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EDITORIAL/031: Daneben (SB)


Wochendruckausgabe 31 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 18.02.2017


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick


Daneben

Wenn von den offenen Armen einer toleranten und aufnahmebereiten Gesellschaft die Rede ist, dann schwingt dennoch ausgesprochen oder unausgesprochen die Übergriffigkeit und die Aneignungsabsicht ihrer wohlmeinenden Hände mit.

Bei der Forderung nach Integration gilt es doch, der Furcht vor dem Nichtvertrauten und Unbekannten mit der Selbstbehauptungsgewalt einer Freßzelle zu begegnen. Die Berechtigung dafür schöpft sie aus der Konstruktion jenes Zielobjektes, das wir als die sogenannte Parallelgesellschaft kennen. So wird ein Urfeind aus der Taufe gehoben, denn der Sektenbegriff und der Terrorismusentwurf indessen haben sich als unzureichend bei der Mühe erwiesen, ein gesellschaftliches Reinheitsgebot geltender Werte zu schmieden bzw. zu postulieren, ein Reinheitsgebot allerdings, das sich zur Verteidigung der herrschenden Verhältnisse ebenso eignet wie zur Abwehr ihrer essentiellen Infragestellung.

Es scheint deshalb geradezu zwingend, gleichermaßen die Kriegserklärung und den kompromißlosen Angriff auf die sogenannte parallele Gesellschaft in all ihren Erscheinungsformen oder Voraussetzungen zu einem Kernanliegen gesellschaftlicher Selbsterhaltung zu erheben.

Welcher Skatclub träte da nicht lieber gleich rechtzeitig dem Deutschen Sportbund bei, und welches regelmäßige Treffen befreundeter Hausfrauen oder Familien meldete sich nicht vorsorglich und schnellstmöglichst als gemeinnützige Initiative mit dem Status des eingetragenen Vereins beim entsprechenden Verwaltungsregister an, um mindestens zukünftig den Verdacht oder das Mißverständnis paralleler Aktivitäten sicher auszuräumen?

Redaktion Schattenblick


17. Februar 2017


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