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KIRCHE/1022: "Nehmt Euren Bischof mit offenen Armen auf" (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 23.10.2010

"Nehmt Euren Bischof mit offenen Armen auf"

Erzbischof Zollitsch bei der Amtseinführung von Bischof Zdarsa in Augsburg


Mit einem feierlichen Pontifikalamt ist heute der neue Bischof von Augsburg, Bischof Dr. Konrad Zdarsa, in sein Amt eingeführt worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, würdigte in einem Grußwort im Augsburger Dom den neuen Bischof als Persönlichkeit mit Glaubenskraft und Zuversicht. "Nehmt Euren Bischof mit offenen Armen auf. Bischof Konrad Zdarsa steht für eine Kirche, die um ihre Pilgerschaft weiß und die - auch in schwierigen Zeiten - ihren Weg hörend und dienend, aber immer getragen von Gottvertrauen zuversichtlich geht", so Erzbischof Zollitsch.

Der neue Bischof von Augsburg wisse aus seiner Biographie gut, was Aufbruch bedeute: "Seine Tätigkeiten in den Gemeinden Ostdeutschlands, in der Verwaltung, als Bischof von Görlitz haben ihn geprägt und er hat sie geprägt. Ganz besonders hat er den epochalen Wandel vor 20 Jahren miterlebt, als die beiden Teile Deutschlands zusammenwuchsen. Sein Blick über die Neiße ließ ihn ins Nachbarland Polen schauen. Die Menschen dort liegen ihm ebenfalls am Herzen und so hat er in den Jahren seines Bischofsdienstes in Görlitz vielfältige Brücken in den Osten gebaut."

Erzbischof Zollitsch richtete auch den Blick auf die zurückliegenden Monate im Bistum Augsburg, sie "waren für Ihr Bistum und Ihren emeritierten Bischof Walter Mixa eine schwierige Zeit der Bedrängnis, der Abschottung, der Auseinandersetzung, häufig der Anfeindung von außen", so Erzbischof Zollitsch. Die rasche Entscheidung des Heiligen Vaters in der Berufung von Bischof Zdarsa habe gezeigt, worum es gehe: "Wir brauchen das Band der Einheit, das aus einem Nebeneinander immer mehr ein Miteinander und ein Füreinander bei aller Verschiedenheit möglich macht. Deshalb bin ich der festen Überzeugung: Der Glaube wirkt dort, wo er treu gelebt und mit anderen geteilt wird." Dazu werde auch Bischof Zdarsa seinen Teil beitragen. "Er wird zu den Menschen hingehen und wird den Ausgleich und den gegenseitigen Dialog suchen. Er wird die Hände ergreifen, die man ihm reicht, um mit den Gläubigen seines Bistums einen Weg in die Zukunft zu gehen, einen Weg voll Glaubenskraft und Zuversicht." Die Gläubigen rief Erzbischof Zollitsch auf, den Bischof auf diesem Weg zu unterstützen: "Es ist eine Chance, die Gott schenkt. Das Bistum Augsburg bricht auf, um Zeugnis zu geben vom gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus."

Hinweis:
Das Grußwort von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch finden Sie im Internet unter www.dbk.de und im Anhang. Weitere Ansprachen und Fotos zur Amtseinführung des Bischofs von Augsburg finden Sie unter www.bistum-augsburg.de.


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Grußwort
des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch,
anlässlich der Amtseinführung des Bischofs von Augsburg,
Bischof Dr. Konrad Zdarsa,
am Samstag, den 23. Oktober 2010 in Augsburg


Vielleicht ist so manchen von Ihnen der 3. Mai 1987 noch in guter Erinnerung. Es war der Sonntag, an dem Papst Johannes Paul II. Ihr schöne Stadt Augsburg besucht und hier im Dom gemeinsam mit unzähligen Gläubigen die Eucharistie gefeiert hat. Die Worte seiner Predigt von damals könnten kaum besser auf den heutigen Tag passen, wenn er sagte: "Zu allen Zeiten hat Gott durch das Wort seiner Offenbarung Menschen bewegt und die Kirche erneuert. Eure heiligen Bistumspatrone Ulrich, Simpert und Afra zeugen zusammen mit anderen Heiligen von der Leuchtkraft des christlichen Glaubens in eurer Heimat. Sie ermutigen euch, mit derselben Glaubenskraft nach vorne zu schauen, die Zeichen unserer Zeit zu erkennen und der Welt von heute Zeugnis zu geben vom gekreuzigten und auferstandenen Herrn." Das ist es, liebe Schwestern, liebe Brüder, was wir heute so notwendig brauchen: mit Glaubenskraft nach vorne schauen und mutig Zeugnis geben von Jesus Christus! Das ist es, was auch Ihren neuen Bischof Konrad Zdarsa kennzeichnet und auszeichnet: Glaubenskraft, Zuversicht und die in Wort und Tat überzeugte und überzeugende Nachfolge Jesu Christi. Deshalb, liebe Gläubige des Bistums Augsburg, nehmt Euren Bischof mit offenen Armen auf. Die Leidenschaft für Gott und die Liebe zu den Menschen das sind Kirche, die um ihre Pilgerschaft weiß und die - auch in schwierigen Zeiten - ihren Weg hörend und dienend, aber immer getragen von Gottvertrauen zuversichtlich geht.

