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VERKEHR/1492: Autonomes Fahren - ÖPNV-On-Demand in Schleswig-Holstein (CAU)


Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - Pressemitteilung vom 15. August 2017

Autonomes Fahren: ÖPNV-On-Demand in Schleswig-Holstein

Bundesregierung fördert deutschlandweit erstmals den Einsatz autonomer Busse in ländlichen Regionen - Uni Kiel mit an Bord


Durchbruch für das autonome Fahren im ländlichen Raum: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert im Rahmen des schleswig-holsteinischen Netzwerkes "Autonomes Fahren im ländlichen Raum" die Entwicklung eines Nachfragegesteuerten-Autonom-Fahrenden (NAF-) Busses mit über zwei Millionen Euro. Damit soll das innovative Mobilitätskonzept "ÖPNV-On-Demand" - ein öffentlicher Nahverkehr ohne feste Routen und Fahrpläne, der einzig durch die Nachfrager gesteuert wird - vorangebracht werden. Besonders attraktiv ist der autonom fahrende Bus für ländliche Regionen. In Schleswig-Holstein soll in der Region Nordfriesland eine Modellregion für das autonome Fahren entstehen.

Mit beteiligt am Innovationsnetzwerk, aus dem heraus das NAF-Bus-Projekt initiiert wurde, ist die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Professorin Karin Schwarz, Forschungsvizepräsidentin der CAU, spricht von einem für das Land und die Universität wegweisenden Projekt: "Diese Anwendung ist nicht nur technisch komplex. Gleiches gilt für die damit verbundenen Geschäftsmodelle." All das erfordere auf vielen Ebenen vertieftes Nachdenken über die besten Lösungsansätze. "Unsere Universität verfügt dafür anerkanntermaßen über die notwendige Expertise in den beteiligten Fächern und bei der Organisation interdisziplinärer Forschungsprojekte", betont Schwarz.

Zurzeit beteiligen sich zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Forschungsarbeit. Mit an Bord des Netzwerks sind Fachbereiche aus Technik, Informatik, Naturwissenschaften, Recht sowie Wirtschaft und Sozialwissenschaft. Konkret an dem NAF-Bus-Projekt sind drei Professoren aus den Arbeitsgruppen Zuverlässige Systeme und Kulturgeographie sowie zu rechtlichen Aspekten involviert. "Neben technischen und rechtlichen Fragen interessieren wir uns besonders dafür, wie ein solches neues Mobilitätsmodell von der Bevölkerung akzeptiert wird und wie diese Akzeptanz überhaupt hergestellt werden kann", erklärt Schwarz. Untersucht werden sollen ferner zu erwartende Effekte auf den Tourismus in der Region.

Die NAF-Kleinbusse werden elektrisch angetrieben und bieten eine attraktive Lösung für den ÖPNV im ländlichen Raum und in Tourismusregionen. "Die Strecken, die ein Bus auf dem Land zurücklegen muss, sind bei weiten Entfernungen und wenigen Nutzern häufig nicht rentabel", beschreibt Projektleiter Ralph Hirschberg von der koordinierenden Beratungsgesellschaft EurA AG die Herausforderung für ÖPNV-Unternehmen auf dem Land. "Feste Fahrpläne sind unflexibel und berücksichtigen den Bedarf der Nutzer nur teilweise. Zudem sind weit abgelegene Ortsteile oft nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, was vor allem für ältere Menschen problematisch ist", erläutert Hirschberg weiter. Autonom fahrende Busse können hier Abhilfe schaffen und neue Geschäftsmodelle zum Nutzen der Bevölkerung eröffnen.

Das Projekt soll nun neue Erkenntnisse zu Nutzererfahrung und -verhalten in autonomen Fahrzeugen gewinnen. In verschiedenen Testszenarien auf dem privaten Gelände des Schleswig-Holsteinischen GreenTEC-Campus in Enge-Sande bei Niebüll sowie im Pendlerverkehr auf öffentlichen Straßen im ländlichen Raum im Kreis Nordfriesland und auf der Nordseeinsel Sylt sollen der Nutzen und die Auswirkungen autonomer elektrischer Fahrzeuge im ÖPNV entwickelt, erprobt und demonstriert werden. "Das Projekt wird uns sicher mehr als ein Jahrzehnt begleiten. In ihm spiegelt sich die grundlegende digitale Transformation Schleswig-Holsteins. Grundlage ist die erfolgreiche Zusammenarbeit von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Wir freuen uns, dass wir als Landesuniversität unsere Expertise in den Bereichen Akzeptanzforschung, funktionale Sicherheit sowie im Hinblick auf rechtliche Aspekte einbringen können", so Schwarz.

Zu den Netzwerkpartnern gehören neben der GreenTEC-Campus GmbH die Verkehrsunternehmen Autokraft GmbH - eine Tochter der DB-Regio AG - sowie die Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG). Weiterhin tragen die FastLeanSmart (FLS) GmbH aus Heikendorf bei Kiel mit ihrer neu zu entwickelnden Software zur Tourenplanung und -optimierung im ÖPNV sowie die MOTEG GmbH aus Flensburg mit ihrem Energiemanagementsystem im autonomen Verkehr zum Projekt bei. Um Verkehrsplanung und Integration in den ÖPNV zu gewährleisten, wurde die Berliner Interlink GmbH mit ins Boot geholt.



Mehr Informationen im Internet:
www.eura-ag.de und
www.autonomesfahren-sh.net

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Quelle:
Pressemitteilung 258/2017 vom 15.08.2017
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. August 2017

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