ächten, hat die Deutsche Bank auch unter Cryans Führung weiter MTR-Geschäfte gemacht. Sie muss die Zerstörung meiner Heimat endlich beenden." Auch eine Neubewertung der Bank zu MTR von März dieses Jahres ändert nichts an der Situation. "Die Aussagen sind so vage formuliert, dass sie die Abbaumethode weiterhin nicht konsequent und umfassend ausschließen", kritisiert urgewald- Geschäftsführerin Heffa Schücking.

Zweiter Schmutzfleck: Klimabilanz. Die Deutsche Bank ist auch insgesamt einer der wichtigsten Geldgeber der Kohleindustrie. Im Report "The Coal Test" liegt sie mit fast 14 Mrd. US-Dollar (Zeitraum: 2009-2014) auf Rang 7 der größten Kohle-Banken. Einem Appell zum Kohleausstieg, kurz vor dem historischen Klimaabkommen von Paris Ende 2015, wollte sie sich nicht anschließen.

Dritter Schmutzfleck: Rüstungsfinanzierung. Die aktuelle Studie von urgewald und Facing Finance "Die Waffen meiner Bank" belegt: Während die Bank die Finanzierung geächteter Streubomben nach NGO-Kritik weitgehend eingestellt hat, kennt sie ansonsten keine Grenzen bei der Rüstungsfinanzierung. "Die Deutsche Bank unterhält mit fast allen führenden Rüstungskonzernen weltweit Geschäftsbeziehungen. Mit dabei sind Konzerne wie BAE Systems, der atomar bewaffnete U-Boote für Großbritannien entwickelt und seine Panzer oder Kampfjets auch in Krisen- und Konfliktgebiete liefert, aktuell etwa nach Saudi-Arabien. Die Deutsche Bank unterstützt so indirekt blutige Konflikte und unerträgliches Leid", kritisiert urgewald-Rüstungsexpertin Barbara Happe.

Bewegung gibt es nur im Kleinen: "Die Deutsche Bank hat gestern Abend erstmals ein Regelwerk für Umwelt- und Sozialthemen veröffentlicht - ein Schritt, den andere Banken bereits vor Jahren gemacht haben. Zwar beinhalten die Regeln auch Aussagen für einige sensible Themen wie Menschenrechte. Doch bei Themen wie Atom, Großstaudämme, Kohle und Rüstung bleiben die Inhalte weit hinter den Beschlüssen anderer europäischer Banken zurück", kritisiert Happe. "Will Herr Cryan den desolaten Ruf seines Instituts verbessern, muss er endlich ernsthaft sauber machen."

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2016

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