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PRESSE/588: Die Zen-Lehre (Zenshin)


ZENSHIN - Zeitschrift für Zenbuddhismus, Nr. 2/06

Die Zen-Lehre
(Notizen für ein Kurz-Referat)

Von Dorin Genpo


Zen ist ein Zweig des Mahayana-Buddhismus, der sich im 6. Jahrhundert in China als Gegenbewegung zu den vorherrschenden buddhistischen Schulen entwickelte. Diese hatten sich nach Zen-Ansicht weit von der ursprünglichen Lehre des Buddha entfernt und hatten dabei die praktische Übung vernachlässigt oder aufgegeben. Buddhistische Gelehrte und Meister ergingen sich in theoretischen Erörterungen, philosophischen Abhandlungen, Schriftgelehrtentum und weltlichen Angelegenheiten. Zen wollte wieder zum Ursprung zurück, dem von Buddha gewiesenen Weg zur Befreiung folgen. Zen-Übende möchten sich nicht nur mit Gehörtem und Gelesenem zufrieden geben, sondern selbst Erleuchtung erfahren. Dennoch sind die schriftlichen Überlieferungen des Theravada und des Mahayana Grundlage für die traditionellen Zen-Praktizierenden.

Zen geht in direkter Linie auf Buddha Shakyamuni zurück, der vor etwa 2500 Jahren in Nordindien lebte und lehrte. Als er sich, noch als Prinz Siddharta, nach jahrelanger Suche und Askese entschloss, sich zur Meditation hinzusetzen und nicht eher wieder aufzustehen, bis er die alles umfassende Erleuchtung erfahren hatte, gab es keinen Buddhismus. Das, was heute als Buddhismus bezeichnet wird, basiert auf der Erleuchtungserfahrung des Prinzen Siddharta, der im Hocksitz zum Buddha erwachte. Zen bedeutet Meditation und die Praxis der Verwirklichung der Buddha-Lehre im täglichen Leben. Theorie und Praxis sollen in einem ausgewogenen Verhältnis zusammenwirken.

Im Mittelpunkt der Zen-Lehre stehen Meditation, spirituelle Erfahnmg und Erleuchtung. Buddha Shakyamuni ist Vorbild, denn er ist aus eigener Kraft den Weg zur Befreiung gegangen. Aus seiner Erleuchtungserfahrung heraus hat er seine Lehre dargelegt, damit sich der Mensch seines Potenzials bewusst wird und zur Buddhaschaft erwacht. Die Edlen Vier Wahrheiten vom Leiden, von den Ursachen des Leidens, der Auflösung des Leidens und dem zur Auflösung des Leidens führenden achtfältigen Pfad sind Grundlage der Zen-Praxis. Der Mensch steht in der Selbstverantwortung und kann sich nur selbst erlösen. Das heißt, es ist seine Aufgabe, sich von seiner vermeintlichen Umnündigkeit zu befreien.

Das Wesen der Zen-Lehre:

o Große Weite - nichts von heilig (Bodhidharma vor dem Kaiser)

o Unabhängig voll Wort und Schrift - kein Vertrauen auf Buchstaben

o Überlieferung außerhalb der orthodoxen Lehre

o Direkt auf des Menschen Herz (seine ursprängliche Natur) weisend

o Selbstwesenschau erfahren und Buddha werden

Zen betrachtet spekulatives und diskursives Denken als wenig hilfreich, um die existenziellen Fragen des Menschen zu beantworten. Es geht darum, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist und dementsprechend zu handeln. Zen führt das relative Selbst zum absoluten Selbst.

Überwindung des dualistischen Weltbildes - Auflösung der Illusion des "ICH"

Wer bin ich? Was bin ich? Was habe ich damit zu tun? Wo ist mein Anteil an der Situation?

Großes Vertrauen - (zu Buddha, zu seiner Lehre, zu seinen Nachfolgern, zur Gemeinschaft der Buddhisten und zu sich selbst)

Große Entschlossenheit - Gleichmut - Selbstdisziplin - Anstrengung - Großer Zweifel - religiöse/spirituelle Suche - den Dingen auf den Grund gehen - Die Wirklichkeit so sehen, wie sie ist.

Die Natur des Geistes sehen, erleben, wie sie ist.

Sich befreien von Dogmen, Klischees, Vorurteilen, Illusionen und Wunschdenken.

Heilsam handeln für sich, für alle Wesen und für die gesamte Mitwelt.


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Quelle:
ZENSHIN - Zeitschrift für Zenbuddhismus, Nr. 2/06, S. 22-24
Herausgeberin: Hakuin Zen Gemeinschaft Deutschland e.V. (HZG)
Burggasse 15, 86424 Dinkelscherben
Redaktion: Nanshu Susanne Fendler / Bunsetsu Michael Schön
Übelherrgasse 6, 89420 Höchstädt a.d.D.
Telefon: 09074/92 28 32; Fax 09074/92 28 31
E-Mail: zen-edition@t-online.de

ZENSHIN erscheint halbjährlich.
Einzelheft 7,50 Euro inklusive Versand


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2007