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EDITORIAL/124: Hampelmann (SB)



Wochendruckausgabe 124 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 16.03.2019


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

Hampelmann

Oh du, mein Hampelmann,
mein Hampelmann, mein Hampelmann,
oh du, mein Hampelmann,
mein Hampelmann bist du.

So lauten die Worte eines volkstümlichen Kinderliedes. Gemeint ist eine durch Fäden in ihren Gelenken verknüpfte Puppe, die, an die Wand an einen Nagel oder Haken gehängt, mithilfe einer Fadenverlängerung zu hampelnden und spreizenden Bewegungen manipuliert werden kann. Dabei erweckt sie nicht selten durch entsprechend geschickte Handhabung den Eindruck eines tanzenden und hüpfenden Narren oder Clowns.

Wird nun die Manipulation geschickt genug verborgen, wird die Aufmerksamkeit des Betrachters oder zufälligen Beobachters wesentlich durch den Eindruck einer sich frei bewegenden Figur an der Wand bestimmt. Nicht zuletzt ist es eine latente Orientierungsnot, die den Menschen dazu veranlaßt, Dinge und Verhältnisse anders zu sehen als sie es tatsächlich sind. So etwas prädestiniert schlußendlich die Aufmerksamkeit im allgemeinen und manchmal auch im besonderen für Täuschungen und Selbsttäuschung.

Dabei ist der Hampelmann in seiner Funktion naturgemäß noch leicht zu durchschauen und für jedermann an seinem Zugfaden zu erkennen. Viel schwieriger wird es jedoch bereits, wenn statt eines Fadens ein Gebäude an der ins Auge gefaßten Figur hängt wie beispielsweise ein Weißes Haus.

Ihre Schattenblick-Redaktion


15. März 2019


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