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MELDUNG/553: Refugee Law Clinic Gießen - ein Modell, das bundesweit Schule gemacht hat (idw)


Justus-Liebig-Universität Gießen - 05.02.2018

Refugee Law Clinic Gießen - ein Modell, das bundesweit Schule gemacht hat

Mit einem Festakt begeht die mehrfach ausgezeichnete RLC der Justus-Liebig-Universität Gießen am 2. Februar feierlich ihr zehnjähriges Bestehen


Studierende setzen sich intensiv mit asyl- und aufenthaltsrechtlichen Fragen auseinander und können ihr Wissen direkt praktisch anwenden; Flüchtlinge erhalten eine kostenlose und unabhängige Rechtsberatung. Beide Seiten profitieren von ihren wertvollen und prägenden Erfahrungen - ein weitsichtiges Konzept mit Pioniercharakter, das inzwischen bundesweit Schule gemacht und zahlreiche Nachahmer gefunden hat. Am 2. Februar 2018 feiert die inzwischen mehrfach ausgezeichnete Refugee Law Clinic (RLC) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Festakt im Senatssaal des Universität-shauptgebäudes.

Im Mittelpunkt des Festakts wird die erfolgreiche Arbeit der letzten zehn Jahre stehen. Zugleich gilt es, Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Die Refugee Law Clinic (RLC) Gießen wurde im Wintersemester 2007/08 am Fachbereich 01 - Rechtswissenschaft der JLU gegründet. Es handelte sich damals um das erste Ausbildungsprojekt dieser Art in Deutschland. Gründer war Prof. Dr. Dr. Paul Tiedemann, Richter a.D. und Honorarprofessor an der JLU. Heute wird die RLC an der Professur für Öffentliches Recht und Europarecht von Prof. Dr. Jürgen Bast geleitet.

Prof. Bast wird die Gäste begrüßen; Grußworte sprechen JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee und Prof. Dr. Marietta Auer, Dekanin des Fachbereichs Rechtswissenschaft. Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Berlin, hält den Festvortrag zum Thema "Grundzüge eines menschenwürdigen Flüchtlingsrechts".

Prof. Mukherjee gratuliert den Verantwortlichen der RLC herzlich zum Jubiläum: "Sie alle zeigen in kontinuierlicher Arbeit, was eine innovative JLU-Einrichtung zu leisten vermag, die Theorie mit praktischen Hilfeleistungen verknüpft. Wir sind stolz auf das ehrenamtliche Engagement, das unsere Studierenden in der Refugee Law Clinic für Schutzsuchende leisten. Und wir sind den Lehrenden dankbar, die die Studierenden praxisnah und effizient ausbilden, so dass diese Rechtsberatungen übernehmen können."

Refugee Law Clinic Gießen

Was im Wintersemester 2007/08 zunächst als Pilotprojekt begonnen hatte, hat sich im Laufe eines Jahrzehnts als interdisziplinäres und praxisbezogenes Ausbildungsangebot mit bun-desweiter Ausstrahlung bewährt. Durch eine zugleich theoretische und praktische Ausbildung im Asyl- und Flüchtlingsrecht werden Studierende zur Rechtsberatung für Schutzsuchende befähigt. Mit dem erworbenen Wissen führen Studierende in fortgeschrittenen Semestern die Rechtsberatung durch. Darüber hinaus veranstaltet die RLC Vorträge und Tagungen, um zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit der Thematik "Flüchtlingsrecht" beizutragen.

"Es freut uns, dass die Refugee Law Clinic heute zu einem festen Bestandteil der juristischen Ausbildung an der Universität Gießen geworden ist", betont Professor Jürgen Bast. "Das Besondere an der RLC ist die enge Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus der Praxis, zum Beispiel mit Richtern und Rechtsanwälten, die im Flüchtlingsrecht spezialisiert sind", so Bast weiter. Dazu absolvieren die Studierenden zunächst eine fundierte theoretische Ausbildung, die eine Vorlesung, ein Praktikum, eine Übung und ein Seminar umfasst. Im zweiten Semester hospitieren sie bei Mitarbeitenden der Flüchtlingsberatungsstelle des Evangelischen Dekanats Gießen, das in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) ein Beratungsbüro unterhält und mit der die RLC eng kooperiert.

Im Fokus der Öffentlichkeit stand dieses vielfältige Engagement im letzten Jahrzehnt häufiger. Im Jahr 2010 wurde die RLC mit dem Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ausgezeichnet, im Dezember 2015 mit dem Peter-Becker-Preis der Philipps-Universität Marburg. Im Juni 2015 besuchte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich des Weltflüchtlingstags die RLC und informierte sich ausgiebig über das Erfolgskonzept.


Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die über 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot - von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwis-senschaften - bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System - ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture - GCSC).

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-giessen.de/fbz/fb01/studium/rlc

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution217

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Justus-Liebig-Universität Gießen, Lisa Dittrich, 05.02.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2018

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