Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

AFRIKA/070: D. R. Kongo - Kirchliches Schutzprogramm für Albinos, Hilfe der Behörden gering (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Januar 2013

D. R. Kongo: Kirchliches Schutzprogramm für Albinos - Hilfe der Behörden gering

von Donat Muamba



Mbuji Mayi, D. R. Kongo, 30. Januar (IPS) - In der Demokratischen Republik Kongo hat der Bischof von Mbuji Mayi, der Hauptstadt der zentralkongolesischen Provinz Kasaï Oriental, nach der Ermordung eines zwölfjährigen Albinos ein Schutz- und Ausbildungsprogramm für die Minderheit gestartet. 30 Teilnehmer konnten sich seit letztem Jahr beruflich qualifizieren - und ihr Selbstvertrauen stärken.

Der Jugendliche Kabongo war 2010 in einem Viertel der Stadt ermordet aufgefunden worden. Ein Mann, der mit Körperteilen von Albinos handelte, hatte den Jungen getötet und zerteilt. Nach seiner Festnahme gestand er, gezielt Jagd auf Albinos zu machen, um deren Körperteile ins Ausland zu verkaufen. Das Geschäft habe ihm ein Vermögen eingebracht.

Der katholische Bischof Bernard Kasanda war entsetzt. Er initiierte ein mit 40.000 Euro finanziertes Programm, um die Lebensbedingungen der Albinos in seiner Diözese zu verbessern. Seit dem vergangenen Jahr wird das Projekt vom Zentrum für Erziehung zum Leben in Mbuji-Mayi umgesetzt. Es beinhaltet Sensibilisierungskampagnen und ein Ausbildungsprogramm. 30 Albinos wurden bereits auf einen Beruf vorbereitet. "Ihre neuen Fähigkeiten können sie nun an andere weitergeben, die ein ähnliches Schicksal teilen", so Kasanda.


Auf eigenen Füßen

Olivier Kanyinda, der das Zentrum besuchte, hat gerade eine Autowerkstatt eröffnet. "Ich kann täglich bis zu 17 US-Dollar verdienen, das ist gut", sagt er. Inzwischen sei er stolz auf seine helle Hautfarbe und mache sich nicht mehr so große Sorgen wie früher. Kanyinda wünscht sich, dass seine sechs Geschwister seinen Beispiel folgen und ihr Leben in eine positive Richtung lenken können. Er kommt aus einer Familie mit insgesamt elf Kindern, die alle dieselbe Mutter haben und teils dunkelhäutig sind.

Andere Albinos sind Fotografen, Restaurantbesitzer oder Schweinezüchter geworden. Israel Kajingu, der Vorsitzende der Vereinigung der Albinos in Kasaï Oriental, arbeitet an einem Projekt, das Albinos zu Bauern ausbilden sollen. Das Problem ist allerdings die Finanzierung, denn das Kollektiv braucht etwa 150.000 Dollar, um das Vorhaben realisieren zu können.

Das Hilfsprogramm in Mbuji Mayi ist für die Betroffenen ein Silberstreif am Horizont. "Die Bevölkerung ist der Meinung, dass Albinos magische Kräfte besitzen", erläutert der Anthropologe Monji Cibanza. Dabei unterscheiden sie sich nur durch die Farbe ihrer Haut, Haare und Augen. Ursache ist eine Pigmentstörung, die verhindert, dass ihr Körper Melanin bilden kann, das sie vor den schädlichen Auswirkungen der Sonneneinstrahlung bewahren könnte.

Laut dem Krankenpfleger Sylvain Makanda, der selbst unter der Pigmentstörung leidet, gibt es in der Provinz Kasaï Oriental kein Krankenhaus, das den Betroffenen eine Krebsvorsorge oder andere Hilfen anbietet. "Für unsere helle Haut gibt es zwar spezielle Sonnenschutzlotionen, doch sie sind schwer erhältlich", berichtet er.


Albino-Kinder sind oft ein Scheidungsgrund

Die Vorurteile gegen Albinos haben in dem afrikanischen Land eine lange Tradition. "Albinos galten einst als unerwünschte Kinder", erzählte Cibanza. Noch heute sei es so, dass bei manchen Paaren die Geburt eines Albino-Kindes zur Scheidung oder Polygamie führen könne.

Die Ehe von Getou Mukanya, die in Tshilenge etwa 30 Kilometer von Mbuji-Mayi lebt, ging nach fünf Jahren in die Brüche. 2009 wurde sie von ihrem Mann verlassen, nachdem sie ein drittes Albino-Kind zur Welt gebracht hatte. Ihre Schwiegerfamilie bedrohte sie daraufhin mit dem Tod. Im vergangenen Jahr wurde sie schließlich aus dem Haus gejagt. (Ende/IPS/ck/2013)


Link:

http://ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=7396

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 30. Januar 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2013