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WOHNEN/224: Wohnungsnot in Ballungsräumen mit modernisiertem Wohnraum aus der Nachkriegszeit begegnen (idw)


Frankfurt University of Applied Sciences - 25.09.2018

Wohnungsnot in Ballungsräumen mit modernisiertem Wohnraum aus der Nachkriegszeit begegnen

Forschungsgruppe der Frankfurt UAS beschäftigt sich mit Baubestand der Nachkriegsmoderne und dessen energetischer Sanierung, der Schaffung von Barrierefreiheit und der Versorgungsinfrastruktur


Im September 2018 hat die Forschungsgruppe "Ressource Nachkriegsmoderne - Baukultur und Siedlungsbau 1945-1975" an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) ihre Arbeit aufgenommen. Die Forschungsgruppe soll erste Anlaufstelle in der Region Frankfurt Rhein-Main werden für alle, die sich mit dem modernen Siedlungs- und Städtebau in Verwaltung, Wohnungsbaugesellschaften, Bürgerschaft, Praxis und Forschung beschäftigen. "Da der überwiegende Teil unseres Wohnungsbestandes aus der Nachkriegszeit zwischen 1945 und 1975 stammt, ist diese Ressource noch heute von großer Bedeutung. Insbesondere in Ballungsräumen kann sie dringend benötigten günstigen und qualitativ hochwertigen Wohnraum bieten", erklärt die Sprecherin der Gruppe, Prof. Dr. Maren Harnack vom Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der Frankfurt UAS. "Gleichzeitig müssen diese Wohnungsbestände in vielerlei Hinsicht an heutige Bedürfnisse und Anforderungen angepasst werden, etwa durch energetische Sanierung, der Schaffung von Barrierefreiheit oder der Verbesserung der Versorgungsinfrastruktur."

"Mit der Gründung dieser Forschungsgruppe tragen wir erheblich dazu bei, das große Problem Wohnungsnot in Großstädten wie Frankfurt am Main anzugehen. Nicht zuletzt Studierenden und jungen Familien kommt es zu Gute, wenn sich die Wohnungsmarktsituation in unserem Ballungsraum entspannt, indem wir diese wertvolle Ressource in Zukunft besser nutzen", betont Hochschulpräsident Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich. "Wir freuen uns deshalb darauf, nun auch in diesem Bereich Ansprechpartnerin und erste Anlaufstelle zu sein", so Dievernich weiter.

Die Forschungsgruppe möchte deshalb Strategien für die Weiterentwicklung dieser Ressource entwickeln und kommunizieren. Durch den hohen Veränderungs- und Nachverdichtungsdruck gewinne eine umfassende Beschäftigung mit diesen Beständen derzeit zusätzliche Dringlichkeit. Als vorbildlich gelten in den Siedlungen dieser Zeit zum Einen die vielfach geschätzte Qualität der Wohnungstypologien mit sparsamen, aber funktional gut geschnittenen Grundrissen (die damit auch nach wie vor vergleichsweise kostengünstig sind) und zum Anderen die großzügigen und attraktiven Freiraum- und Grünbezüge, welche viele der Quartiere besonders prägen. Letztere sind heute dabei Chance und Herausforderung zugleich: Denn in den wachsenden Städten mit einem zunehmenden Wohnraumbedarf ergeben sich Potenziale einer Nachverdichtung des Bestandes, die der Prämisse folgt, dass Innenentwicklung der Außenentwicklung vorgezogen werden soll. Gleichzeitig geht damit allerdings das Risiko einher, durch zusätzliche Versiegelung die Entstehung von weiteren städtischen Wärmeinseln und den Verlust von klimaaktiven Freiflächen und Lüftungskorridoren zu begünstigen.

Neben Harnack (Städtebau und Entwerfen) gehören der Gruppe drei weitere Professoren des Fachbereichs an: Prof. Dr. Wolfgang Jung (Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege), Prof. Dr. Michael Peterek (Städtebau und Entwerfen) und Prof. Dr. Hans-Jürgen Schmitz (Technischer Ausbau). Zudem gehört Prof. Patricia Ines Hoeppe vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit zur Forschungsgruppe, die performativ im öffentlichen Raum arbeitet. Kooperationspartner sind der Regionalverband FrankfurtRheinMain, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, der Deutsche Werkbund Hessen e.V., die Stadt Frankfurt am Main (Dezernat IV Planung und Wohnen sowie Denkmalamt) und die Nassauischen Heimstätten.

Zu den fünf neuen Forschungsgruppen an der Frankfurt UAS

Zum September 2018 begann auch die Forschungsgruppe "ReLUT - Research Lab for Urban Transport" an der Frankfurt UAS ihre Arbeit: Die Auswahl dieses Forschungsfeldes sowie von "Ressource Nachkriegsmoderne" ist ein Signal zur Stärkung des Forschungsschwerpunktes "Nachhaltige Stadtentwicklung", des wirtschafts- sowie des ingenieurwissenschaftlichen Bereiches der Hochschule. "In Großstädten und Ballungsräumen stellen uns insbesondere Wohnraum und Verkehr vor Herausforderungen, denen wir durch unsere Forschung praktisch und anwendungsorientiert begegnen wollen: mit logistischen, umweltverträglichen und architektonischen bzw. baulichen Lösungen", so Vizepräsident Prof. Dr. Ulrich Schrader, zuständig für Forschung, Weiterbildung und Transfer an der Frankfurt UAS. Die Hochschule bündelt damit Expertise und setzt mit der internen Vernetzung und Förderung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Zeichen zur Profilierung der Frankfurt UAS als Forschungsstandort, zudem baut sie die Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt am Main, der Region und dem Land Hessen aus. Auch will sie Promotionsinteressierten ein noch attraktiveres wissenschaftliches Umfeld bieten.

Die Forschungsergebnisse sollen durch intensive Publikationstätigkeit sowie die Ausrichtung (internationaler) Tagungen in die (Fach-)Öffentlichkeit getragen werden und damit einen wichtigen Beitrag zum Wissenstransfer der Hochschule leisten. Seit Anfang 2018 beschäftigen sich drei weitere neue Forschungsgruppen an der Frankfurt UAS mit dem Forschungsschwerpunkt "Demografischer Wandel": im Einzelnen die Forschungsfelder assistive Systeme im Alter ("Future Aging"), soziale Intervention und individualisierte biomedizinische Technik (Personalized Biomedical Engineering). Finanziert wird die Förderung der Forschungsgruppen für eine Dauer von drei Jahren (bis Ende 2020) aus dem Innovationsfonds des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, das damit gezielt den Ausbau von Forschungsinfrastrukturen an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) unterstützt. Nach einer internen Ausschreibung wurde eine externe Fachbegutachtung durchgeführt und fünf Forschungsfelder von der Hochschulleitung ausgewählt. Sie überzeugten mit ihrer Transfer- und Innovationsstrategie und sollen nachhaltig wirken. Das Fördervolumen beträgt jeweils zwischen 300.000 und 400.000 Euro.


Weitere Informationen unter:
www.frankfurt-university.de/Nachkriegsmoderne

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution295

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Frankfurt University of Applied Sciences, 25.09.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2018

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