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UNTERNEHMEN/2661: Voiths und Siemens' späte Einsicht - Keine Lieferungen mehr an tödliches Kraftwerkprojekt (Oxfam)


Oxfam - Pressemitteilung vom 14. August 2017

Voiths und Siemens' späte Einsicht: Keine Lieferungen mehr an tödliches Kraftwerkprojekt

Voith Hydro bestätigt finalen Lieferstopp an das umstrittene Agua-Zarca-Projekt


Die deutschen Unternehmen Voith und Siemens werden keine Turbinen mehr für das honduranische Wasserkraftwerk Agua Zarca liefern. Trotz jahrelanger massiver Menschenrechtsverletzungen und mehrerer Morde an Gegnern des Projekts war die Lieferung bisher nur ausgesetzt. Oxfam begrüßt den Schritt und fordert für die Zukunft eine grundlegende Änderung der Geschäftspolitik.

Zwischen der Agua-Zarca-Betreiberfirma DESA und Voith Hydro besteht kein Vertragsverhältnis mehr. Das bestätigte Voith gegenüber Oxfam. Dr. Barbara Sennholz-Weinhardt, Oxfam-Expertin für Wirtschaft und Globalisierung, kommentiert: "Es ist gut, dass Voith und Siemens sich zu diesem längst überfälligen Schritt entschlossen haben. Der Rückzug der Firmen ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Gewalt vor Ort und die fortdauernden Repressionen gegen Projektgegner/innen endlich aufhören. Nun wird es für die Betreiberfirma DESA immer schwieriger, dieses tödliche Projekt fortzuführen."

Späte Einsicht

Der Rückzug der deutschen Unternehmen kommt, nachdem bereits zwei der bisherigen Geldgeber, die Entwicklungsbanken Finnfund und FMO, ihre Finanzierung zurückgezogen hatten. Oxfam fordert seit Langem, dass das Projekt gestoppt werden muss: Die Lizenz für das Kraftwerk war ohne Einwilligung der in dem Gebiet lebenden indigenen Gemeinschaft der Lenca und damit in illegaler Form vergeben worden. Gegner/innen des Projektes wurden drangsaliert und mehrere Menschen ermordet, zuletzt im März 2016 die Menschenrechtsaktivist/innen Berta Cáceres und Nelson García.

Lehren für die Zukunft sind unabdinglich

Der Rückzug aus Agua Zarca kann aber nur ein erster Schritt bleiben, sagt Sennholz-Weinhardt: "Voith und Siemens sollten nun darlegen, welche Schlüsse sie aus diesen furchtbaren Geschehnissen ziehen: Sie müssen ihre Geschäftspolitik ändern, um ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachzukommen. Derartige Projekte, die durch massive Gewalt und Einschüchterung durchgesetzt werden, dürfen in Zukunft von Anfang an nicht unterstützt werden."


Hinweise

- Der Oxfam Bericht "Hechos y Circunstancias. Facts and Circumstances Relating to the Assassination of Berta Cáceres Flores - in Search of the Intellectual Authors" den Oxfam gemeinsam mit Berta Cáceres Angehörigen herausgibt, zeigt die Unregelmäßigkeiten in Bezug auf die Authentizität und Legalität der Konzessionsvergabe für Agua Zarca. Sie finden den vollständigen Bericht auf Spanisch sowie eine englische Zusammenfassung unter:
https://oxfam.box.com/s/g21po9a5bg2ryza04ienxj5x5wkezput

- Im Dossier "Schmutzige Geschäfte mit Wasser" hatten Oxfam und GegenStrömung bereits 2016 mit Bezugnahme auf das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) dargelegt, warum sich Siemens seiner menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht im Fall von Agua Zarca nicht entziehen kann: Es geht hier um negative Auswirkungen auf Grund einer Geschäftsbeziehung, die unmittelbar mit der Geschäftstätigkeit von Siemens - nämlich ihrer Beteiligung an Voith Hydro - verbunden sind. Sie finden das Dossier unter:
https://www.oxfam.de/system/files/factsheet_schmutzigegeschaefte.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. August 2017
Oxfam Deutschland e.V.
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Telefon: +49 - 30 - 453069-0, Telefax: +49 - 30 - 453069-401
E-Mail: info@oxfam.de
Internet: www.oxfam.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2017

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