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PRESSE/694: Zum Tod von Maharishi Mahesh Yogi (DMWeg)


Der Mittlere Weg - Nr. 2, Mai - August 2008
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Wegweiser zum "Kosmischen Bewußtsein"
Zum Tod von Maharishi Mahesh Yogi

von Axel Rodeck


"Durch das Fenster der Wissenschaft sehen wir die Morgendämmerung der Erleuchtung". Der Mann, der solches verkündete, ist am 5. Februar dieses Jahres im Alter von (ca.) 91 Jahren gestorben: Maharishi Mahesh Yogi. Weil auch etliche Buddhisten den Weg zum Dhamma über die als "Transzendentale Meditation" bezeichnete Übungsweise dieses indischen Lehrers fanden, soll an ihn hier kurz erinnert werden.

Maharishi ("großer Seher") gründete im Jahre 1958 in Madras/Indien die "Geistige Erneuerungsbewegung" (SRM), die zwar in Indien wenig Anklang fand, jedoch mit Erfolg in den USA und Europa verbreitet wurde. Ab 1967 kam der große Durchbruch, nachdem ein Besuch der Popgruppe "Beatles" beim Yogi in Rishikesh erfolgt und publizistisch optimal verwertet worden war.

Maharishi lehrte eine leicht verständliche Psychotechnik, die als "Transzendentale Meditation" bezeichnet und als wissenschaftlich abgesichert ausgewiesen wurde. Mit einem Schema von sieben Stufen - vom Einführungsvortrag über ein Initiationsritual bis zum abschließenden "Checking" - wird der Schüler mit der TM-Praxis und ihren theoretischen Grundlagen vertraut gemacht. Kern des Verfahrens ist die Übertragung eines "Mantras", einer heiligen Meditationssilbe, die als "Fahrzeug" den Geist in die Tiefe führen soll. Das Mantra ist angeblich für jeden Anwärter individuell und von ihm streng geheim zu halten. Freilich rief diese Verfahrensweise bei manchen Hindu-Gelehrten auch erstauntes Kopfschütteln hervor: Die listenmäßige Auswahl von Mantras zum allgemeinen Gebrauch sei bedenklich und einige Silben seien offensichtlich verwestlicht, um ihre Aussprache in westlichen Sprachen zu ermöglichen.

Die TM-Bewegung dehnte sich europaweit aus und führte zur Gründung einer Vielzahl von Forschungs- und Bildungsinstituten, deren wissenschaftliche Bedeutung oft zweifelhaft erschien. Der messianischen Vision Maharishis, seine Botschaft dem "verantwortlichen Bürger" nahe zu bringen, diente die Gründung einer (an Wahlen teilnehmenden) "Naturgesetzpartei". Dem lag das Credo zu Grunde, wenn nur 1 % der Bevölkerung täglich meditiere, werde die Gesellschaft automatisch in eine ideale Gesellschaft ohne Leiden übergehen. Es lag nahe, das angebrochene "Wassermann-Zeitalter" als "Zeitalter der Erleuchtung" anzusehen. Abenteuerliche Behauptungen wie die angebliche Beherrschung des "Yogischen Fliegens" durch Meditierer trugen zu weiteren Irritationen einer skeptischen Öffentlichkeit bei.

Die Betonung wissenschaftlichen Vorgehens täuscht leicht darüber hinweg, dass wir uns mit Maharishi auf den Pfad des Hinduismus begeben. Denn religiöser Hintergrund der "TM" ist die All-Einheitsphilosophie des "Advaita Vedanta", wie sie der von Maharishi verehrte Religionsphilosoph Shankara (um 800 n.Chr.) lehrte. Wenn daher von Spöttern der Buddhismus gern als "Exportversion des Hinduismus" bezeichnet wird, so lässt sich gut darauf erwidern, dass mit "TM" bereits ein Trojanisches Pferd des Hinduismus im Westen weidet.


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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
40. Jahrgang, Mai - August 2008/2552, Nr. 2, Seite 19
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2008