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KIRCHE/1378: Ökumenischer Rat der Kirchen nimmt Stellung zu aktuelle Themen (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 13. September 2012

ÖRK nimmt Stellung zu aktuellen Themen



Südafrika, Australien, die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien, Griechenland, Französisch-Polynesien (Maohi Nui), Pakistan, Syrien und Myanmar stehen im Mittelpunkt der Erklärungen und Protokollpunkte, mit denen sich der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) kürzlich im Rahmen einer Beschlussfassung bei seiner Tagung in der Orthodoxen Akademie von Kreta in Kolympari, Griechenland, zu öffentlichen Angelegenheiten zu Wort gemeldet hat.

Gestützt auf Berichte von Betroffenen aus den entsprechenden Ländern und Beobachtern, die den ÖRK und seine 349 Mitgliedskirchen vertreten, rief der Zentralausschuss zu Gebeten und Unterstützung für all diejenigen auf, die aufgrund sozialer Ungerechtigkeit, Menschenrechtsverletzungen und Vorurteilen leiden.

Mit Blick auf das Massaker an Demonstrierenden in der Marikana-Mine von Lonmin in Südafrika am 16. August forderte der Zentralausschuss die Einsetzung einer Untersuchungskommission und mahnte die Zivilbehörden, "die für das Blutvergießen direkt Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen".

Alle betroffenen Parteien wurden ermutigt, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und Maßnahmen zu ergreifen, um Spaltungen zu überwinden. Der Zentralausschuss versprach, dass sich der ÖRK solidarisch an die Seite der Kirchen Südafrikas stelle, "die bemüht sind, die Familien, die Angehörige in dem Massaker verloren haben, und alle anderen Menschen, die von der schrecklichen Situation betroffen sind, zu trösten und ihnen Heilung zu bringen".

Des Weiteren rief das ÖRK-Leitungsgremium das langjährige Engagement des ÖRK für die indigene Bevölkerung Australiens in Erinnerung und bekräftigte die Solidarität des ÖRK "mit der indigenen Bevölkerung Australiens, den Aborigines und den Bewohnerinnen und Bewohnern der Torres-Strait-Inseln".

Die ÖRK-Mitgliedskirchen in der Region wurden aufgerufen, die Menschenrechte aller zu fördern, gegen Vorschriften zu protestieren, die ohne jegliche bedeutungsvollen Verhandlungen mit den von diesen Vorschriften am direktesten betroffenen Menschen umgesetzt werden, und die "anhaltenden Fürsprachebemühungen für eine Politik, die Partnerschaften zwischen indigenen Gemeinschaften und der australischen Regierung aufbaut", zu unterstützen.

Der Zentralausschuss rief weiterhin die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien auf, Erzbischof Dr. Jovan von Ohrid, der auch Metropolit von Skopje von der Serbischen Orthodoxen Kirche ist, aus der Haft zu entlassen.

Der Erzbischof war im Dezember 2011 beim Grenzübertritt von Griechenland nach Mazedonien festgenommen und in Abwesenheit zu Einzelhaft verurteilt worden. Amnesty International erklärte Erzbischof Jovan zu einem "Gefangenen aus Gewissensgründen". Der Zentralausschuss ermutigte die ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, "einen Solidaritätsbesuch durchzuführen und sich weiterhin für die Freilassung von Erzbischof Jovan einzusetzen".

Eine Erklärung zu der "aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise mit besonderem Fokus auf Griechenland", wo die Tagung des Zentralausschusses stattfand, beschäftigte sich mit der finanziellen Lage in Europa heute und kommt zu dem Schluss, dass "die Kirche aufgerufen [ist], die Würde aller Menschen, wie sie nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, zu verteidigen. Die Krise ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine geistliche und moralische Krise".

Der Zentralausschuss "unterstützt das Prinzip einer Finanztransaktionssteuer (FTT) als vernünftiges Werkzeug" und rief die Kirchen in Europa dringen auf, "zusammenzustehen und sich für gemeinsame europäische Lösungen für die Finanz- und Gesellschaftskrise einzusetzen" und einander "zu mobilisieren und [...] zu unterstützen, wenn es darum geht, den Schwächsten in unserer Gesellschaft Nothilfe und Unterstützung zukommen zu lassen".

Ferner rief der Zentralausschuss dazu auf, Französisch-Polynesien (Maohi Nui) wieder in die Liste der Vereinten Nationen aufzunehmen, auf der Kolonien stehen, die auf ihre Unabhängigkeit vorbereitet werden müssen.

Darüberhinaus hat der ÖRK die Regierung Pakistans dringend ermahnt, "unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um Verschleppungen, Zwangskonvertierungen zum Islam und Zwangsehen von jungen Frauen religiöser Minderheiten zu verhindern" und "angemessene Schutzmechanismen für alle religiösen Minderheiten des Landes" gefordert.

Mit Blick auf die anhaltende Gewalt in Syrien hat der Zentralausschuss "alle Parteien [aufgerufen], in einen Dialog miteinander zu treten - es ist dies die einzige Lösung -, zur Rettung der Einheit und der pluralistischen Zusammensetzung des historischen Syriens" und "die Fähigkeit und die Verantwortung der syrischen Bevölkerung, selber Lösungen für die Krise zu finden, zu respektieren und keine militärische Intervention von außen zu unternehmen".

Zudem hat der Zentralausschuss die Kirchen in Myanmar für ihre Initiativen zur Schaffung von Frieden in dem Land gelobt. Er ermutigte die Kirchen in Myanmar in einer Erklärung, sich weiterhin "für das Ende der Gewalt gegen die muslimischen Rohingyas und eine sichere Rückkehr der im eigenen Land vertriebenen Rohingyas in ihre Heimat einzusetzen".

Der Zentralausschuss stimmte auch Empfehlungen zu, dass für die 10. Vollversammlung des ÖRK Erklärungen zu öffentlichen Angelegenheiten zu folgenden Themen vorbereitet werden: Religionsfreiheit und die Rechte aller Religionsgemeinschaften im Kontext der Politisierung von Religion, Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel sowie das Konzept eines gerechten Friedens.

Die 10. ÖRK-Vollversammlung wird Ende Oktober 2013 in Busan, Republik Korea, stattfinden.


Vollständiger Wortlaut der Erklärungen zu öffentlichen Angelegenheiten:
http://lists.wcc-coe.org/ct.html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,hch2,usx,fpfm,a5kz,6a92,l50s

Weitere Informationen über die Tagung des Zentralausschusses:
http://lists.wcc-coe.org/ct.html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,hch2,usx,hat0,brni,6a92,l50s

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. September 2012
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2012