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INTERNATIONAL/033: Burkina Faso - Haftstrafen für Folterpolizisten, Meilenstein gegen Straffreiheit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. August 2011

Burkina Faso: Haftstrafen für Folterpolizisten - Meilenstein gegen Straffreiheit

von Brahima Ouédraogo


Ouagadougou, 30. August (IPS) - In Burkina Faso haben Menschenrechtsorganisationen die Verurteilung von drei Polizisten, die wegen der tödlichen Misshandlung eines Jugendlichen in diesem Monat vor Gericht standen, als Meilenstein gegen die Straflosigkeit gefeiert. Die langjährigen Haftstrafen geben ihrer Ansicht nach Anlass zur Hoffnung, dass nun auch weitere Fälle von Polizeigewalt geahndet werden.

Zum Abschluss eines zweitägigen Gerichtsverfahrens wurden am 23. August die Polizisten Belibi Nébié und Béma Fayama zu jeweils zehn Jahren und ihr Kollege Narcisse Roger Kaboré zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Den drei Männern wird vorgeworfen, den Schüler Justin Zongo im Februar in der südwestlichen Stadt Koudougou willkürlich festgenommen und so schwer misshandelt zu haben, dass der Junge an den Folgen seiner Kopfverletzungen starb.

Der Fall hatte landesweit heftige Proteste und die Zerstörung öffentlichen und privaten Eigentums ausgelöst. Sechs Menschen einschließlich eines Polizisten kamen im Zuge der Ausschreitungen ums Leben. Die Vorfälle zwangen die Behörden zur Untersuchung des Falls und zur Rücknahme der Behauptung, Zongo sei an den Folgen einer Meningitiserkrankung gestorben.

"Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan, die Verantwortlichen wurden namentlich genannt", sagte der Anwalt der Familie Zongo, Ambroise Farama. "Das Urteil ist eine Warnung an die Sicherheitskräfte, dass sie Menschen nicht willkürlich festnehmen und foltern dürfen." Die Zongos hatten eine symbolische Entschädigungszahlung von einem Franc gefordert.

Chryzogome Zougmonré von der Burkinischen Bewegung für Menschen- und Bevölkerungsrechte (MBDHP), die im letzten Jahr eine Kampagne unter dem Motto 'Folter ist illegal, barbarisch und feige' gestartet hatte, erinnert an den Fall des 23-jährigen Arnaud Somé, der im Juli 2010 wegen Cannabisbesitz festgenommen wurde und unter zweifelhaften Umständen ums Leben kam. Auch damals kam es zu Protesten, die zur Aufklärung des Vorfalls führten und zwei Polizisten fünfjährige Haftstrafen einbrachten.

"Die Menschen dürsten nach Gerechtigkeit und das neue Urteil lässt uns hoffen, dass auch alle anderen Fälle von Polizeigewalt geahndet werden", sagte Kisito Dakuyo von der MBDHP. Die Anwälte der drei in diesem Monat verurteilten Polizisten kündigten an, gegen das "exzessive" Strafmaß in Berufung zu gehen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2011