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PRESSE/568: Shin-Buddhistische Strafgefangenenbetreuung (Buddhistische Monatsblätter)


Der Mittlere Weg - Nr. 1, Januar - April 2007 - Nachrichten des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Shin-Buddhistische Strafgefangenenbetreuung in Japan, USA und Europa

von Myoshin-Friedrich Fenzl


Von den 1.300 Geistlichen, die in den letzten Jahrzehnten in japanischen Gefängnissen, Zuchthäusern und Besserungsanstalten tätig waren, gehören über 750 dem buddhistischen Sangha an, wobei die Schulen des Reinen-Land-Buddhismus (Jodo-Shinshu und Jodo) den dominanten Anteil stellen, gefolgt von den Zen-Schulen. Shin- Buddhisten folgen dabei den Worten Shinrans, dass "selbst der Gute in das Reine Land eingeht, wieviel eher der Böse" (TANNISHO). Unter den buddhistischen Gefängnisgeistlichen der Nachkriegszeit ragt besonders einer hervor: Rev. Shinsho Hanayama, der der Honganji-Richtung des Jodo-Shin-Buddhismus angehört.

Shinsho Hanayama, der auch ein bedeutender buddhistischer Gelehrter und Professor an der Tokyo-Universität war, betreute die Gefangenen in der berüchtigten Sugano-Strafanstalt. Unzähligen bot er religiösen Trost und spirituelle Unterweisung und Dutzende begleitete er auf Ihrem letzten Gang zur Exekution. Unter seinen "Klienten" befanden sich auch die japanischen "Hauptkriegsverbrecher" mit Kriegspremier Tojo an der Spitze. Von vielen Gefangenen wurde er wie ein Vater verehrt.

Amnesty International Deutschland berichtete dass Megamu Sato, ein buddhistischer Priester, der 1991 das Amt des japanischen Justizministers bekleidete, einer der Wortführer für die Abschaffung der Todesstrafe in Japan ist.

Auch in den Vereinigten Staaten waren buddhistische Geistliche als Strafgefangenenbetreuer tätig. Einer von ihnen berichtete über seine reichen Erfahrungen in einem bemerkenswerten Buch "Out of the Mud grows the Lotus" von Rev. Hogen Fujymoto (Lotus Press, San Francisco 1989. Das Buch enthält zahlreiche Fälle von Gefangenen, die sich zum Buddhismus bekehrten, Fotos von Devotionalien (Buddhabilder, Rosenkränze), die von ihnen hergestellt wurden und die Schilderung eines Rechtsfalls, den ein Sträfling in einem texanischen Gefängnis wegen Verweigerung buddhistischer Aktivitäten vor dem Obersten Gerichtshof der USA gewann.

Anfang der Sechzigerjahre führte der Begründer des europäischen Shin- Buddhismus, Ehrw. Shogon Hoshi (Rev. Harry Pieper) eine shin- buddhistische Strafgefangenenbetreuung in deutschen und österreichischen Strafanstalten ein. Ein deutscher und ein österreichischer Shin-Buddhist (Karl-Heinz Kupfer und Myoshin- Friedrich Fenzl) halfen ihm dabei. Unter den tragischen Schicksalen der Gefangenen ragt besonders eines heraus, das von Kurt Conrad Kreuzrother. Kreuzrother war zu lebenslänglicher Haft wegen Raubmords verurteilt. Im Gefängnis wandelte er sich zu einem religiösen Menschen. Er stellte in seiner Zelle einen amida-buddhistischen O-Butsudan auf, propagierte den Buddhismus seinen Mithäftlingen, sammelte Geld für vietnamesische Kriegswaisen, wurde Vorarbeiter seiner Arbeitsgruppe und erfand eine technische Verbesserung für Nähmaschinen. Als er nach 18-jähriger Haft auf Bewährung entlassen werden sollte, beging er am Vorabend seiner Entlassung Suizid.

In Belgien arbeitete Prof. Rev. Adrian Peel, Vorstand des shin- buddhistischen Jikoji-Tempels, jahrelang als Seelsorger im Antwerpener Hafengefängnis.


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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
39. Jahrgang, Januar - April 2007/2550, Nr. 1, Seite 24
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
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