Vor wenigen Wochen haben wir deutschen Bischöfe bei unserer Herbst-Vollversammlung in Fulda einen Dialogprozess für unsere Kirche angestoßen. Derzeit arbeiten wir an der genaueren Ausgestaltung dieses Prozesses. In Fulda haben wir Bischöfe uns selbst noch einmal verdeutlicht: Wir müssen wieder stärker eine pilgernde, dienende und hörende Kirche sein. Da, wo wir hören - auf Gottes Wort und die Fragen und Sorgen der Menschen -, kann leichter Neues und Zukunftsweisendes wachsen; ja, da können wir den Schritt nach vorne wagen, der alte Gräben überwindet und aus Mauern Brücken in die Zukunft baut.

Bischof Konrad Zdarsa weiß aus seiner Biographie nur zu gut, was Aufbruch bedeutet und was es heißt authentisch unseren Glauben zu bezeugen: Seine Tätigkeiten in den Gemeinden Ostdeutschlands, in der Verwaltung, als Bischof von Görlitz haben ihn geprägt und er hat sie geprägt. Ganz besonders hat er den epochalen Wandel vor 20 Jahren miterlebt, als die beiden Teile Deutschlands zusammenwuchsen und die Menschen gemeinsam einen neuen Weg zu gehen begannen - in einem geeinten Deutschland. Für Bischof Konrad Zdarsa war das auch Grenzerfahrung im tiefen Sinne des Wortes: Sein Blick über die Neiße ließ ihn ins Nachbarland nach Polen schauen. Die Menschen dort liegen ihm ebenfalls am Herzen und so hat er in den Jahren seines Bischofsdienstes in Görlitz vielfältige Brücken in den Osten gebaut. Was das für uns Christen bedeutet, davon sprach Papst Johannes Paul bereits 1987 hier in Augsburg, wenn er hervorhob: ,,Glauben wirkt dort überzeugend, wo er treu gelebt und mit anderen geteilt wird."

Teilen, liebe Brüder, liebe Schwestern, nicht für uns behalten, ist die Botschaft, die aus der Mitte des christlichen Glaubens, aus dem Zentrum des Evangeliums Jesu Christi kommt und die Ihre heiligen Bistumspatrone Ulrich, Simpert und Afra und unzählige gläubige Frauen und Männer im Bistum Augsburg in den vergangenen Jahrhunderten bis heute in selbstverständlicher Weise gelebt haben und leben. Im Innern, so meine ich, ahnen wohl die meisten Menschen, dass Teilen, Anteil-Nehmen und Anteil-Geben Haltungen sind, die auch zur Mitte des Mensch-seins gehören. Sie sind Ausgangspunkt und Grundlage einer wirklich menschlichen und gottoffenen Gesellschaft. Dabei ist klar: Wir brauchen auch am heutigen Festtag den Blick nicht vor der Realität verschließen: Die zurückliegenden Monate waren für Ihr Bistum und Ihren emeritierten Bischof Walter Mixa eine schwierige Zeit der Bedrängnis, der Abschottung, der inneren Auseinandersetzung, häufig der Anfeindung von außen. Es hat schmerzliche Momente gegeben, Menschen haben einander Schmerz zugefügt. Die komplexe Zeit der Sedisvakanz haben Weihbischof Grünwald und Generalvikar Knebel in guter Weise ausgefüllt. Die rasche Entscheidung unseres Heiligen Vaters, den neuen Bischof für Augsburg zu ernennen, zeigt worum es geht: Wir brauchen das Band der Einheit, das aus einem Nebeneinander immer mehr ein Miteinander und ein Füreinander bei aller Verschiedenheit möglich macht. Deshalb bin ich der festen Überzeugung: Der Glaube wirkt dort, wo er treu gelebt und mit anderen geteilt wird! Bischof Zdarsa wird seinen Teil dazu beitragen. Er wird zu den Menschen hingehen und wird den Ausgleich und den gegenseitigen Dialog suchen. Er wird die Hände ergreifen, die man ihm reicht, um mit den Gläubigen seines Bistums einen Weg in die Zukunft zu gehen, einen Weg voll Glaubenskraft und Zuversicht. Liebe Gläubige, unterstützen Sie Ihren Bischof bei diesem Weg. Es ist eine Chance, die Gott schenkt. Das Bistum Augsburg bricht auf, um Zeugnis zu geben vom gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus.

Am deutlichsten wird dieser Auftrag von Bischof Konrad Zdarsa in dessen Wappenspruch, den er sich aus Anlass der Bischofsweihe vor drei Jahren zum Leitmotiv gewählt hat: "Denn er - Christus - ist unser Friede" (Eph 2,14). So heißt es im Epheserbrief des heiligen Paulus. Lassen Sie sich alle, Bischof und Gläubige, von diesem Frieden Gottes im Bistum Augsburg leiten.

Dir, lieber Bischof Konrad, wünsche ich einen guten Beginn in Augsburg. Möge Gottes Nähe und Segen Dich begleiten und sein Geist Dir nahe sein. Ihnen, liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, wünsche ich die Lebendigkeit und Offenheit, Ihrem Bischof Anregungen und Unterstützung zu geben. Ich wünsche Ihnen, liebe Gläubige, die Erfahrung der Freude am Glauben und der Erfüllung in der Kirche mit einem Bischof, der mit beeindruckender Glaubenskraft nach vorne schaut, die Zeichen der Zeit erkennt und gemeinsam mit Ihnen nach Wegen sucht, heute möglichst viele Menschen auf dem Weg zu Gott zu begleiten und in die Nachfolge Jesus Christi zu führen. Denn er ist unser Friede!


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 169 und 169a vom 23. Oktober 2010
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2010